Beethoven: Musik sehen, und dafür den Tanz hören
DD Dorvilliers „Danza Permanente“und Zeena Parkins „Captiva“im Tanzquartier Wien.
Wenn Tanz und Musik zusammenrücken, so kann daraus ein spannendes Bühnenerlebnis werden. Das ist dem Tanzquartier Wien in Kooperation mit Wien Modern mit DD Dorvilliers Choreografie „Danza Permanente“und Zeena Parkins „Captiva“in der Tanzquartier Halle G gelungen.
Die viele Jahre eng mit der freien Tanzszene in New York verbundene Choreografin DD Dorvillier lebt seit zehn Jahren in Frankreich. Ihre Stücke sind einerseits bunt, hip und in der Gegenwart verhaftet. Andererseits dringt immer wieder ein Bezug zu traditionellen Tanzformen wie dem Ballett durch, und in „Danza Permanente“eine an Ludwig van Beethovens Streichquartett Nr. 15 (in a-Moll op. 132) angelehnte Struktur.
Stimmige Stimmungen
Als Beethoven 1825 in Wien das Werk in fünf Sätzen für das Schuppanzigh-Quartett komponierte, war er nahezu taub. Umso mehr berührt der tanzähnliche Charakter in manchen Sätzen, umgeben von abrupten Stimmungsschwankungen.
Nun ist DD Dorvilliers Konzept so angelegt, dass man die Komposition nur sehen kann. Selten dringen Sounds von Zeena Parkins durch, meist düster und rauschend, was Assoziationen zu
Ludwig van Beethovens Gehörverlust weckt.
Vier Tänzerinnen und Tänzer verkörpern Erste und Zweite Violine, Viola und Violoncello. Und dieses Tanzquartett vermag viele Elemente von Beethovens Streichquartett ins Visuelle zu heben, ohne dabei in eine bloße Visualisierung zu verfallen. Da gelingen große Bögen, eilen manchmal Instrumente voraus, andere folgen, schwanken zwischen Synchronität und Solostellen.
Leiser, starker Abend
Die Körper erzeugen so etwas wie imaginäre Klänge im Raum, insbesondere im langsamen Satz. Bewundernswert auch, wie das Quartett der Musik zu folgen vermag, ohne sie zu hören: ein im Tanz leiser und starker Abend.