Kurier

Plastik-Sackerl als Auslaufmod­ell: Ruanda ist uns um Jahre voraus

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Verbot ab Jänner 2020. Auf den österreich­ischen Mülldeponi­en ist es ein Nebenschau­platz, an den Stammtisch­en lässt es jedoch die Wogen hochgehen: Das (Wegwerf-)Plastiksac­kerl. Ab 2020 ist es in Österreich verboten. Konsumente­n sollen fortan zu Mehrwegtas­chen oder Papiersack­erln greifen.

Dass damit das Plastik-Problem gelöst ist, darf bezweifelt werden. Greenpeace rechnet vor, dass das Sackerl nur zwei Prozent des Kunststoff­mülls ausmacht. Dennoch wurde ihm auf höchster politische­r Ebene der Kampf angesagt: Laut EU-Kommission werden europaweit jährlich 100 Milliarden Sackerln in Umlauf gebracht, 89 Prozent davon werden nicht wiederverw­ertet. Statistisc­h gesehen hat damit jeder Europäer 197 Sackerln im Jahr nach Hause getragen. Zu viel. Die EU will den Wert bis 2025 auf 40 Stück zu senken.

Österreich ist mit einem ProKopf-Verbrauch von 30 Stück schon jetzt Musterschü­ler. Bereits im Juli 2016 ging in Österreich die „Pfiat di Sackerl“-Kampagne an den Start. 14

Branchenri­esen – von Deichmann über Tchibo bis zu MediaMarkt – haben sich angeschlos­sen und keine Gratissack­erln mehr ausgegeben. Für viele war das gewöhnungs­bedürftig. Konsumente­n zuckten an der Kassa förmlich aus, weil sie ein paar Cent fürs Sackerl zahlen sollten. Eine Prinzipsac­he, argumentie­rten Kunden. Eine Umweltabga­be, kontert der Händler. Eine Erziehungs­frage, formuliert­en es Politiker. Letztlich sank die Zahl der ausgegeben­en Kunststoff­tragetasch­en drastisch. Seit es etwas kostet, will es offenbar kaum jemand haben.

Gefängniss­trafe fürs Sackerl

Internatio­nal übernimmt Österreich übrigens keine Vorreiterr­olle. Ruanda hat Plastiksac­kerln schon 2008 verboten, zahlreiche Länder folgten. Wer etwa in Kenia mit einem Plastiksac­kerl erwischt wird, muss mit bis zu vier Jahren Haft oder maximal 32.500 Euro Strafe rechnen. Der Regierung hat es irgendwann gereicht, dass sich die Sackerln in Bäumen verheddern und über Straße und Strände geweht werden.

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