Keine Messe ohne Garfield
Berühmtheit. Ein wohlerzogener Kater mit Leidenschaft für Kultur und Gesellschaft streift durch die Wachau
Ein Kater mit Leidenschaft für Kultur streift durch die Wachau.
Frech, faul und verfressen – so kennt man Garfield seit mehr als 40 Jahren. Die kultige Comic-Figur genoss lange Zeit die Aufmerksamkeit früherer Generationen, verkörperte ein menschenähnliches Katzenleben, wie es sich so mancher Erwachsener erträumt: Vor dem Fernseher sitzend Lasagne verdrücken, oft schlafen und seinen Besitzer mit Zynismus und Faulheit zur Weißglut bringen. Im echten Leben ist Garfield ein Wachauer – allerdings erinnert dessen Charakter ganz und gar nicht an die Zeichentrickfigur. Den rot gestreiften Kater aus Mautern an der Donau bei Krems kennen fast alle im Ort als anständigen Kirchengeher, der einen Hang zu Gesellschaftsevents und Kultur hat. Er gilt inzwischen als lokale Berühmtheit, die bei sämtlichen Veranstaltungen ein gern gesehener Gast ist.
„Garfield? Ja, der kommt oft in die Römerhalle. Er war bei Ansprachen schon mehrmals auf der Bühne und Teil des Programms“, erzählt Pächter Harald Schindlegger. Er beschreibt den Kater als „vorbildlich“, er wisse, wie man sich in der Öffentlichkeit zu benehmen habe. Egal, wo die Samtpfote auftaucht – Garfield wird nicht als Störenfried, sondern als Auflockerung empfunden.
Begegnungen
Pfarrer Clemens Reischl erinnert sich noch an seine erste Begegnung vor rund zwei Jahren. „Bei einer Vogeljagd ist Garfield auf eine Linde geklettert und hat sich danach nicht mehr herunter getraut. Kinder haben das gesehen und baten einen Papa, der bei der Feuerwehr ist, dass er ihn rettet“, erzählt der Priester. Kurze Zeit später tauchte der Kater als ungewöhnlicher Gast bei der Tauffeier für den kleinen Marvin in der Pfarrkirche auf. „Er spazierte herein, genoss die Aufmerksamkeit und ist auf meinem Stuhl eingeschlafen“, erinnert sich Pater Clemens. Seither besucht Garfield regelmäßig dessen Gottesdienste.
Auch bei der 50-Jahr-Jubiläumsfeier der Trachtenkapelle Mautern vor mehreren Wochen wusste sich der Vierbeiner gekonnt in Szene zu setzen. „Er stolzierte durch den Mittelgang bis zum Altar und signalisierte allen Anwesenden: So, er sei jetzt da und man könne tunlichst anfangen“, sagt Reischl. Über ähnliche Erfahrungen berichten auch die Mitglieder im Kulturverein „Spirit of Art“, die im Severin-Stadl Kabaretts, Konzerte oder Ausstellungen organisieren. „Sobald die Veranstaltung beginnt, taucht Garfield auf, spaziert durch die Reihen und genießt die Atmosphäre. Nach einer Zeit zieht er weiter“, berichtet ein Funktionär.
Verkehrsunfall
Dass der fünf Jahre alte Kater noch dazu hart im Nehmen ist, hat er erst am Donnerstag bewiesen. Uns erreichte die Nachricht, dass er in der Früh von einem Auto angefahren wurde. Nach einer Operation in der Tierklinik in St. Pölten ist ihm eine Regenerationspause verschrieben worden. Viel Aufmerksamkeit und Pflege bekommt er von seinem Besitzer Dominique Hackl. „Ich hoffe, dass er bald wieder auf den Beinen ist“, sagt der 23-Jährige. Manchmal mache er sich Sorgen, da er fürchte, dass der Kater von einem Fremden einfach mitgenommen werde.
Garfields Berühmtheit reicht übrigens schon so weit, dass sein Bild auf Schokotalern zu finden ist. Die hat Pater Clemens anfertigen lassen. Wer bis heute, Sonntag, den Adventmarkt in Mautern besucht, kann die Süßigkeit gegen einen kleinen Geldbetrag erwerben.