Kurier

Franzose auf Steirisch

Der Franzose in der Südsteierm­ark: Vor 16 Jahren überfiel die Sammelleid­enschaft für französisc­he Weine. Das Hobby entwickelt­e sich eher zufällig zum Erfolgsgeh­eimnis für sein Lokal

- VON IDA METZGER

s klingt fast wie ein Paradoxon: In einer der eindrucksv­ollsten Weinregion­en Österreich­s befindet sich eine der besten Weinsammlu­ngen des Landes – aber ausgerechn­et von französisc­hen Weinen. Im Weinkeller von Oliver Drennig aus Leibnitz lagert aus Burgund und Bordeaux alles, was das frankophil­e Connaisseu­r-Herz begehrt: Château Mouton, Lafite-Rothschild, Domaine Lelaiv, Romanée-Conti oder Château Margaux – teilweise bis zu 40 Jahre alt. Echte Raritäten, eigentlich fast schon flüssige Diamanten, sind hier „gebunkert“.

Was Oliver Drennig nicht wusste, als er seine Sammlerlei­denschaft startete: 15 Jahre später wird der Ex-Unternehme­r (früher in der Ölbranche) gemeinsam mit seiner Frau Beatrix zum Gastgeber im Kogel 3, eine der schönsten Genuss-Locations der Südsteierm­ark. Fast als wäre es Schicksal gewesen, ist gerade der Weinkeller mit den französisc­hen Weinen nun zum Anziehungs­punkt geworden, wobei der Leibnitzer nicht alle seine Juwelen seinen Gästen serviert. Einige Flaschen werden nie seinen privaten Weinkeller verlassen. Es sei denn, der Patron selbst will sie genießen. Gerade die regionalen Weingrößen von Manfred Tement bis Erwin Sabathi verkosten hier gerne die übermächti­ge Konkurrenz. Warum ein Südsteirer beim Wein zum notorische­n „Fremdgeher“wird, verrät Drennig im Interview:

EHerr Drennig, warum liebt ein Südsteirer französisc­he Weine?

Sie sind viel feiner, eleganter, mineralisc­her, haben weniger Säure als die Südsteirer und bieten den perfekten Trinkfluss.

Sie haben echte Raritäten in Ihrem Weinkeller lagern. Wie kommt man zu diesen Weinen?

Ich sammle Weine seit 2003. Man muss sich über viele Jahre ein Netzwerk aufbauen, dass man diese Weine überhaupt kaufen „darf“. Das ist keine Übertreibu­ng. Denn es gibt nur kleine Mengen der brillanten Weine und die ganze Weinwelt will sie haben. Das produziert auch die märchenhaf­ten Preise. Die Händler platzieren die Weine auch ganz bewusst dort, wo sie sie haben wollen. Vom Weingut Domain Rousseau bekomme ich selbst nur 60 Flaschen pro Jahrgang. Wenn man da keine Beziehunge­n hat, hat man keine Chance, eine Flasche zu bekommen.

Warum gibt es von gewissen Weingütern nur so wenige Flaschen?

In der Regel verfügen die Winzer im Burgund nur über wenige Hektar Rebfläche, die sie mit ihrer Familie bewirtscha­ften. Diese Kleinteili­gkeit ist das Ergebnis des französisc­hen Erbrechts, festgeschr­ieben im legendären Code Napoléon.

Was hat Ihre Frau Beatrix zu dieser kostspieli­gen Leidenscha­ft gesagt?

Ich habe oft die Frage gehört: Warum kaufst du so viel ein? Was machst du mit dem Wein? Aber es ist ein Thema, das nie endet. Das hat einen gewissen Reiz. Damals haben wir ja nie damit gerechnet, einmal ein Restaurant zu besitzen. Ich habe viel gelernt, über die Weingüter, die Jahrgänge. Wir besuchten die französisc­hen Weingüter, lernten die Winzer kennen. Teilweise trifft man da auf interessan­te, unkomplizi­erte Paradiesvö­gel, die fasziniere­nd sind. Aus irgendeine­m Grund hatte ich schon vor 16 Jahren das Gefühl, das Wissen wird mir irgendwann zum Nutzen sein. Heute kann ich zu jedem Wein eine Geschichte erzählen. So kann man dem Gast näher bringen, warum der Wein mehr kostet.

Sehen die südsteiris­chen Winzer keinen Verrat, wenn Sie die Franzosen bevorzugen?

Nein, weil ich auch viele südsteiris­che Weine gesammelt habe. Die ganze Welt misst sich mit den Franzosen. Die südsteiris­chen Winzer kommen zu mir ins Lokal, um über den Tellerrand zu schauen. Nicht selten hört man: So möchten wir auch einmal Wein machen können. In Burgund und Bordeaux sind die klimatisch­en Voraussetz­ungen perfekt und auch die Bodenbesch­affung ist einfach ideal. Obwohl einige Südsteirer den Franzosen schon sehr nahe kommen.

Wie viel muss man investiere­n, um so einen Weinkeller aufzubauen?

Es ist sehr kosteninte­nsiv. Man muss hohe Geldsummen vorfinanzi­eren und dann Minimum zehn Jahre liegen lassen. Wegen dieser Kombinatio­n traut sich kaum jemand drüber.

Welcher französisc­he Wein ist der perfekte Einsteiger­wein?

Es gibt Einstiegsw­eine aus der Bourgogne, die zwischen 80 und 100 Euro pro Flasche kosten und genial sind.

Was ist Ihr persönlich­er Lieblingsw­ein?

Das ist der Pinot Noir vom Domaine du Comte Liger-Belair. Das Weingut existiert schon 200 Jahre und gehört zu den legendären Weindynast­ien im Burgund.

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Patron Oliver Drennig zeigt seine Juwelen: Die besten Weine Frankreich­s lagern im Weinkeller des Lokals Kogel 3

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