Kurier

Ein Café für das Schottenfe­ld

Der Fotograf Robin Peller eröffnete ein zeitgemäße­s Kaffeehaus, das abends zur Bar wird

- VON JULIA SCHRENK

Eier statt Avocados. Fotograf Robin Peller eröffnete mit dem Café Kandl ein zeitgemäße­s Kaffeehaus mit Bar.

Am Freitag um 4 Uhr Früh hat er noch die Regale zusammenge­schraubt, um 7 Uhr noch die Vorhänge aufgehängt, um 8 Uhr Früh waren die ersten Gäste da.

Vergangene Woche hat Robin Peller (30, Fotograf) in der Kandlgasse 12 in Neubau das Café Kandl eröffnet. Aus dem ehemaligen Beisl machte er ein „Contempora­ry Kaffeehaus“. Was heißt: zeitgemäß soll es sein, aber auch ein bisschen wie früher: „Die Kaffeehaus­kultur in Wien hat sich ja total verändert.“

„Ein modernes Kaffeehaus, das zeitig in der Früh aufsperrt und auch am Abend lange offen hat, gibt's in Wien nicht“, sagt der Neo-Gastronom. „Also mach ich das jetzt.“Um 8 Uhr macht das Café Kandl auf. Dann gibt’s Kaffee (von Süssmund) und Frühstück – mit Fokus auf Eiern. Auf Avocados verzichtet man. Nicht nur, weil es sie ohnehin überall anders zum Frühstück gibt. „Zuerst sind sie zu hart, dann zu weich, man muss extrem viel wegschmeiß­en, das wollten wir nicht“, sagt Küchenchef Julian Lechner.

Für den 25-Jährigen (vorher Mraz & Sohn, Aend) ist es die erste Station als Küchenchef. Lechners Frühstück ist zum Großteil vegetarisc­h, Schinken und Grammeln gibt es optional. Zu Mittag werden zwei Menüs serviert, am Abend Cocktails.

Verliebt in die Loos

Damit kennt sich Robin Peller aus. Nachdem ihn eine Freundin einst in die Loos Bar, die er nicht kannte, schleppte, hat er sich „total verliebt“– in die Bar. Die Barkeeper hatten ihn so beeindruck­t, dass er, damals 20 Jahre alt, unbedingt dort arbeiten wollte. Wenig später hat er angefangen – als Glaserwäsc­her in der Loos Bar. Danach war Peller drei Jahre im Robertos, später widmete er sich wieder der Fotografie. Mit der Gastronomi­e hatte er abgeschlos­sen – bis er vor zirka einem Jahr das leer stehende Kandl entdeckte – und sich wieder verliebte. In das Lokal. Und in den Innenhof mit Gartenhaus.

„Wenn du's nicht machst, mach ich's“, hatte ein Freund gesagt. Also schnappte sich Peller einen Architekte­n, einen Koch und einen Freund, der ihm mit dem Umbau half. Geworden ist es ein Café für das Grätzel. Die Außenrekla­me ist vom Modellbaue­r schräg gegenüber, die Salzund Pfefferstr­euer sind von Wauwau in der Westbahnst­raße, die Kunstwerke an den Wänden von Katharina Spielmann. Die Kaffeemasc­hine ziert Helmut Qualtinger, der Michael Häupl unter den Tisch säuft (eine Ölmalerei von Sebastian Kelemer). „Man probiert immer, die Welt von ganz oben zu verändern“, sagt Robin Peller. „Dabei kann man bei sich und in der nächsten Umgebung anfangen.“

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 ??  ?? Robin Peller ist Fotograf, war „Glasler“in der Loos Bar und hat nun sein eigenes Kaffeehaus in der Kandlgasse im siebenten Bezirk
Robin Peller ist Fotograf, war „Glasler“in der Loos Bar und hat nun sein eigenes Kaffeehaus in der Kandlgasse im siebenten Bezirk
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Qualtinger säuft Häupl auf der Kaffeemasc­hine unter den Tisch

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