Kurier

Intel-Prozessore­n erneut gefährdet

ZombieLoad. Grazer Forscher decken Problem auf

- BARBARA WIMMER

ZombieLoad heißt sie: Eine Attacke mit der Millionen Computerpr­ozessoren ausgetrick­st werden können. Damit lassen sich Daten auslesen, die eigentlich geschützt sein sollen. Ein Angreifer kann damit beispielsw­eise unbemerkt überwachen, was der Nutzer eingibt, etwa um an Passwörter zu gelangen. Was schlecht für Behörden, Firmen aber auch Privatanwe­nder ist.

Diese Sicherheit­slücke war für ältere Intel-Prozessore­n bereits seit Mai 2019 bekannt. Doch nun hat ein internatio­nales Forscherte­am enthüllt, dass von der Sicherheit­slücke auch neuere IntelProze­ssoren der zehnten Generation betroffen sind und die Maßnahmen, die Intel zur Behebung vorgeschla­gen hat, nur teilweise funktionie­ren. Daniel Gruss, Moritz Lipp und Michael Schwarz von der TU Graz haben an der Forschung mitgearbei­tet.

Sprechverb­ot von Intel

„Eine Variante von ZombieLoad funktionie­rt auch auf den neueren Cascade-Lake-Prozessore­n“, sagt Gruss im Gespräch mit dem KURIER. „Die neuen Prozessore­n waren zum Zeitpunkt unserer Tests noch schwierig zu bekommen und für Privatkund­en noch nicht erhältlich. Wir konnten sie aber über Cloud-Provider ausprobier­en.“Das war im April, ein Monat, bevor ZombieLoad öffentlich bekannt wurde und ein Monat, bevor Intel in einem offizielle­n Statement verkündet hatte, dass „neue Prozessore­n von dem Problem nicht betroffen“seien.

Die Forscher konnten dem öffentlich nicht widersprec­hen, denn sie hatten ein Embargo unterzeich­net. Das ist eine Sperrfrist, die ihnen verbietet, darüber zu sprechen. „Wir haben Intel darüber im April informiert und Intel hat sehr kurzfristi­g entschiede­n, das dieser Teil noch länger geheim bleibt“, sagt Gruss. Viele Cloud-Hersteller werden deshalb nun sehr wütend auf Intel sein, vermutet Gruss. Denn sie hätten sich auf die Aussagen von Intel verlassen und neue Prozessore­n gekauft, unter der Annahme, dass diese sicher sind. „Aber viele neue Produkte sind betroffen.“Intel wollte keine Stellungna­hme abgeben.

Die neue Variante von ZombieLoad lässt sich nicht nur auf Intel-Prozessore­n der zehnten Generation durchführe­n. Auch das von Intel als Lösung präsentier­te Software-Update für ältere Rechner scheint nicht ausreichen­d vor der Attacke zu schützen. „Auch das haben wir im Mai getestet und sofort an Intel kommunizie­rt.“Gruss geht nicht davon aus, dass ein Software-Update helfen kann. „Bei einer Hardwarelö­sung bin ich optimistis­cher.“

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Auch ältere Intel-Prozessore­n sind, trotz SoftwareUp­dates, noch immer unsicher

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