Der Pianist macht den Unterschied
Mit einem Esprit, wie man ihn nicht oft bei Peter Iljitsch Tschaikowsky hört, hob Semyon Bychkov das erste seiner drei diesem russischen Komponisten gewidmeten Gastspielkonzerte mit der Tschechischen Philharmonie im Wiener Musikverein an. Kein Wunder, sein Partner beim „ersten Klavierkonzert in b-Moll“war der junge Pianist Kirill Gerstein.
Da zogen Solist und Dirigent an einem Strang. Eines der populärsten Werke der Klavierliteratur wurde in der Originalfassung aufgeführt. Gerstein kommunizierte mit dem Orchester auf Augenhöhe. Seine harten, aber akzentuierten Anschläge passten zu Bychkovs erfrischender Lesart, die jedoch nie die lyrischen Momente überging. Mit wilden Kadenzen spielte er sich wie in einem Parforceritt tadellos ins Kraftzentrum, um dann wieder den Dialog mit den Musikern in fein austarierten Passagen zu suchen.
Seit 2018 steht Bychkov den Tschechen als Chefdirigent vor. Bereits 2015 begann er mit diesem Orchester alle Tschaikowsky-Symphonien auf CD einzuspielen. Und damit erwies er diesem Komponisten einen wichtigen Dienst wie er bei „Manfred“hören ließ. Theatralisch inszenierte er diese „Symphonie in h-Moll in vier Bildern nach Byron“. Dabei schöpfte er den weichen, samtenen Klang dieses Orchesters in all seinen Facetten aus. Das war Drama pur. Exzellent, die Solisten, vor allem die Holzbläser. Lang anhaltender Applaus.
KURIER-Wertung: