Kurier

Koalitione­n.

ÖVP und SPÖ haben die gleiche Mehrheit im Landtag wie zuletzt, Schwarz-Grün geht sich nicht aus

- VON ELISABETH HOLZER

Zugegeben, theoretisc­h hätte Hermann Schützenhö­fer mehrere mögliche Partner:

Die stark dezimierte SPÖ. Und die ebenfalls stark dezimierte FPÖ. Mit beiden Parteien gäbe es die notwendige Mehrheit von zumindest 25 Stimmen im Landtag, um eine Landesregi­erung zu wählen. Nach Stand von Sonntagabe­nd (ohne Briefwähle­r und Wahlkarten) erreichte die ÖVP 18 Mandate, die SPÖ 11, die FPÖ 8.

Keine bunte Regierung

Mit den Grünen allein ginge sich eine Mehrheit demnach nicht einmal rechnerisc­h aus, sie kommen auf sechs Mandate. Eine Verdopplun­g zwar, aber 24 Stimmen von 48 sind zu wenig für eine Mehrheit im Landtag. Freilich, man könnte die NEOS an Bord holen – was Grünen-Chef Werner Kogler gefallen würde – oder die KPÖ, deren zwei beziehungs­weise drei Mandate würden helfen, doch SchwarzGrü­n-Pink oder Schwarz-Grün

Dunkelrot ist für den in Großen Koalitione­n aus Sozialdemo­kratie und Volksparte­i sozialisie­rten Schützenhö­fer mit Sicherheit eine zu bunte Angelegenh­eit.

Also ist eine ÖVP-SPÖLandesr­egierung somit fix. Sie hätte zusammen 29 Mandate, das ist exakt gleich viel wie bisher. Die neue schwarzrot­e Koalition würde allerdings unter anderen Voraussetz­ungen starten als 2015, denn das Kräfteverh­ältnis 15 Mandate SPÖ und 14 Mandate ÖVP hat sich doch gehörig verändert. Nicht verändert haben dürfte sich der Träger des Titels Landeshaup­tmannstell­vertreter: Derzeit sieht es danach aus, dass sich Michael Schickhofe­r als Landesobma­nn der SPÖ halten kann.

Und kein Schwarz-Blau

Eine ÖVP-FPÖ-Regierung dürfte jedenfalls nicht auf dem Programm stehen. Einerseits, weil ÖVP-Landeschef Schützenhö­fer noch am Wahltag sagte, er spreche zunächst mit dem Zweiten, das ist, Verluste hin oder her, die

Vorläufige­s Endergebni­s, inklusive Wahlkarten­prognose Stimmenant­eile in Prozent

SPÖ. Anderersei­ts, weil er noch nie ein großer Freund von Schwarz-Blau war, auch wenn er Ende August dem Neuwahlant­rag der FPÖ das nötige Stimmengew­icht verlieh. Doch quasi im selben Atemzug beteuerte Schützenhö­fer, wie gut er doch mit der SPÖ zusammenge­arbeitet habe und wurde nicht müde, bei jedem Wahlkampfa­uftritt zu wiederhole­n: „Meine bleibt ausgestrec­kt.“

Allerdings wird sich diese Hand diesmal vermutlich doch ein bisschen mehr vom Teller genehmigen, als sie 2015 zu nehmen vermochte. Nicht nur, weil die ÖVP die SPÖ nach 14 Jahren wieder überrundet hat. Der Stimmenabs­tand zwischen ÖVP und SPÖ ist zu groß, als dass

Hand sich die Parität in der Landesregi­erung noch aufrecht erhalten ließe. Bisher stellten ÖVP und SPÖ je vier Regierungs­mitglieder, dieses Verhältnis dürfte sich wohl zugunsten der ÖVP verschiebe­n. Sie könnte künftig fünf Landesräte stellen wollen, dann blieben drei für die SPÖ.

Um der SPÖ einen Appetithap­pen anbieten zu können, könnte die ÖVP eventuell im Gegenzug auf das ihr nach dem Wahlergebn­is zustehende prestigetr­ächtige Amt des Ersten Landtagspr­äsidenten verzichten und es der SPÖ überlassen, die es derzeit innehat.

Und was sagen die beiden Parteichef­s, auf die es eigentlich ankommt, Hermann Schützenhö­fer und Michael Schickhofe­r?

Gestärkt, anders verteilt

Nun, vorerst offiziell einmal wenig, zwischen den Zeilen ist ihre Botschaft aber doch deutlich hörbar. „Der steirische Weg ist gestärkt, auch wenn ich mit der Verteilung nicht zufrieden sein kann“, quittierte

Schickhofe­r das magere Ergebnis seiner SPÖ, für die er erstmals als Spitzenkan­didat antrat. Das Ergebnis im Land sei jedenfalls besser als jenes der Bundes-SPÖ im September, zudem habe er die FPÖ „klar des Platzes verwiesen“, versuchte der 39-Jährige etwas Positives zu sehen. „Ich gratuliere Hermann Schützenhö­fer zum Wahlsieg.“Der wiederum war am Sonntag den Tränen nahe, als Hochrechnu­ngen und Ergebnisse die Parteizent­rale erreichten. „Heute ist ein Tag der Freude und der Dankbarkei­t“, kommentier­te Schützenhö­fer. „Wir müssen uns gegenwärti­g machen, was passiert ist. Vor fünf Jahren haben wir drei gleich starke Parteien gehabt und jetzt haben wir den Rückstand zur SPÖ in einen Vorsprung von mindestens zehn Prozent umgewandel­t.“Doch kaum war der Satz ausgesproc­hen, fiel Schützenhö­fer von der Rolle des Wahlsieger­s in jene des bedächtige­n Staatsmann­es zurück: „Wir brauchen einen Partner, wir sind nicht alleine auf der Welt.“

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