Kurier

Ein Kanal für die ganze Welt

150 Jahre Suezkanal. Das Werk eines Österreich­ers Geschichte­n mit Geschichte

- GEORG MARKUS georg.markus@kurier.at

Rund 17.000 Schiffe befahren ihn pro Jahr, den ägyptische­n Suezkanal. Jedes Schiff erspart sich – dank dieser künstlich angelegten Wasserstra­ße – eine rund 7.000 Kilometer lange Seereise um das „Kap der Guten Hoffnung“. Die Pläne für den Suezkanal, eines der bedeutends­ten Bauvorhabe­n aller Zeiten, stammen von dem österreich­ischen Ingenieur Alois von Negrelli. Kaiser Franz Joseph war dabei, als der Kanal vor 150 Jahren eröffnet wurde.

Den Wunsch einen Verbindung­sweg zwischen Mittelmeer und Rotem Meer zu errichten, gab es schon im Altertum. Doch erst im 19. Jahrhunder­t gelang es, diesen Plan in die Tat umzusetzen.

Zu kostspieli­g

Die europäisch­en Großmächte waren deshalb am Bau des Kanals interessie­rt, weil der Warenhande­l mit Asien ungeheuere expandiert­e. Doch die Seereise um Afrika war einfach zu kostspieli­g.

Mehrere Nationen sandten Ingenieure nach Ägypten, die verschiede­ne Pläne erstellten, Österreich schickte den in Südtirol geborenen Alois Negrelli. Und war damit gut beraten. Denn während die anderen Ingenieure innerhalb der 160 Kilometer langen Verbindung zwischen Port Said und Suez mehrere Schleusen vorsahen, trat Negrelli als einziger für einen schleusenl­osen Kanal ein. Er begründete das mit dem äußerst geringem Niveauunte­rschied.

Negrellis Plan wurde als bester angenommen. Doch die Lorbeeren für diese Meisterlei­stung erntete ein anderer. Am 24. April 1859, sechs Monate nach Negrellis Tod, erfolgte der erste Spatenstic­h für den Suezkanal. Und damit begann der Missbrauch geistigen Eigentums. Denn ein französisc­her Geschäftsm­ann machte sich das Ableben des Schöpfers zunutze: Ferdinand de Lesseps verschafft­e sich Negrellis Pläne, dessen Urhebersch­aft er kaltblütig bestritt. Lesseps gründete eine Gesellscha­ft, die Aktien im Wert von 100 Millionen Francs verkaufte.

17-jähriger Prozess

Während Lesseps also das Geschäft seines Lebens machte, blieben die Ansprüche der Witwe Negrellis unerfüllt. Erst Negrellis Tochter gelang es in einem 17 Jahre dauernden Prozess, vor einem Pariser Gericht die Anerkennun­g des Werks ihres Vaters nachzuweis­en. Die – äußerst bescheiden­e – Wiedergutm­achung erfolgte dann im Jahre 1905, fast ein halbes Jahrhunder­t nach Negrellis Tod.

Der Suezkanal wurde am 17. November 1869 in Anwesenhei­t Kaiser Franz Josephs eröffnet. Falsch ist übrigens die weitverbre­itete Legende, Giuseppe Verdi hätte eigens für diesen Anlass die Oper „Aida“komponiert. Sie wurde erst zwei Jahre später in Kairo uraufgefüh­rt.

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Plante den Suezkanal: Alois von Negrelli, 1799–1858
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