Eisbaden ist in FinnischLappland die Kür. Sauna ist die Pflicht
Dieses Wochenende startet die Saison der Nordischen Kombinierer in Ruka. Der Wintersportort in Finnisch-Lappland mit seinen Bergen, Flüssen, Seen und Wäldern ist auch beliebtes Reiseziel vieler Aktivurlauber. Für Abwechslung sorgen kulinarische Köstlichkeiten und die einzigartigen Rauch-Saunas
Rentier- und Huskyschlittenfahrten, viel Schnee und Kälte, Mitternachtssonne und Polarlicht. Das sind die ersten Schlagworte, die man mit Lappland verbindet. Aber das Land hat mehr zu bieten. Hier hat die Natur das Sagen. Die schneeweißen Straßen schlängeln sich Hunderte Kilometer durch die märchenhafte Landschaft – kein Streusalz, kein Rollsplitt, kein Gatsch. Nur Reifen- oder Schlittenspuren. Wer hier wandert, sollte sich nie allein auf den Weg machen, Hilfe wäre, wenn überhaupt per Handy erreichbar, im Unglücksfall weit weg. Lappland ist eine Marke, die Reisenden neben der Märchenlandschaft perfekt organisierte Abenteuer verspricht und hält. Auch wenn Kuusamo und Ruka eigentlich nicht mehr zu Lappland gehören, für die Werbung nutzt man den Beinamen trotzdem gerne.
Aktivurlauber haben die Qual der Wahl. Was hier, nur fünfzig Kilometer von der russischen Grenze entfernt, geboten wird, kann man kaum in ein paar Tagen bewältigen. Also ist die Devise der kleinen Gruppe aus Österreich, Neues auszuprobieren: Eisklettern. Vier Frauen, zwei Männer, jung und älter, sportlich und weniger sportlich.
„Kein Problem, ihr werdet alle euer Erfolgserlebnis haben. Wir rüsten euch aus, sichern euch und zeigen die Tricks, wie es funktioniert.“Liisa, die geprüfte Kletterlehrerin im kleinen Skigebiet Ruka, verteilt Helme, Bergschuhe, Steigeisen, Gamaschen und Eispickel. Dann stapfen alle im Gänsemarsch einen Steilhang entlang bis zur achtundzwanzig Meter hohen Eiswand. „Da sollen wir hinaufkommen?“, fragen einige. „Kein Problem“, beruhigen Liisa und ihr Kollege Jussi, während sie allen die Sicherheitsgurte anlegen. „Wichtig ist, sich mit der Steigeisen-Fußspitze fest ins Eis im Neunzig-GradWinkel zu verankern, dann die Eispickel weit oben einschlagen und wie beim Stufensteigen hinauf.“Erst aufgeregt, dann beglückt. Immer weiter hinauf, die Anstrengung vergessend. Das Abseilen ein Spaß, der Muskelkater am nächsten Tag eine Genugtuung.
Der Wilde mit seiner Maschin’
Das nächste Abenteuer, nicht weniger aufregend für Nicht-Biker, ist das Motorschlittenfahren. Wieder sorgen Overall, Boots, Handschuhe, Helm und Einschulung für Sicherheit. Und die Griffe des Ski-doos sind sogar beheizt. Kai, rund und rotbackig, wird diese Tour leiten. Wie der klassische Harley-Fahrer sieht er aus. Während der Teepause im – für Samen typischen – Zelt (Kota) zeigt Kai seine romantische Seite. „Manchmal gehe ich im Sommer in der Nacht, wenn die Sonne scheint, alleine fischen. Kein
Mensch weit und breit. Die Vögel singen. Man sieht Bären und Rentiere. Du fängst einen Fisch, machst Feuer und brätst ihn. Das ist Leben in der Natur.“Seine Begeisterung kommt von Herzen. Je 120 Touren pro Saison – von Wildwasserrafting im Sommer bis Motorschlittenfahrten im Winter – leitet er.
Die Luft in der Region Kuusamo, umgeben von fünf Nationalparks, zählt zu einer der saubersten weltweit. Die vielen Wanderwege (im Winter mit Schneeschuhen begehbar), Hängebrücken und Wasserfälle des Nationalparks Oulanka sind beliebt bei Outdoor-Touristen. Wie Ralf, der aus der Steiermark kam, sich in Lappland – und später in eine Finnin – verliebte und blieb. Sechs Jahre ist es her, dass der Biologie- und Germanistik-Student in Kuusamo als ausgebildeter International Wilderness Guide lebt.
Bei einer Schutzhütte, die mit Holz für jeden Wanderer bestückt und einer Feuerstelle im Freien ausgestattet ist, macht er Rast. Ralf packt eine eiserne, verrußte Teekanne und Kekse für seine Schneeschuhwandergruppe aus dem Rucksack, zeigt zur verschneiten Hängebrücke und sagt: „Schaut, da taucht eine Wasseramsel, der einzige Singvogel, der tauchen kann, in den Fluss.“
Das Land der drei Millionen Saunen
Wer nicht in der Sauna war, war nicht in Finnland. Die traditionelle Sauna, in der man den Rauch wirklich fühlen und schmecken kann, ist die SmokeSauna. Wenn ein Finne schwärmerisch von seiner „rantasauna“(Ufersauna) erzählt, könnte man meinen, er spricht von seiner Geliebten.
Die 7*-Rauchsauna am See von Sirpa, Katja und ihrer Großmutter Sirkka in Kuusamo ist nicht nur für Finnen ein Highlight. Ferienwohnungen, Kochkurse traditioneller Gerichte, ein Restaurant und die Rauch-Sauna im Isokenkäisten Klubi sind einzigartig. Seit Tim Mälzer die Starköche Peter Maria Schnurr und Roland Trettl zur Challenge für die Kochserie „Kitchen Impossible“zu Sirpa nach Lappland schickte, um ihren Flammlachs nachzukochen, ist der Familienbetrieb noch bekannter.
Was gibt es Schöneres, als sich nach Eisklettern und Schneeschuhwandern in der Sauna, die sechs Stunden lang mit Birkenholz auf achtzig Grad aufgeheizt werden muss, aufzuwärmen. „Wir Finnen waschen uns in der Sauna, Babys werden in der Sauna geboren, Verstorbene vor dem Begräbnis in der Sauna gewaschen“, erklärt Sirpa, bevor sie dicke Wollsocken verteilt, mit denen die Gäste nach dem Sauna-Gang über einen Steg zum See gehen. Und da, vor dem Eisloch im See, geht es den Gästen aus Österreich wie zuvor bei der Eiswand. Große Überwindung, gefolgt von großem Glücksgefühl.