Seilbahner Hörl: „Greta würde Wintersport empfehlen“
Saisonstart. Die Skigebiete werden immer größer, die Öko-Bedenken offenbar auch.
Der zurzeit heftig diskutierte Zusammenschluss der Gletscherskigebiete Ötztal und Pitztal ist nur die Spitze der hochtrabenden Pläne der Seilbahner. Allein für die kommende Saison haben sie mehr als 750 Millionen Euro in Pisten und Anlagen investiert, gerne übertrumpfen einander die Skigebiete mit Superlativen. So kann man im Skiverbund Ski amadé mittlerweile 760 Pistenkilometer abfahren, was in etwa der Strecke von Wien nach Wiesbaden entspricht.
Dass es beim Wettstreit um die meisten Pistenkilometer nicht nur um die Eitelkeit einzelner Liftkaiser geht, sondern um ein beinhartes Geschäft, zeigen Umfragen der Seilbahnwirtschaft. Demnach wollen Wintersportler vor allem ein großes Skigebiet (56 Prozent) und Schneesicherheit (41 Prozent). Dagegen ist der Preis des Skipasses nur für acht Prozent der Urlauber entscheidend.
Wirbel um weißes Band
Kommendes Wochenende starten unter anderem Sölden und Gurgl in die Saison, für mediale Aufregung hat aber vor allem ein Schneeband auf der Resterhöhe in Mittersill (auf der Salzburger Seite des Kitzbüheler Skigebiets) gesorgt. In der aktuellen Klimadiskussion ließ es die Wogen hochgehen. Franz Hörl, Obmann der Seilbahnen in der Wirtschaftskammer Österreich, will das nicht kommentieren. Nur so viel: „Kitz macht das seit fünf Jahren, aber erst seit zwei Jahren gibt es so einen Wirbel darum.“Der Schnee sei buchstäblich vom letzten Jahr, die Anlage genehmigt. „Was für eine Botschaft mit der Aktion ausgesendet wird, müssen die Verantwortlichen selbst wissen.“
Hörl selbst redet neuerdings gerne über die gute Öko-Bilanz des Ski-Urlaubs und hat auch passende Studien parat, die seine Branche in Auftrag gegeben hat. Demnach hat ein Skifahrer nach einem Tag auf der Piste eine bessere TreibhausgasBilanz als ein Sommerurlauber, der im Meer Jetski gefahren ist. „Greta würde den Wintersport empfehlen“, glaubt Hörl. Hauptausschlaggebend bei der ÖkoBilanz ist allerdings die Anreise. Wer fliegt, schneidet schlecht ab – in die Skigebiete stauen die meisten aber mit ihren privaten Pkw.
Zug fährt ab
Derzeit reisen 85 Prozent der Winterurlauber mit dem Auto an, doch in den Städten machen immer weniger Jugendliche einen Führerschein. Hörl: „Wir müssen uns Gedanken machen, wie wir die Leute künftig in die Berge bekommen.“Diesen Winter wurden jedenfalls die Zugverbindungen in die Skigebiete ausgebaut. Allein aus Deutschland gibt es diesen
Winter täglich 37 Direktverbindungen.
Tatsächlich hat die Seilbahnwirtschaft in den vergangenen Jahren viel in Solaranlagen, Shuttle-Services und ökologisch nachhaltigere Anlagen investiert. Wohl auch aus Imagegründen. Denn ob auch die nächsten Generationen zu aktiven Skifahrern heranwachsen, steht noch in den Sternen.
Große Hoffnungen hat die Branche zuletzt in die Winterspiele in Peking 2022 gesetzt. Da China auch im Wintersport zu einer Weltmacht aufsteigen könnte, könnte die Zahl der chinesischen Skifahrer von aktuell fünf auf 300 Millionen steigen. Den Seilbahnern waren angesichts der potenziellen Gäste die Dollarzeichen in die Augen geschrieben. Petra Stolba, Chefin der Österreich Werbung, bremst nun aber die Erwartungen. Sie bezweifelt, dass Skifahren zur „kollektiven Mentalität“der Chinesen passt. Sie würden sich wohl lieber zum Tai-Chi im Park treffen, als allein über die Piste zu wedeln.