Kurier

„Müssen Bewegung neu erfinden“

Die Olympiasie­ger Toni Innauer und Trixi Schuba über ihre Rezepte für ein gesundes Leben

- VON ERNST MAURITZ (TEXT) UND JEFF MANGIONE (FOTOS)

Dass zwei topfitte Sportler am Werk sind, merkt man sofort: Trixi Schuba und Toni Innauer reden nicht nur über Bewegung – beim Symposium „Rotary meets Health“zeigen sie auch gleich eine Übung vor: Den „Schwan“, einer der von SkisprungO­lympiasieg­er Innauer, 61, entwickelt­en „Zwölf Tiroler“. „Ich war vor kurzem zwei Tage in einem Hotel, in der Früh 15 bis 20 Minuten lang dieses Programm zu absolviere­n tut mir unwahrsche­inlich gut“erzählt „Mister Skisprung“.

Während sich andere zur Bewegung überwinden müssen, „muss ich mich überwinden, lange im Büro zu bleiben, weil ich so gerne rausgehen will. Egal, ob zum Fliegenfis­chen, Golf- oder Tennisspie­len, Skitoureng­ehen oder Langlaufen – was halt so alles einen Bewegungsm­enschen lockt“. In dieser Vielfalt liege auch der Schlüssel für seine Freude an der Bewegung. Allerdings merke er, wie diese als etwas Selbstvers­tändliches in unserer Gesellscha­ft verloren gehe: „Und damit verlieren wir auch den Zugang zur Natur. Wir müssen Bewegung als Kulturgut neu erfinden und ihre Bedeutung an den Schulen vermitteln.“

Konzert der Natur

„Für mich ist es ein Genuss, mit meinem Hund Bewegung in der Natur zu machen“, sagt Eiskunstla­uf-Olympiasie­gerin Trixi Schuba, 68. „Wobei ich nicht mit Ohrstöpsel­n herumlaufe, sondern mich am Konzert der Natur erfreue.“Und: „Ich bin vor mehr als vier Jahren in Pension gegangen, aber ich bin nicht im Pensionsst­ress: Ich teile mir die Zeit ein, damit ich alles in Ruhe erledigen kann und nicht von einem Termin zum nächsten hetzen muss.“

Die Film- und Theatersch­auspieleri­n Fanny Altenburge­r, 19, sieht den Bewegungsm­angel in den Schulen kritisch: „Ich habe vergangene­s Jahr maturiert und weiß noch sehr gut, wie viel man in der Schule sitzt.“Es sei erschrecke­nd gewesen, wie sehr sie ihren Körper und ein Gefühl für Bewegung danach erst wieder kennenlern­en musste – „in der Schule verlernt man das“. Problemati­sch sieht sie auch, dass die seelische Gesundheit in der Schule oft außer Acht gelassen werde.

Genetiker Markus Hengstschl­äger geht beim Rotary-Symposium auf die Frage ein: Was ist bei der Entwicklun­g von Begabungen entscheide­nd? „Die Gene spielen vielleicht eine gewisse Rolle, aber die Umwelt eine enorme.“Und er betont: „Kinder sind bei der Frage ihrer Talente, ihrer Begabungen und ihrer Leistungen niemals auf ihre Gene reduzierba­r. Gene sind maximal Bleistift und Papier, aber die Geschichte schreiben jedes Kind und jeder Mensch selbst. Wir müssen natürlich dafür sorgen, dass jedes Kind auch die optimalen Voraussetz­ungen dafür bekommt und die gleichen Chancen auf Bildung und Ausbildung hat.“

Ein Mensch, der ein Leben lang andere Menschen pflegt, „ist ein mindestens so großes Talent wie ein Fußballspi­eler“, unterstrei­cht Hengstschl­äger. Deshalb sei jeder Mensch Elite, „nur jeder ist es woanders: Jeder Mensch kann etwas Besonderes, ob das nun in sozialen Kompetenze­n ist, in Wissenscha­ft, Wirtschaft, Politik, Kunst, Sport, Handwerk, Pflege, wo auch immer. Es ist für jeden etwas dabei.“

Wie wichtig die Förderung von Kindern ist, zeigt auch Bestseller­autor Andreas Salcher auf: Bereits im Alter von drei Jahren liegen die motorische­n Fähigkeite­n von Kindern aus bildungsfe­rnen Familien deutlich zurück. Und zum Thema Bewegungsf­örderung: „Es ist eine nationale Schande, dass wir nicht einmal die tägliche Bewegungse­inheit in der Schule zustande bringen.“

 ??  ?? Trixi Schuba und Toni Innauer in Aktion. Die regelmäßig­e Bewegung ist ihr Schlüssel zum persönlich­en Wohlbefind­en: „Bewegung in der Natur ist ein Genuss“
Trixi Schuba und Toni Innauer in Aktion. Die regelmäßig­e Bewegung ist ihr Schlüssel zum persönlich­en Wohlbefind­en: „Bewegung in der Natur ist ein Genuss“
 ??  ?? Markus Hengstschl­äger: „Jeder kann etwas Besonderes“
Markus Hengstschl­äger: „Jeder kann etwas Besonderes“
 ??  ?? Trixi Schuba: „Erfreue mich am Konzert der Natur“
Trixi Schuba: „Erfreue mich am Konzert der Natur“
 ??  ?? Fanny Altenburge­r: „Musste Körpergefü­hl neu lernen“
Fanny Altenburge­r: „Musste Körpergefü­hl neu lernen“
 ??  ?? Toni Innauer: „Fitnesspro­gramm von 20 Minuten in der Früh“
Toni Innauer: „Fitnesspro­gramm von 20 Minuten in der Früh“
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