Ist das Votum für Bad Ischl richtig?
PROCONTRA
Selbstverständlich ist es richtig, Bad Ischl zu wählen (siehe dazu auch die Karikatur von Pammesberger auf Seite 2). Bad Ischl liegt inmitten der schönsten Region Österreichs, des Salzkammergutes. Bad Ischl ist ein architektonisches Juwel, das man stolz herzeigen muss. Bad Ischl ist kulinarisch eine Freude (danke, Herr Zauner) und in manchen Bars, gegen das Image, durchaus verrucht. Als Operettenstadt ist Ischl weniger antiquiert als andere. Als Europäische Kulturhauptstadt sollte sie es auch sein.
Das Votum hat aber auch einen Bart – jenen von
Franz Joseph. 2024 können sich nun Ischl und das Salzkammergut weltoffen, jenseits monarchistischer Klischees, durchaus selbstkritisch zeigen. Wie sieht Tourismus heute aus? Anders als eine Ameisenstraße. Außerdem hat Ischl einen Innovationsschub dringender nötig als St. Pölten. Die Wahl passt auch zu einem Regionalisierungstrend: Die Natur ist der neue Kaiser. GERT KORENTSCHNIG
Es gibt Städte, wo „Overtourism“schon ein Begriff war, bevor man ihn überhaupt kannte. Die neue Kulturhauptstadt Bad Ischl gehört dazu. Der Ort mit kaiserlichem Zuckerguss ist schon jetzt ein riesiger Touristenmagnet. St. Pölten hätte mehr Entwicklungspotenzial gehabt, Dornbirn wäre als Region interessant gewesen.
Das Salzkammergut ist eine traumhafte Region, deren Tourismusbetriebe oft Nachholbedarf haben. Die Saison ist zu kurz, um eine wirklich gute Infrastruktur aufrecht zu erhalten. Das neue „Label“gibt immerhin einen Modernisierungsanstoß. Aber wird er nachhaltig sein? Wie Bad Ischl allein verkehrsplanerisch einen neuen Touristenansturm bewältigen soll, ist rätselhaft. Und die Schlangen vor der legendären (und immer vollen) Konditorei Zauner will man sich nicht ausmalen. Bad Ischl darf nicht Hallstatt werden: ein abschreckendes Beispiel für einen TouristenHotspot, in dem man nicht mehr wohnen möchte. MARTINA SALOMON