Kurier

Schuld sind immer die anderen

-

Zorn oder Mitgefühl? Was ist die richtige Reaktion auf die Botschaft, dass sich die Fertigstel­lung der neuen Eisenbahnb­rücke um mehr als ein Jahr verzögert und weiterhin fleißig gestaut wird? Mitgefühl, meinen die Stadtveran­twortliche­n, denn sie können nichts dafür, der französisc­he Brückenarc­hitekt habe sich beim Stahl verrechnet und die Brücke kostet um 5,3 Mio. € mehr. Schuld sind die anderen.

Diese Argumentat­ionslinie zieht sich wie ein roter Faden durch die Politik der Landeshaup­tstadt. Für den enormen Schuldenru­cksack werden zwei Schuldige genannt: Der eine ist der frühere Bürgermeis­ter Franz Dobusch, der andere ist das Land OÖ mit seinen Transferza­hlungen. Auch an der bis heute ungelösten SwapSpekul­ation ist die frühere Administra­tion schuld. Seit vielen Jahren gibt es die Forderung nach der zweiten Schienenac­hse. Warum gibt es sie bis heute nicht? Das Land ist schuld, sagen die Stadtpolit­iker, weil die Planungen nicht fertig sind. Wer ist schuld an der Aktenaffär­e, bei der 3.000 Anzeigen unbearbeit­et liegen geblieben sind und ein Schaden von mehr als einer Million Euro entstanden ist? Die Mitarbeite­r und die Finanzpoli­zei, sagen die Stadtpolit­iker.

Fazit: Die Schuldlose­n regieren die Stadt. Weil immer die anderen schuld sind, werden die Probleme nicht gelöst. Tatkraft sieht anders aus. Linz braucht aber Problemlös­er und nicht Problemver­walter.

Newspapers in German

Newspapers from Austria