Kurier

Seisenbach­er vor Gericht

Mit drei Jahren Verspätung startet der Prozess gegen Peter Seisenbach­er. Er soll Mädchen missbrauch­t haben

- VON MICHAELA REIBENWEIN

Wien. Das einstige Sportidol Peter Seisenbach­er soll Mädchen sexuell missbrauch­t haben. Am Montag soll er sich am Wiener Landesgeri­cht erstmals dazu äußern.

Wenn Peter Seisenbach­er am Montag in den Großen Schwurgeri­chtssaal im Landesgeri­cht für Strafsache­n in Wien geführt wird, werden viele Augen auf ihn gerichtet sein. Neben den zahlreiche­n Medienvert­retern werden rund 60 Gerichtski­ebitze jedes Wort des Ex-Judokas verfolgen. Sie mussten sich vorab anmelden. Wer seine Platzkarte nicht bis spätestens 9 Uhr abgeholt hat, hat Pech. Die Karten werden weitergege­ben. Das Interesse der Öffentlich­keit ist groß.

Es ist der denkmalges­chützte Ort, in dem seit zwei Jahren der Buwog-Prozess rund um den ehemaligen Finanzmini­ster Karl-Heinz Grasser verhandelt wird. Seisenbach­er wird sich hier zum ersten Mal zu den Vorwürfen, die gegen ihn erhoben werden, äußern. „Alles, was er zu sagen hat, wird er am Montag vor Gericht sagen“, sagt sein Anwalt Bernhard Lehofer. Zuvor werde man sich nicht dazu äußern.

Das lange Schweigen

Seisenbach­er schweigt seit Jahren. Im Juni 2014 wurde publik, dass gegen das einstige Sportidol ermittelt wird. Der Vorwurf: sexueller Missbrauch von unmündigen Mädchen.

Die mittlerwei­le erwachsene­n jungen Frauen werden am Montagnach­mittag aussagen. Zuhörer und Medienleut­e werden dann den Saal verlassen müssen – zu intim sind ihre Schilderun­gen.

Einst war Seisenbach­er ihr Trainer. Ein Mädchen war laut Anklage neun Jahre alt, als es der damals 37-jährige Seisenbach­er bedrängt haben soll. Bis zum 14. Lebensjahr soll die Schülerin dann wiederholt von ihm missbrauch­t worden sein.

Und auch mit einem zweiten Mädchen, damals 13, soll es laut Staatsanwä­ltin Ursula Schrall-Kropiunig zu sexuellen Handlungen gekommen sein. Das Mädchen war ebenfalls in der Judo-Kindergrup­pe.

Eine weitere Frau berichtet davon, dass Seisenbach­er auf einem Sommerlage­r versucht haben soll, ihr näher zu kommen. Sie war damals 16, konnte sich wehren.

Und dann gab es laut Staatsanwa­ltschaft auch noch eine weitere „intime Beziehung“zu einer 16-Jährigen. Die soll allerdings im Einverstän­dnis gewesen sein.

Missglückt­e Ausreise

Eigentlich hätte der Prozess gegen Seisenbach­er schon am 19. Dezember 2016 stattfinde­n sollen. Doch er tauchte unter, flüchtete in die Ukraine. Zielfahnde­r des Bundeskrim­inalamtes spürten ihn auf, Seisenbach­er kam in Auslieferu­ngshaft. Doch er wurde wieder entlassen. Er stellte unter anderem einen Asylantrag, weil er befürchtet­e, dass ihn in Österreich kein faires Verfahren erwarten würde.

Erst im vergangene­n September ging Seisenbach­er den Fahndern dann ins Netz. Er hatte versucht, mit einem manipulier­ten Pass die Ukraine zu verlassen. Seit 14. September sitzt er in Wien in U-Haft.

Ein Urteil wird voraussich­tlich am Montag, 2. Dezember, gefällt.

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Die Augen von zahlreiche­n Journalist­en werden am Montag auf den Angeklagte­n Peter Seisenbach­er gerichtet sein
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Anwalt Bernhard Lehofer vertritt das Ex-Sportidol

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