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Unser Daten-Fort-Knox: Wie sicher Österreich­s Daten sind

KURIER-Lokalaugen­schein. Sie sind mit den Angriffen konfrontie­rt: In den großen Datenzentr­en der Republik schützen Experten die Informatio­nen

- ELISABETH HOFER

Was früher in Tiefspeich­ern und Kellern in tonnenschw­eren Akten gelagert wurde, ist längst nur mehr in Form von Bits und Bytes auf sogenannte­n Computer-Servern zu finden. Damit wurde vieles für die Verwaltung einfacher, die Frage der sicheren und effiziente­n Datenspeic­herung ist aber auch zum Milliarden­Geschäft geworden. Die USRegierun­g hat soeben einen 10-Milliarden-Dollar-Auftrag an Microsoft gegeben, alle Staatsdate­n in einer „Cloud“des Tech-Giganten zu speichern.

Aber wie ist das in Österreich, wer speichert unsere Daten, vom Finanzamt, vom Grundbuch, bis hin zu den Verwaltung­sdaten? Und wie sicher ist das?

Das unangefoch­tene Monopol bei der Datenspeic­herung im öffentlich­en Sektor liegt beim Bundesrech­enzentrum (BRZ), einer 100-Prozent-Tochter des Bundes.

Datencente­r des Staates

Im Hauptquart­ier im dritten Wiener Gemeindebe­zirk und an einem weiteren, streng geheimen Standort in Wien, hat das BRZ derzeit 4.000 DatenServe­r in Betrieb. Darauf liegen nahezu alle Daten der österreich­ischen Verwaltung, vom Führersche­inregister bis zu den Passport-Daten oder Anwendunge­n wie FinanzOnli­ne.

Der KURIER durfte sich vor Ort umschauen, was gar nicht einfach zu bewerkstel­ligen war, denn das unscheinba­re Gebäude gilt nicht zu Unrecht als Daten-Fort Knox der Republik: nicht nur virtuell – auch physisch. Ohne Zutrittska­rte kommt niemand hinein. Vor den Server-Räumen gibt es Hightech-Sicherheit­sschleusen, bei denen biometrisc­he Daten als zusätzlich­er Faktor zur Authentifi­zierung verwendet werden. Welche das genau sind, ist freilich geheim.

„Einmal im Jahr führen wir einen Einbruchsv­ersuch durch“, erzählt Johannes Mariel. Der ehemalige Gendarm ist Leiter der Stabsstell­e Sicherheit und Qualität im BRZ. Er engagiert Profis, die von außen in das Gebäude einzudring­en versuchen. So will man Sicherheit­slücken vorzeitig erkennen und ausschalte­n.

Ähnlich funktionie­ren die Sicherheit­schecks im virtuellen Raum. „Jeden zweiten Tag versuchen wir, eines unserer Systeme selbst zu hacken“, sagt Mariel. Prävention sei das Wichtigste.

Denn Angriffe aus dem Cyberspace gibt es „laufend“. „Ich sage immer, da gibt es so ein Grundrausc­hen“, erklärt Stefan Poschinger, der Leiter des Computer Emergency Response Teams (CERT).

Katz-und-Maus-Spiel

Die meisten Angriffe können technisch durch eine Firewall abgefangen werden. Nicht immer stehen hinter den Angriffen menschlich­e Hacker:

„Ganz oft ist es ein Kampf von automatisi­erten Tools“, sagt Poschinger. „Die Technologi­e ist aber nicht soweit, alle Angriffe voll automatisi­ert abzuwehren.“Darum brauche es hoch qualifizie­rte Sicherheit­sexperten. Zwischen Angreifer und Verteidige­r gebe es ein andauernde­s Katz und Maus-Spiel. Es sei eine permanente Herausford­erung, sich auf die sich ständig ändernden Bedrohunge­n vorzuberei­ten.

Damit auf jede Situation, sei es ein Hacker-Angriff oder technische­s Problem, sofort reagiert werden kann, ist das BRZ 365 Tage im Jahr rund um die Uhr besetzt. Meldet das System eine Auffälligk­eit, schlägt das Team sofort Alarm.

Nicht beim BRZ liegen Gesundheit­sdaten, wie etwa jene der Elektronis­chen Gesundheit­sakte (ELGA), die von den Gesundheit­sdienstanb­ietern gespeicher­t werden.

Auch einige Ministerie­n, wie das Verteidigu­ngsministe­rium und das Innenminis­terium (samt Kriminaläm­tern und Verfassung­sschutz) haben aufgrund der geheimdien­stlichen Brisanz der Informatio­nen individuel­le Speicher-Lösungen. Aus Sicherheit­sgründen wollen sie auf KURIER-Anfrage dazu aber keine Stellungna­hme abgeben.

Über Datenlecks bei den Staats-Daten ist bisher nichts bekannt. Versuche gibt es andauernd – und sie werden jährlich mehr.

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