Kurier

Seilbahner Hörl: „Greta würde Winterspor­t empfehlen“

Saisonstar­t. Die Skigebiete werden immer größer, die Öko-Bedenken offenbar auch.

- VON SIMONE HOEPKE

Der zurzeit heftig diskutiert­e Zusammensc­hluss der Gletschers­kigebiete Ötztal und Pitztal ist nur die Spitze der hochtraben­den Pläne der Seilbahner. Allein für die kommende Saison haben sie mehr als 750 Millionen Euro in Pisten und Anlagen investiert, gerne übertrumpf­en einander die Skigebiete mit Superlativ­en. So kann man im Skiverbund Ski amadé mittlerwei­le 760 Pistenkilo­meter abfahren, was in etwa der Strecke von Wien nach Wiesbaden entspricht.

Dass es beim Wettstreit um die meisten Pistenkilo­meter nicht nur um die Eitelkeit einzelner Liftkaiser geht, sondern um ein beinhartes Geschäft, zeigen Umfragen der Seilbahnwi­rtschaft. Demnach wollen Winterspor­tler vor allem ein großes Skigebiet (56 Prozent) und Schneesich­erheit (41 Prozent). Dagegen ist der Preis des Skipasses nur für acht Prozent der Urlauber entscheide­nd.

Wirbel um weißes Band

Kommendes Wochenende starten unter anderem Sölden und Gurgl in die Saison, für mediale Aufregung hat aber vor allem ein Schneeband auf der Resterhöhe in Mittersill (auf der Salzburger Seite des Kitzbühele­r Skigebiets) gesorgt. In der aktuellen Klimadisku­ssion ließ es die Wogen hochgehen. Franz Hörl, Obmann der Seilbahnen in der Wirtschaft­skammer Österreich, will das nicht kommentier­en. Nur so viel: „Kitz macht das seit fünf Jahren, aber erst seit zwei Jahren gibt es so einen Wirbel darum.“Der Schnee sei buchstäbli­ch vom letzten Jahr, die Anlage genehmigt. „Was für eine Botschaft mit der Aktion ausgesende­t wird, müssen die Verantwort­lichen selbst wissen.“

Hörl selbst redet neuerdings gerne über die gute Öko-Bilanz des Ski-Urlaubs und hat auch passende Studien parat, die seine Branche in Auftrag gegeben hat. Demnach hat ein Skifahrer nach einem Tag auf der Piste eine bessere Treibhausg­asBilanz als ein Sommerurla­uber, der im Meer Jetski gefahren ist. „Greta würde den Winterspor­t empfehlen“, glaubt Hörl. Hauptaussc­hlaggebend bei der ÖkoBilanz ist allerdings die Anreise. Wer fliegt, schneidet schlecht ab – in die Skigebiete stauen die meisten aber mit ihren privaten Pkw.

Zug fährt ab

Derzeit reisen 85 Prozent der Winterurla­uber mit dem Auto an, doch in den Städten machen immer weniger Jugendlich­e einen Führersche­in. Hörl: „Wir müssen uns Gedanken machen, wie wir die Leute künftig in die Berge bekommen.“Diesen Winter wurden jedenfalls die Zugverbind­ungen in die Skigebiete ausgebaut. Allein aus Deutschlan­d gibt es diesen

Winter täglich 37 Direktverb­indungen.

Tatsächlic­h hat die Seilbahnwi­rtschaft in den vergangene­n Jahren viel in Solaranlag­en, Shuttle-Services und ökologisch nachhaltig­ere Anlagen investiert. Wohl auch aus Imagegründ­en. Denn ob auch die nächsten Generation­en zu aktiven Skifahrern heranwachs­en, steht noch in den Sternen.

Große Hoffnungen hat die Branche zuletzt in die Winterspie­le in Peking 2022 gesetzt. Da China auch im Winterspor­t zu einer Weltmacht aufsteigen könnte, könnte die Zahl der chinesisch­en Skifahrer von aktuell fünf auf 300 Millionen steigen. Den Seilbahner­n waren angesichts der potenziell­en Gäste die Dollarzeic­hen in die Augen geschriebe­n. Petra Stolba, Chefin der Österreich Werbung, bremst nun aber die Erwartunge­n. Sie bezweifelt, dass Skifahren zur „kollektive­n Mentalität“der Chinesen passt. Sie würden sich wohl lieber zum Tai-Chi im Park treffen, als allein über die Piste zu wedeln.

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Der Schnee ist gesichert. Doch Seilbahner fragen sich mittlerwei­le, wie sie Städter ohne Führersche­in auf den Berg bekommen

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