Von Rabattitis und Fälschungen
· Black Friday. Kommende Woche fällt der Startschuss zum Weihnachtsgeschäft. Ob nachgemachte Produkte oder Paketflut – was beim Shoppen zu bedenken ist. · · ·
Der Körpereinsatz, mit dem Kunden um preisreduzierte Fernseher oder andere Elektrogeräte ringen, erinnert an Rugby-Szenen. Ähnliche Rabatt-„Schlachten“, wie sie zum Black Friday in den USA stattfinden (siehe Bild links), gibt es in Europa zwar noch nicht. Sondereinkaufstage wie der Black Friday, der heuer auf den 29. November fällt, und der Cyber Monday (2. Dezember) gewinnen aber auch in Österreich rapide an Bedeutung. Seit etwa zehn Jahren markieren diese Tage den frühen Start des Weihnachtsgeschäfts. Mit der Chance auf günstige Beute. Aber auch mit etlichen Schattenseiten.
Der „Schwarze Freitag“war ursprünglich ein ausschließlich lokales Geschäft. Davon ist nicht mehr viel geblieben. Von jenen, die fix Einkäufe planen, will nur etwa jeder Zehnte ausschließlich im stationären Handel zuschlagen, ergab eine Umfrage des Handelsverbandes (s. Grafik re.). Vom großen Einkaufskuchen wandert Stück für Stück ins Internet ab. Trotzdem machen immer mehr Läden mit, um wahrgenommen zu werden. „Sie sollten diese Tage nutzen, um neue Kundengruppen zu gewinnen“, sagt Rainer Will, Geschäftsführer des Handelsverbandes. Bei aller Aktionitis sollte aber nicht auf die Spanne vergessen werden, mahnt er. „Rabatte klug einsetzen, um Kunden zu Stammkunden zu machen“, sagt auch Iris Thalbauer, Geschäftsführerin der Bundessparte Handel in der Wirtschaftskammer (WKO).
Den Experten ist aber trotzdem bewusst: Nicht nur an besonderen Einkaufstagen wächst der Online-Handel acht Mal schneller als der stationäre. Und weil viele der Online-Anbieter nicht im Inland sitzen, schwillt der Kaufkraftabfluss weiter und weiter an. Mit sämtlichen Konsequenzen – etwa dem Verlust an heimischen Arbeitsplätzen. Oder der Flut an Paketen und Retouren, die alles andere als klimaneutral unterwegs sind. „Bei den Jungen tut sich da eine große Kluft auf“, meint Rainer Will. Am Vormittag für Klimaschutz zu demonstrieren und am Nachmittag bei Amazon zu bestellen, sei keine Seltenheit.
Am kommenden Freitag ruft die Umweltbewegung „FridaysForFuture“übrigens zum Klimastreik vor der OMV-Zentrale und den Ministerien für Nachhaltigkeit und Wirtschaft auf.
70 Prozent, 80 Prozent und auch mehr Nachlass verspricht so manches Schnäppchen. Aber Nachlass wovon? In der Regel wird der unverbindlich empfohlene Verkaufspreis des Erzeugers herangezogen, der in Wahrheit so gut wie nie verlangt wird. Die Vergleichsplattform idealo.at hat 900 Produkte analysiert und ist zum Schluss gekommen: 58 Prozent waren am Black Friday tatsächlich günstiger als in den vier Wochen davor. Die durchschnittlichen Rabatte machten allerdings nur null bis acht Prozent aus. Trotzdem gibt es sie, die MegaSchnäppchen. Bei Spielekonsolen und Fernsehern wurden Ersparnisse von bis zu 36 beziehungsweise 33
Prozent geortet. Der Tipp der Experten: Schon vor dem Einkaufsrausch Preise vergleichen, um ein Gespür dafür zu entwickeln, wie ernst man die angebotenen Rabatte wirklich nehmen kann.
Ab 2021 darf übrigens – laut EU-Regelung – nur noch der Rabatt von jenem Preis angezeigt werden, der an den 30 Tagen davor verlangt wurde. Der heimische Handel hofft, dass die künftige Regierung die EU-Vorgabe schon früher umsetzt.
„Es ist davon auszugehen, dass jetzt besonders viele Plagiate im Umlauf sein werden“, meint Handelsverbandschef Will mit Blick auf die verschiedenen OnlinePlattformen. Als besonders schwarzes Schaf hat er die US-Plattform wish.com identifiziert, die zur Gänze von asiatischen Händlern bedient wird. Die Plattform habe besonders bei jungen Käufern extreme Zuwachsraten. Rainer Wills Warnung: „Aus meiner Sicht sind die Produkte zu hundert Prozent Fake.“Auf Plagiate hereinzufallen, kann aber auch woanders passieren. Von den hunderten Testbestellungen, die der Handelsverband etwa bei der chinesischen Plattform AliExpress.com gemacht hat, „waren auch hundert Prozent Fake“. Die Forderung, dass große Internet-Plattformen von sich aus nachgemachte Produkte entfernen, blieb allerdings bisher ungehört.
Anders als in Deutschland darf der Handel in Österreich übrigens die Wortmarke Black Friday verwenden, ohne Gebühren fürchten zu müssen. Eine entsprechende Entscheidung des Oberlandesgerichts Wien ist rechtskräftig.