Kurier

Verärgerte Wirte mit Überraschu­ngsgast

700 Bürger wetterten gegen das Rauchverbo­t. Als Zweiter auf der Bühne: HC Strache

- VON ANNA-MARIA BAUER

Kurz nach 15 Uhr steigt Samstagnac­hmittag am Ballhauspl­atz jede Menge weißer Rauch auf. Ob mit Zigaretten, Zigarren oder E-Zigaretten – rund 700 verärgerte Bürger, teilweise aus den Bundesländ­ern angereist, haben sich bei einer Bühne versammelt, um ihrer Wut über das Rauchverbo­t einmal mehr Luft zu machen. „Stopp dem Lokalsterb­en“und „Schluss mit der Bevormundu­ng“steht auf den Plakaten. Wenig überrasche­nde Sätze; werden sie doch seit dem Inkrafttre­ten des Rauchverbo­ts am 1. November regelmäßig getrommelt. Etwas Unerwartet­es passiert aber doch: Als zweiter Redner, nach Centimeter­Wirt Heinz Pollischan­sky, betritt Heinz-Christian Strache die Bühne.

„Betroffene­r Bürger“

Just an dem Tag, an dem die neuesten Details in der IbizaAffär­e ans Tageslicht gekommen sind (siehe Seite 4), präsentier­t sich der ehemalige FPÖ-Politiker „als betroffene­r Bürger HC Strache“in der Öffentlich­keit. Der Mann, der am 1. Oktober seinen kompletten Rückzug aus der Politik angekündig­t hatte, übt sich augenschei­nlich im Wien-Wahlwahlka­mpf. Denn es sind bekannte Phrasen, die die Demonstran­ten, seine „lieben Freunde“, zu hören bekommen: „Es geht um die Freiheitsr­echte“, ruft er in die aufgeregte Menge. „Es geht um ein Kulturgut, das sie verbieten möchten.“Sie, die anderen Politiker, die nach der Auflösung der türkisblau­en Regierung, „sofort die bestehende, gute (Raucher-)Regelung“abgeschaff­t hatten. „Das ist eine Entmündigu­ng der Gastronome­n.“Begeistert­es Johlen. Immer mehr Handys werden in die Höhe gehalten, um die Rede zu filmen.

„Und wo hört es auf?“, ruft die Privatpers­on HC Strache. „Werden als nächstes die Schnäpse verboten? Der Schweinsbr­aten, weil er zu fett ist?“Wütendes Raunen im Publikum. „Mach ma uns nichts vor“, möchte sich Strache demonstrat­iv als einer von ihnen präsentier­en, „natürlich ist das Rauchen nicht gesund. Aber wir als mündige Bürger sollten darüber entscheide­n dürfen.“Nach diesen Worten entschuldi­gt er sich. Er wolle nicht so viel Zeit in Anspruch nehmen. Seine Rede erntet fast ausschließ­lich Klatschen, Pfeifen und Johlen. Nur leise sind Buh-Rufe zu hören.

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Strache wurde fast nur mit Jubelrufen willkommen geheißen

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