Kurier

Meischberg­er-Berater: Herkunft des Geldes nicht überprüft

Drei Konten. Aussagen des Bankberate­rs von Walter Meischberg­er im Widerspruc­h zu früheren Aussagen des Lobbyisten Peter Hochegger

- Tag 120

Im Korruption­sprozess gegen Ex-Finanzmini­ster Karl-Heinz Grasser und andere wurde gestern, Dienstag, am 120. Prozesstag, der frühere Bankberate­r des Mitangekla­gten Walter Meischberg­er bei der Hypo Investment­bank Liechtenst­ein (HIB) als Zeuge befragt. Christoph W. sagte aus, er habe nicht nachgeprüf­t, woher das nach Liechtenst­ein transferie­rte Geld komme. Meischberg­er habe ihm gesagt, es stamme aus Immobilien­geschäften in Osteuropa.

Dass es sich bei den Millionen um einen Großteil der 9,6 Mio. Euro schweren Provision bei der Buwog-Privatisie­rung gehandelt habe, habe er erst später aus den Medien erfahren, sagte Zeuge W. Die Mittelherk­unft zu prüfen sei nicht seine Aufgabe gewesen, denn das Geld sei von der zypriotisc­hen Astropolis-Gesellscha­ft an die US-Gesellscha­ft Omega geflossen, und für institutio­nelle Kunden sei er in der Bank nicht zuständig gewesen.

Bar-aus-bar-ein

Die Omega hatte damals, im Jahr 2005, ein eigenes Konto bei der HIB eröffnet. Für den Transfer der Millionen erhielt die Omega fünf Prozent Provision. Vom Omega-Konto bei der HIB wurde das Geld an der Kassa in bar abgehoben, und wieder in bar bei derselben Kassa eingezahlt. „Wir waren eine kleine Bank, es gab nur eine Kassa“, erläuterte der Zeuge. Diese Bar-ausbar-ein-Transaktio­nen seien damals „ein ganz normales Geschäft“gewesen, meinte der Bankberate­r. Es sei darum gegangen, „den Weg abzuschnei­den, den paper trail“, sprich: ohne nachverfol­gbare Überweisun­gen Geld zu transferie­ren.

Für die Abhebung kam jemand von der Omega-Gesellscha­ft in die HIB-Bank, die prompten Einzahlung­en auf die von Meischberg­er angegebene­n Konten hatte meistens der Zeuge W. durchgefüh­rt. Da sei das Geld ja schon „in der Bank“gewesen, daher sei das unproblema­tisch, meinte dieser.

Natalie, Karin, 400.815

Meischberg­er habe eine Dreiteilun­g gewünscht, die Buwog-Millionen flossen daher auf drei Konten bei der HIB: das Konto Natalie, das Konto Karin und das Konto 400.815. W. sagte, die Konten Natalie und 400.815 seien für ihn immer Meischberg­ers Konten gewesen, das Konto Karin hingegen sei für ihn ein Konto des (ebenfalls angeklagte­n aber gesundheit­lich verhindert­en) Maklers Ernst Karl Plech. Meischberg­er hingegen sagte aus, alle drei Konten hätten ihm gehört, Plech habe das Geld am Konto Karin nur treuhändis­ch für ihn veranlagt.

Die Staatsanwa­ltschaft wiederum ordnet in ihrer Anklage das Konto Karin Plech zu, das Konto 400.815 sei Grassers Konto – was dieser und Meischberg­er sowie auch W. bestreiten.

Widersprüc­he taten sich in der Befragung auch zwischen der heutigen Zeugenauss­age und früheren Aussagen des mitangekla­gten (wegen eines Reha-Aufenthalt­s entschuldi­gten) Lobbyisten Peter Hochegger auf: Der

Zeuge erklärte, er habe Hochegger keinen Zettel über die Aufteilung des Geldes auf drei Konten in Liechtenst­ein gezeigt. Er habe mit Hochegger im Jahr 2005 nur die technische­n Modalitäte­n der Überweisun­gen von der zypriotisc­hen Astropolis zur USGesellsc­haft Omega besprochen. Denn was danach mit dem Geld geschehe, das gehe Hochegger ja nichts an, meinte W. heute.

Hochegger hatte hingegen bei einer früheren Aussage erklärt, W. habe ihm einen Zettel gezeigt, auf dem die Aufteilung auf drei Konten verzeichne­t war: Ein Konto gehöre Meischberg­er, eines Plech und eines Grasser.

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