„Die Kultur – das neue Salz“
Bad Ischl und die Region sind Sieger mit dem Konzept „Salz und Wasser als DNA“
Bad Ischl – Sommerresidenz der Habsburger und idyllische Kaiserstadt, wo Peter Altenberg, Stefan Zweig und Johann Nestroy auf Sommerfrische waren und seit 1948 Franz Lehár begraben ist – war einmal so etwas wie das Monte Carlo von Alt-Österreich.
Und Bad Ischl im Salzkammergut wird eine der Europäischen Kulturhauptstädte 2024. Neben der zweitgrößten estnischen Stadt Tartu und dem norwegischen Bodø.
Weil Kunst und Kultur Menschen verbindet, ist für Außen- und Kulturminister Alexander Schallenberg die jährliche Kür einer Europäischen Kulturhauptstadt auch im 21. Jahrhundert eine sehr wertvolle Idee:
„Wenn wir darüber reden, was uns zu Europäern macht, kommen wir an Kunst und Kultur nicht vorbei. Es ist auch ein schönes Element, weil es das Regionale in Europa nach vorne stellt. Das Rückgrat der Europäischen Union sind in Wirklichkeit die Städte und Gemeinden.“
Abseits von Klischees
Für das Votum der zwölfköpfigen, international besetzten Jury zugunsten Bad Ischls, dem im heimischen Bewerber-Trio mit St. Pölten und Dornbirn lange nur Außenseiterchancen eingeräumt wurden, waren nicht etwa Klischees wie Operetten-Festival, Zaunerstollen oder Kaiserschmarren mit Zwetschgenröster entscheidend, wie mancher vermuten mag.
Obwohl: Ein Get-together von vier Juroren mit dem Kaiser-Ururenkel Valentin Habsburg-Lothringen vor ein paar Tagen in Bad Ischl war schon geschickte Dramaturgie.
Ehe der Weg von der „Macht der Tradition“mit Zug und Schiff ins Heute nach Hallstatt führte, das die Chinesen in Guangdong bereits geklont haben. Und das als touristischer Hotspot jetzt schon unter Besuchermassen leidet.
Frage nach der Zukunft
Mit dem Salzkammergut hat man sich erstmals nach Graz 2003 und Linz 2009 für eine Region entschieden. Ihr und dem Motto „Salz und Wasser als DNA“gab man den Vorzug gegenüber St. Pölten und
Dornbirn. Denn die Kultur soll das „neue Salz“werden, so das Motto der letztlich erfolgreichen Bewerbung, an der rund 20 Gemeinden aus Oberösterreich und der Steiermark beteiligt sind.
Beurteilungskriterien für die Jury waren die Programmqualität, die europäische Dimension, die Einbeziehung der Bevölkerung sowie die finanzielle und organisatorische Machbarkeit.
„Es geht anhand des Themas Salz um Fragen der Post-Industrialisierung, es geht um Tourismus und Hypertourismus und darum, wie man mit Tradition, Kultur und alternativer Kultur umgeht“, sagt die Juryvorsitzende
Cristina Farinha am Dienstag im Bundeskanzleramt mit Hinweis darauf, „dass sich die gleichen Fragen viele Städte in Europa stellen“.
Gefragt ist nicht nur eine Gegenstrategie zur bedenklichen Entwicklung des Massentourismus, sondern auch eine Vision zur Zukunft des Salzkammerguts.
„In Vielfalt vereint“
„Wie wollen wir hier leben? Welche Herausforderungen gilt es zu bewältigen?“, heißt es auf der Homepage. „Mit einem regionalen Kulturentwicklungsplan eröffnen wir eine langfristige Perspektive und nehmen die Zukunft kreativ und mutig in die Hand.“
„Es ist das Ziel, dass wir als Europäer in Vielfalt vereint sind“, sagte Martin Selmayr, zuletzt EU-Generalsekretär und seit 1. November der neue Leiter der Vertretung der Europäischen Kommission in Österreich.
Und nichts symbolisiere dieses Prinzip besser als das 1985 durch die damalige griechische Kulturministerin Melina Mercouri initiierte Kulturhauptstadt-Projekt.
Für das zahlt die EU 1,5 Millionen Euro, den Rest muss die Kulturhauptstadt selbst aufbringen. Aber angeblich bringt der Fremdenverkehr jeden investierten Euro mehrfach zurück.