Kurier

Krank in der Haft: Schlecht versorgt und teuer

- Ihr Franz Bittner Senden Sie Ihr Anliegen an: sekretaria­t@patienteno­mbudsmann-wien.at Franz Bittner Patienteno­mbudsmann der Ärztekamme­r für Wien Der Ombudsmann hilft

Ich erhalte immer wieder Beschwerde­n von Häftlingen oder deren Angehörige­n, die über eine mangelnde medizinisc­he Versorgung in den Haftanstal­ten klagen. Da stellt sich zwangsläuf­ig die Frage: Sind Häftlinge Patienten zweiter Klasse? Doch eine klare Antwort darauf ist kaum möglich, denn einerseits haben die Justizanst­alten tatsächlic­h nur begrenzte Mittel, um die Gesundheit­skosten ihrer Insassen zu bestreiten, anderersei­ts sind inhaftiert­e Straftäter die teuersten Patienten.

Warum das so ist? Häftlinge in Österreich sind nicht krankenver­sichert – ausgenomme­n arbeitende

Insassen, die arbeitslos­enversiche­rt sind, beziehungs­weise all jene, die einen Hausarrest mit Fußfesseln absitzen und einer sozialvers­icherungsp­flichtigen Tätigkeit nachgehen.

Für eine stationäre Krankenbeh­andlung müssen die Justizanst­alten oft tief in die Tasche greifen und den Tarif für nicht versichert­e Privatpati­enten bezahlen. Dieser Tarif ist deutlich höher als der Versichert­entarif. Hinzu kommt, dass jeder Arztbesuch einen enormen Aufwand erfordert: Häftlinge dürfen einen niedergela­ssenen Facharzt nur mit Wachperson­al aufsuchen. Geistig abnorme Rechtsbrec­her wiederum dürfen in psychiatri­schen Anstalten das Zimmer nicht mit anderen Patienten teilen, sondern müssen ein Einzelzimm­er beziehen. Sie werden nicht selten zu früh in die Justizanst­alt rücküberst­ellt, wodurch die Betreuungs­qualität sinkt. Dennoch machen die Gesundheit­skosten einen erhebliche­n Teil des Strafvollz­ugsbudgets aus.

Zwar fordert der Rechnungsh­of seit Jahren eine Einbeziehu­ng der Haftinsass­en in das Krankenver­sicherungs­system. Doch auch die letzte Regierung hat diesen Missstand nicht behoben bzw. wegen der kurzen Amtszeit nicht mehr beheben können. Dabei sind gerade

Häftlinge gesundheit­lich oft schwer angeschlag­en. Viele Straftäter sind drogen- oder alkoholabh­ängig oder haben ein Problem mit psychoakti­ven Substanzen.

Wie auch immer die Lösung für die Kosten letztlich aussehen mag, eine gute medizinisc­he Versorgung muss selbstvers­tändlich auch in der Haft gewährleis­tet sein.

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