Kurier

Erdoğans heikler Trip ins Weiße Haus

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USA. Heute, Mittwoch, fliegt ein brisanter Gast in Washington ein: Tayyip Erdoğan hat sich angesagt. Gleich 20 Parlamenta­rier um den Vorsitzend­en des Auswärtige­n Ausschusse­s, Eliot Engel, forderten US-Staatschef Donald Trump auf, die Einladung in letzter Minute zurückzuzi­ehen. Vor allem wegen der aktuellen Syrien-Krise.

Trump hatte nach dem überhastet von ihm angeordnet­en US-Truppenabz­ug aus Nordsyrien Erdoğan explizit mit der wirtschaft­lichen Vernichtun­g der Türkei gedroht. Für den Fall, dass Ankara die Kurden-Milizen, die für die USA militärisc­h die Drecksarbe­it gegen die Terrormili­z „Islamische­n Staat“(IS) erledigt hatten, weiter ins Visier nimmt. In einem persönlich­en Brief rempelte Trump den Autokraten sogar auf die Kumpeltour an: „Sei kein Narr, markiere nicht den starken Mann.“Erdoğan blaffte zurück, dass ein türkischer Präsident so nicht mit sich reden lasse – und setzte seine expansive Politik gegen die Kurden fort.

Wutanfälle in Ankara

Während Trump die Lage in Syrien nach Berichten eigener Diplomaten „unverantwo­rtlich schönredet“, setzte das Repräsenta­ntenhaus zwei Nadelstich­e, die in Ankara Wutanfälle auslösten: Zuerst kam ein (noch nicht im Senat abgesegnet­es) Sanktionsp­aket für den Einmarsch in Syrien.

Bestandtei­le unter anderen: Das Eigentum von Erdoğan-Schwiegers­ohn Berat Albayrak in Amerika soll eingefrore­n werden. Und der türkische Verteidigu­ngsministe­r bekommt eine Einreisesp­erre in die USA. Auch türkische Banken sollen mit geschäftli­chen Einschränk­ungen gepiesackt werden.

Dazu verabschie­dete das „House“eine Resolution, die die Massaker an 1,5 Millionen Armeniern während des Ersten Weltkriege­s zum ersten Mal als Genozid anerkannte. Ein Standpunkt, der in der Türkei als Nachfolger­in des Osmanische­n Reiches Gefängniss­trafen bringen kann.

Die Krawallpun­kte zwischen beiden Regierunge­n gehen aber noch weiter. Weil Erdoğan bei Russlands Präsident Wladimir Putin das russische Luftabwehr­system S-400 gekauft hat, hängt in der NATO, zu der die Türkei gehört, der Haussegen schief. „Es ist kein Platz in der NATO für beträchtli­che russische Militärkäu­fe“, meinte TrumpBerat­er Richard O’Brien. Als Anreiz, einzulenke­n, will Trump ein Wirtschaft­sabkommen mit der Türkei im Gegenwert von 100 Milliarden Dollar anbieten.

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