Musik für die Domorgel im „Landl“
Jeder Wiener kennt das „Landl“. Bei aller Wertschätzung der Justiz und des Strafvollzugs: Niemand möchte darin freiwillig einkehren… Manchmal ist es aufgrund unseres Rechtsstaates aber notwendig.
Einige Besuche haben mich schon zu Delinquenten geführt: Um zu trösten und zu stärken. Um Schuld aussprechen und aufarbeiten zu können. Um bei ausreichend benannter Reue im Namen Gottes zu vergeben.
Als junger Priester war ich mit dem Kardinal jedes Jahr zur Weihnachtsfeier eingeladen. Ein Wortgottesdienst mit Häftlingen, Justizwache und Landesgericht wurde gefeiert, anschließend besuchten wir einige ausgewählte Insassen in ihren Zellen. Einmal passierte es mir sogar, dass ich bei einem Besuch eines mir bekannten Häftlings von jemandem erkannt wurde. Die dabei entstehende Verwechslung brachte große Aufregung mit sich: In meinem Büro gingen einige Anrufe ein – ob es stimme, dass ich in Untersuchungshaft sei? Man hätte mich beschworener Weise im sogenannten Halbgesperre gesehen. Nur mit Mühe konnte ich einer aufgeregten Freundin persönlich am Telefon versichern, dass ich dort lediglich auf Besuch war.
Diesmal hat mich ein überaus erfreulicher Anlass dorthin geführt: Die österreichische Justizwachmusik gab ein Konzert zugunsten der Renovierung der Riesenorgel im Stephansdom. Schon einige Jahre besteht die Tradition, jeweils für eine gute Sache die Musik erklingen zu lassen. Unserer Riesenorgel, die derzeit von der Orgelfirma Rieger restauriert und neuaufgestellt wird, tut das sehr gut. Bis Ostern sollen die fast 10.000 Pfeifen intoniert und fein aufeinander abgestimmt werden, um zusammen ein Stimm- und Klangfeuerwerk zu ergeben. Wie ein großes Orchester – so schön wie die herrlich interpretierte Musik der Justizwachmusik.
Der Autor ist Dompfarrer zu St. Stephan