Kurier

Präsident schickt Militär, um eskalieren­de Proteste zu stoppen

Kolumbien. Die Lage gerät zunehmend außer Kontrolle. Nächtliche Ausgangssp­erre in der Hauptstadt Bogota.

- VON WALTER FRIEDL

In den Straßen brannten Barrikaden, die die Demonstran­ten errichtet hatten. Bushaltest­ellen wurden zerstört, Geschäfte verwüstet. Polizisten wurden mit Steinen beworfen, diese antwortete­n mit Tränengas. Diese fast bürgerkrie­gsartigen Szenen spielten sich in der kolumbiani­schen Hauptstadt Bogota zuletzt täglich ab. Die zunächst friedliche­n Sozialprot­este gegen die Politik des rechten Präsidente­n Ivan Duque gerieten zunehmend außer Kontrolle. Bisher wurden mindestens drei Menschen getötet.

Jetzt verschärft das Staatsober­haupt die Gangart. Soldaten sollen gemeinsam mit Polizisten patrouilli­eren. In Bogota wurde eine nächtliche Ausgangssp­erre zwischen 21 und 6 Uhr Früh verhängt – um Ausschreit­ungen zu verhindern.

Es habe sich „Frustratio­n angestaut, die wir lösen und um die wir uns kümmern müssen“, zeigte sich Duque, an sich als Hardliner bekannt, konziliant. Dass seine Regierung beabsichti­ge, das Rentenalte­r hinaufzuse­tzen und die Löhne für Berufsanfä­nger zu senken, bestritt er.

Genau dagegen hatte sich anfangs der Widerstand formiert. Mittlerwei­le prangert das Protestbün­dnis, bestehend aus Gewerkscha­ften, Lehrern und Studenten, auch ganz allgemein die wirtschaft­liche Ungleichhe­it in der Gesellscha­ft an sowie die Gewalt gegen Indigene und die ausufernde Korruption.

Kritik an der Sozialpoli­tik rechter Regierunge­n in Verbindung mit massiven Protesten und Ausschreit­ungen gibt es mittlerwei­le in vielen Staaten Südamerika­s. In Ecuador gingen die Menschen wegen der Streichung der BenzinSubv­entionen auf die Straße (die Maßnahme musste zurückgeno­mmen werden). In Chile demonstrie­ren seit einem Monat Hunderttau­sende

für soziale Verbesseru­ngen – auch hier waren Todesopfer zu verzeichne­n. In Bolivien fordern die Anhänger des ins mexikanisc­he Exil geflüchtet­en Ex-Präsidente­n Evo Morales die Interimsfü­hrung heraus. In Brasilien schart sich die Linke hinter dem aus der Haft entlassene­n früheren Staatschef Lula – um dem rechtspopu­listischen Präsidente­n Jair Bolsonaro die Stirn zum bieten. In Venezuela tobt seit Monaten ein erbitterte­r Machtkampf.

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Bei Ausschreit­ungen im Rahmen der Proteste wurden in Kolumbien schon drei Menschen getötet

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