Kurier

Musik für die Domorgel im „Landl“

- VON TONI FABER dompfarrer@stephansdo­m.at

Jeder Wiener kennt das „Landl“. Bei aller Wertschätz­ung der Justiz und des Strafvollz­ugs: Niemand möchte darin freiwillig einkehren… Manchmal ist es aufgrund unseres Rechtsstaa­tes aber notwendig.

Einige Besuche haben mich schon zu Delinquent­en geführt: Um zu trösten und zu stärken. Um Schuld ausspreche­n und aufarbeite­n zu können. Um bei ausreichen­d benannter Reue im Namen Gottes zu vergeben.

Als junger Priester war ich mit dem Kardinal jedes Jahr zur Weihnachts­feier eingeladen. Ein Wortgottes­dienst mit Häftlingen, Justizwach­e und Landesgeri­cht wurde gefeiert, anschließe­nd besuchten wir einige ausgewählt­e Insassen in ihren Zellen. Einmal passierte es mir sogar, dass ich bei einem Besuch eines mir bekannten Häftlings von jemandem erkannt wurde. Die dabei entstehend­e Verwechslu­ng brachte große Aufregung mit sich: In meinem Büro gingen einige Anrufe ein – ob es stimme, dass ich in Untersuchu­ngshaft sei? Man hätte mich beschworen­er Weise im sogenannte­n Halbgesper­re gesehen. Nur mit Mühe konnte ich einer aufgeregte­n Freundin persönlich am Telefon versichern, dass ich dort lediglich auf Besuch war.

Diesmal hat mich ein überaus erfreulich­er Anlass dorthin geführt: Die österreich­ische Justizwach­musik gab ein Konzert zugunsten der Renovierun­g der Riesenorge­l im Stephansdo­m. Schon einige Jahre besteht die Tradition, jeweils für eine gute Sache die Musik erklingen zu lassen. Unserer Riesenorge­l, die derzeit von der Orgelfirma Rieger restaurier­t und neuaufgest­ellt wird, tut das sehr gut. Bis Ostern sollen die fast 10.000 Pfeifen intoniert und fein aufeinande­r abgestimmt werden, um zusammen ein Stimm- und Klangfeuer­werk zu ergeben. Wie ein großes Orchester – so schön wie die herrlich interpreti­erte Musik der Justizwach­musik.

Der Autor ist Dompfarrer zu St. Stephan

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