Dumme Sprüche und keine Ideen
Yung Hurn. Der Rapper legt ein neues, bedenklich sexistisches und musikalisch schwaches Album vor
Die noch junge #MeToo-Debatte im Deutschrap hat nun auch Yung Hurn erreicht. Erst jetzt (?!), fragt man sich da etwas perplex. Denn dass der als Julian Sellmeister in Wien 1220 geborene Rapper sexistische Einzeiler am Smartphone verfasst, sollte eigentlich keinen mehr überraschen. Vor allem dann nicht, wenn man seine bisherigen Arbeiten kennt: „Ich bin so tief in ihrem Hals, ja, Baby, sie schluckt, und sie lacht dann“lallt er etwa in „MHM“, einem Song auf seinem Debütalbum „1220“. Soll heißen: Sexismus ist sein Markenzeichen.
Somit ist die Cover-Artwork-Gestaltung seines nun veröffentlichten zweiten Albums mit dem Titel „Y“einfach nur konsequent. Man sieht einen Yung Hurn, der vor einem Mädchen kniet und ihren Intimbereich – bedeckt von einem zu knappen Höschen – beschnüffelt: Smells Like Teen Spirit.
Die Botschaft dieses Fotos ist klar: Gleich geht’s ordentlich zur Sache, Baby! Dazu passt auch das soeben präsentierte Video zu „Ponny“, in dem der Cloud-Rapper mit diesen Zeilen durch den Song schlurft: „Kleine Bitch ist mein Pony, sie macht Sport, ja, sie hat gute Kondi.“Dazu reitet eine Instagram-Influencerin namens Benita Banu mit feuchten Lippen Penthouse-mäßig auf einem Rodeo-Bullen
durchs Bild. Sie hat, nun ja, etwas „auf ihrem G’sicht, sie braucht Zewa. Wisch weg, weil da klebt was“, nuschelt dazu Hurn mit Autotune-gesteuerter Stimme. Skandal, schreien die einen. Alles nur Kunst, die anderen. Beides stimmt, oder besser gesagt: stimmte. Den während Yung Hurn (und sein Alter Ego K. Ronaldo) bislang mit viel Selbstironie der Spagat zwischen Balla Balla und Genie gelang, legt er nun einen Bauchfleck hin.
Flaute
Denn das neue Album klingt so, als wäre ihm der Hustensaft und damit die Ideen abhandengekommen. Diese kreative Flaute hat sich bereits vor Monaten angekündigt: Der Song „Cabrio“, ein Vorbote auf „Y“, war bedeutungslos, ein Rohrkrepierer, weit weg von einem Sommerhit. Auch die zweite Single „Rauch“war ein Blindgänger. Und der Rest? Der ist nicht viel besser.
Den 13 neuen Songs mit einer Gesamtspieldauer von langweiligen 33 Minuten fehlt es an Melodien, an die man sich klammern kann, wenn es inhaltlich wieder einmal völlig gaga zugeht; es fehlt an Inspiration, an „Bianco“-Coolness und Anziehungskraft. Man möge Yung Hurn seinen Hustensaft wieder zurückgeben. Danke.