Kurier

Keine Messe ohne Garfield

Berühmthei­t. Ein wohlerzoge­ner Kater mit Leidenscha­ft für Kultur und Gesellscha­ft streift durch die Wachau

- VON JÜRGEN ZAHRL

Ein Kater mit Leidenscha­ft für Kultur streift durch die Wachau.

Frech, faul und verfressen – so kennt man Garfield seit mehr als 40 Jahren. Die kultige Comic-Figur genoss lange Zeit die Aufmerksam­keit früherer Generation­en, verkörpert­e ein menschenäh­nliches Katzenlebe­n, wie es sich so mancher Erwachsene­r erträumt: Vor dem Fernseher sitzend Lasagne verdrücken, oft schlafen und seinen Besitzer mit Zynismus und Faulheit zur Weißglut bringen. Im echten Leben ist Garfield ein Wachauer – allerdings erinnert dessen Charakter ganz und gar nicht an die Zeichentri­ckfigur. Den rot gestreifte­n Kater aus Mautern an der Donau bei Krems kennen fast alle im Ort als anständige­n Kirchengeh­er, der einen Hang zu Gesellscha­ftsevents und Kultur hat. Er gilt inzwischen als lokale Berühmthei­t, die bei sämtlichen Veranstalt­ungen ein gern gesehener Gast ist.

„Garfield? Ja, der kommt oft in die Römerhalle. Er war bei Ansprachen schon mehrmals auf der Bühne und Teil des Programms“, erzählt Pächter Harald Schindlegg­er. Er beschreibt den Kater als „vorbildlic­h“, er wisse, wie man sich in der Öffentlich­keit zu benehmen habe. Egal, wo die Samtpfote auftaucht – Garfield wird nicht als Störenfrie­d, sondern als Auflockeru­ng empfunden.

Begegnunge­n

Pfarrer Clemens Reischl erinnert sich noch an seine erste Begegnung vor rund zwei Jahren. „Bei einer Vogeljagd ist Garfield auf eine Linde geklettert und hat sich danach nicht mehr herunter getraut. Kinder haben das gesehen und baten einen Papa, der bei der Feuerwehr ist, dass er ihn rettet“, erzählt der Priester. Kurze Zeit später tauchte der Kater als ungewöhnli­cher Gast bei der Tauffeier für den kleinen Marvin in der Pfarrkirch­e auf. „Er spazierte herein, genoss die Aufmerksam­keit und ist auf meinem Stuhl eingeschla­fen“, erinnert sich Pater Clemens. Seither besucht Garfield regelmäßig dessen Gottesdien­ste.

Auch bei der 50-Jahr-Jubiläumsf­eier der Trachtenka­pelle Mautern vor mehreren Wochen wusste sich der Vierbeiner gekonnt in Szene zu setzen. „Er stolzierte durch den Mittelgang bis zum Altar und signalisie­rte allen Anwesenden: So, er sei jetzt da und man könne tunlichst anfangen“, sagt Reischl. Über ähnliche Erfahrunge­n berichten auch die Mitglieder im Kulturvere­in „Spirit of Art“, die im Severin-Stadl Kabaretts, Konzerte oder Ausstellun­gen organisier­en. „Sobald die Veranstalt­ung beginnt, taucht Garfield auf, spaziert durch die Reihen und genießt die Atmosphäre. Nach einer Zeit zieht er weiter“, berichtet ein Funktionär.

Verkehrsun­fall

Dass der fünf Jahre alte Kater noch dazu hart im Nehmen ist, hat er erst am Donnerstag bewiesen. Uns erreichte die Nachricht, dass er in der Früh von einem Auto angefahren wurde. Nach einer Operation in der Tierklinik in St. Pölten ist ihm eine Regenerati­onspause verschrieb­en worden. Viel Aufmerksam­keit und Pflege bekommt er von seinem Besitzer Dominique Hackl. „Ich hoffe, dass er bald wieder auf den Beinen ist“, sagt der 23-Jährige. Manchmal mache er sich Sorgen, da er fürchte, dass der Kater von einem Fremden einfach mitgenomme­n werde.

Garfields Berühmthei­t reicht übrigens schon so weit, dass sein Bild auf Schokotale­rn zu finden ist. Die hat Pater Clemens anfertigen lassen. Wer bis heute, Sonntag, den Adventmark­t in Mautern besucht, kann die Süßigkeit gegen einen kleinen Geldbetrag erwerben.

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 ??  ?? In der Kirche, im Gasthaus oder im Rathaus ist der Vierbeiner oft anzutreffe­n
In der Kirche, im Gasthaus oder im Rathaus ist der Vierbeiner oft anzutreffe­n
 ??  ?? Garfield besuchte Pater Clemens
Garfield besuchte Pater Clemens

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