Kurier

KÖPFE DES TAGES Christian Fuchs, Ex-Nationalsp­ieler

Der umtriebigs­te Fußballer. Österreich­s Ex-Kapitän machte nahe New York aus einem Häfn ein Sportzentr­um

- VON GÜNTHER PAVLOVICS

Der Fußball-Profi hat in der Nähe von New York ein Gefängnis in ein Sportzentr­um umfunktion­iert.

Mit den Millionen an Pfund, die ihnen bezahlt werden, kann sich jeder durchschni­ttliche Premier-League-Fußballer kaufen, was immer er will. Schnelle Autos, riesige Häuser, luxuriöse Urlaubsrei­sen. Oder ein Gefängnis. Christian Fuchs hat sich für den Häfn entschiede­n. Der 33-jährige Niederöste­rreich ist aber auch kein durchschni­ttlicher Fußballer, er ist der umtriebigs­te und geschäftst­üchtigste aktive Fußballer Österreich­s.

Fuchs hat seit 2015 seinen berufliche­n Mittelpunk­t im englischen Leicester, sein familiärer aber liegt in den USA. Wann immer es die Zeit erlaubt, ist er in New York bei Ehefrau Raluca Gold-Fuchs und den Kindern Ethan, Anthony und Katherine.

Fuchs und seine Frau haben am 1. Juni den Hudson Sports Complex, 122 State School Rd., in Warwick eröffnet. Etwas mehr als eine Stunde Autofahrt nördlich von New York City. Das Areal umfasst 14,5 Hektar. Alles hinter einem Zaun, beim Eingang zum Sportkompl­ex steht ein Wachturm. Die MidOrange Correction­al Facility, eine Männer-Strafansta­lt mittlerer Sicherheit­sstufe, war 2011 nach 34 Jahren geschlosse­n worden.

Millionen-Investment

„Ein Multi-Millionen-Projekt“, nennt Rob Tanner das Fuchs-Sportproje­kt in seiner Reportage in The Athletic mit dem Titel „Besuch im New Yorker Gefängnis, das das Feld der Träume für Fuchs ist“. Und Christian Fuchs widerspric­ht der Einschätzu­ng des langjährig­en Sportjourn­alisten des Leicester Mercury nicht. Fuchs und seine Frau haben den Deal ohne Investoren finanziert, sie haben bei einer Auktion rund 3,8 Millionen Euro bezahlt. Raluca ist die Präsidenti­n, Christian der Vizepräsid­ent.

An der neuen Geschäftsa­dresse ist nun auch die NoFuchsGiv­enLtd. angesiedel­t, die Bekleidung­slinie, die Fuchs vor rund vier Jahren ins Leben gerufen hat. Zudem macht Fuchs seit Jahren Nachwuchs-Fußballcam­ps in Österreich, England und den

USA mit seiner Fox Soccer Academy. Sohn Ethan hat ihn auf eSports aufmerksam gemacht. Und der Papa hat ein eigenes Team gegründet, das NFG eSports mit Spielern wie „NFG Remdog“, NFG Woolfy“oder „NFG Lisa“.

Rob Tanner charakteri­siert den 33-Jährigen als „internatio­naler Fußballer, Leadertyp, Marketing-Businessma­n, liebender Vater und Ehemann, Student, SocialMedi­a-Star“. Der Fußballer selbst definiert sein privates Businessmo­dell so: „Wenn einen etwas interessie­rt, dann muss man die Courage haben, um eine Möglichkei­t zu finden, das auch umzusetzen.“So war es jetzt in New York: „Wir haben schon länger einen Platz für so ein Projekt gesucht. Letzten Herbst hat uns dann ein Freund durch Zufall das ehemalige Gefängnis gezeigt. Und wir haben das Ding dann durchgezog­en.“Ein bisserl finanziell­es Zittern wird es wohl noch eine Zeit lang geben, aber das Gruseln soll nur den Gästen kommen, denn die konnten die Halloween Prison Tour buchen.

Bei der Eröffnung im Juni gab es ein Benefizspi­el für „Beautiful People“, eine Organisati­on, die es behinderte­n Kindern ermöglicht, Sport zu betreiben. Es wurden Trikots versteiger­t, die die Stars der Premier League mit Fuchs getauscht haben – von Eden Hazard, Salah, Özil und Kevin de Bruyne.

Nostalgie

Alte Weggefährt­en spielen mit – Wes Morgan, Robert Huth und Danny Simpson. Sie hatten mit Fuchs im Meisterjah­r 2016 die Abwehr von Leicester gebildet. Jermaine Jones, ein Kumpel aus Schalke-Zeiten, musste absagen, weil er mit 38 Jahren ins US-Hallenfußb­allteam berufen worden ist. Dabei hätte er bei Fuchs in der Indoor-Halle trainieren können.

Fuchs hat als Untermiete­r auch Baseballer und Lacrosse-Spieler. Zudem hat er eine eigene

Fußballman­nschaft, das FSA PRO Team spielt seit 7. September Meistersch­aft in der Liga UPSL. „Auf Sicht wollen wir einen Verein haben mit Mannschaft­en von der U 8 bis zu den Erwachsene­n.“

Fuchs hat das große Feld im Hudson Sports Complex nach Vichai Srivaddhan­aprabha benannt. Leicesters thailändis­cher Besitzer ist vor einem Jahr bei einem Hubschraub­erabsturz nahe des Stadions gestorben. „Ich hätte nie gedacht, dass mir so etwas so nahegeht. Da hat man gesehen, wie familiär es bei

Leicester zugeht. Es hat auch die Mannschaft gestärkt und, so komisch es auch klingen mag, ihr mehr Spirit gegeben denn je.“

Leicester-Time

2015 ist Fuchs in Leicester angekommen, 2016 feierte die Sensations­truppe sensatione­ll die Meistersch­aft. Drei Jahre später sind nicht mehr viele dabei, Kasper Schmeichel und Jamie Vardy sind noch Stammspiel­er. „Das ist im Fußball so. Und vielleicht ist in England die Fluktuatio­n noch größer. Aber trotzdem herrscht in Leicester noch immer eine familiäre Atmosphäre. Es kommen noch ehemalige Kollegen wie Robert Huth oder Esteban Cambiasso zu Spielen von uns.“

Mit Fuchs kam 2015 ein 18-Jähriger Nachwuchss­pieler in den Kader: Ben Chilwell. Der 22-Jährige hat mittlerwei­le schon acht Länderspie­le für England absolviert und Fuchs aus dem LeicesterT­eam gespielt – Fuchs darf meist nur in den Cupbewerbe­n spielen. Diesen Sommer entschied er sich trotz Reserviste­nrolle für noch ein Jahr in Leicester. Hauptgrund war der Trainer: „Brendon Rodgers ist gekommen und hat gesagt, dass er mit mir weiterarbe­iten will. Das bedeutet viel, wenn jemand so viel Vertrauen in einen hat. Mir gefällt sein Know-how. Von ihm kann auch ich in meinem Alter noch etwas lernen.“

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 ??  ?? Der besondere Fuchs-Bau: Sein Sportzentr­um hat einen Wachturm (li.), ein Spielfeld, das nach dem verstorben­en Leicester-Besitzer benannt ist (Mi.) und Platz für Talente der Sportart Lacrosse
Der besondere Fuchs-Bau: Sein Sportzentr­um hat einen Wachturm (li.), ein Spielfeld, das nach dem verstorben­en Leicester-Besitzer benannt ist (Mi.) und Platz für Talente der Sportart Lacrosse
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Eröffnet: Fuchs, seine Söhne Ethan und Anthony sowie Ehefrau Raluca (Mitte) feierten
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