Thiems Meisterleistung: Sieg gegen Djokovic
Mit einem dramatischen Drei-Satz-Sieg gegen Djokovic zieht Dominic Thiem erstmals ins Halbfinale ein
Dominic Thiem steht als erster Österreicher im Halbfinale der ATP Finals in London. Mit einer sensationellen Leistung und in einem dramatischen Spiel bezwang der Niederösterreicher die Nummer 2 der Welt, Novak Djokovic, in drei Sätzen mit 6:7 (5), 6:3, 7:6 (5). Der 26-Jährige steht damit vorzeitig als Aufsteiger im Pool „Björn Borg“fest. „Das fühlt sich im Moment fantastisch an“, sagte Thiem, der gegen den Serben immer wieder sehr viel Risiko nehmen musste. Diese mutige Linie zog er das gesamte Match über durch, die Folge war ein Auf und Ab, bis er nach 2:47 Stunden als Gewinner vom Platz ging. Der Weltranglisten-Fünfte könnte am Donnerstag im letzten Gruppenmatch gegen Matteo Berrettini (ITA/8) mit einem Sieg als Gruppenerster ins Semifinale beim ATP-Showdown einziehen.
London hat schon viele gute und denkwürdige Tennisspiele gesehen. Vor allem im Sommer, wenn der Rasen von Wimbledon die besten Spieler in den Westen der britischen Hauptstadt lockt. In der östlich am Themseufer liegenden O2-Arena, in der auch schon seit 2009 die besten acht Profis der Saison ihren inoffiziellen Weltmeister ermitteln, gab es noch nicht viel Hochklassigeres, Packenderes und Emotionaleres als das, was Dominic Thiem und Novak Djokovic Dienstagnacht den 17.500 Fans vor Ort boten.
In der ersten Dreisatzpartie des Turniers entschieden am Ende Winzigkeiten über den Sieg. Den sicherte sich Thiem mit 6:7, 6:3, 7:6.
Damit stand nach zwei von drei Spieltagen in der Vorrunde fest: Der Niederösterreicher steht bei seiner vierten ATP-Finals-Teilnahme erstmals im Halbfinale (Samstag). Im letzten Vorrundenspiel am Donnerstag gegen Matteo Berrettini geht es um Platz eins oder zwei.
Was für ein Auftakt!
Schon der Auftakt hatte die Zuseher mitgerissen und ihnen Sitzfleisch abverlangt. Weit über eine Stunde dauerte der erste Durchgang, in dem Thiem immer wieder viel Risiko nehmen musste, um den Weltranglisten-Zweiten aus dem Gleichgewicht zu bringen. Am Ende machte die höhere Anzahl an unerzwungenen Fehlern (Thiem 17, Djokovic 2) den Unterschied aus – 6:7.
Schnell war die geballte Faust beim Serben zu sehen, er wusste wohl um die Wichtigkeit des Moments. Üblicherweise kommt der 32-Jährige nach Erfolgserlebnissen wie diesen erst so richtig ins Rollen. Für die Gegner geht es dann oft sehr schnell.
Doch Thiem hat sich mittlerweile die nötige Wettkampfhärte auf der großen
Bühne angeeignet. Bereits im Frühsommer im Halbfinale der French Open hatte der Niederösterreicher den mittlerweile 16-fachen Sieger von Grand-Slam-Turnieren in einer Fünf-Satz-Partie mit vielen Höhen und Tiefen niedergerungen. „Dieses Spiel wird mir sicher helfen“, hatte er im Vorfeld in London bereits geahnt.
Der Weltranglisten-Fünfte blieb seiner mutigen Linie treu, gleichzeitig senkte er die Fehlerquote auf 7. Ein Break zu Beginn genügte Thiem zum Satzausgleich.
Das Auf und Ab ging in Satz drei munter weiter: Djokovic drehte ein 1:3 in ein 4:3, bei 6:5 verabsäumte es der Österreicher, das Match auszuservieren. Wieder musste ein Tiebreak entscheiden. Diesmal aber mit dem besseren Ende für Thiem. Der Rest ist Jubel.
Chance für Österreich
Neuigkeiten gab es gestern aus Tennis-Österreich: Wie der Verband mitteilte, hat man um eine der zwei Wildcards für das Daviscup-Finalturnier Ende 2020 in Madrid angesucht. Bekommt man am 23. November die Zusage, würde sich das Nationalteam die Qualifikation Anfang März ersparen. Der prestigeträchtige Länderkampf wird heuer erstmals im neuen Modus ausgetragen. Das Finalturnier der qualifizierten 18 Nationen steigt ab 18. November in der spanischen Hauptstadt. Österreich hatte sich – ohne Dominic Thiem – gegen Chile nicht für die Premiere qualifizieren können.