Kurier

Wo die ÖVP hinter der KPÖ landete

Steiermark intern Leitspital Liezen polarisier­te, Flüchtling­sthema half FPÖ nicht mehr, SPÖ verliert erneut in Hochburgen

- ELISABETH HOLZER

Rottenmann? Rottenmann! Ja, tatsächlic­h: In der obersteiri­schen Stadt wurde die ÖVP überholt − und zwar von der KPÖ: Das vorläufige Endergebni­s (ohne Briefwähle­r und Wahlkarten) weist den Kommuniste­n 16,8 Prozent der Stimmen aus, das ist gegenüber 2015 eine Vervierfac­hung. Die ÖVP liegt bei 14,7 Prozent, ein Minus von acht Prozentpun­kten.

Dieses Ergebnis haben die Dunkelrote­n eindeutig der Debatte um das „Leitspital Liezen“zu verdanken: KPÖ, FPÖ und Grüne kämpften in einer seltenen Allianz gegen das Leitprojek­t der schwarzrot­en Koalition, das die Schließung des LKH Rottenmann bedeuten würde.

Auch die Grünen legten in der Rot regierten Stadt zu (plus 3,2 Prozentpun­kte), sie erreichten 8,8 Prozent.

Die FPÖ fuhr − ganz gegen den Landestren­d − ebenfalls ein Plus ein, 5,5 Prozentpun­kte mehr verhalfen in Rottenmann ihr mit 28,81 Prozent auf den zweiten Platz hinter der SPÖ, die um 12,4 Prozentpun­kte auf 28,8 Prozent absackte.

Und im Bezirk selbst, der am 7. April mit 67,3 Prozent bei einer von FPÖ, Grünen und KPÖ erzwungene­n Volksbefra­gung gegen den Spitalsneu­bau stimmte?

Nun, Liezen mit seinen 62.000 Wahlberech­tigten blieb gesamt gesehen auf Linie: Die ÖVP überholte die SPÖ und kommt auf 34,6 Prozent (plus 5,2 Prozentpun­kte). Die SPÖ landete mit 27,7 Prozent auf Platz zwei (minus 4,3 Prozentpun­kte) − die Wähler dort scheinen der ÖVP verziehen zu haben, dass sie trotz des Neins bei der Befragung am Projekt festhält.

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Themen- und Regionswec­hsel: von der Obersteier­mark nach Westen sowie in den Speckgürte­l rund um Graz. In drei Bezirken rückte die FPÖ 2015 glatt auf Platz Eins vor – und zwar in Graz-Umgebung, Deutschlan­dsberg und

Voitsberg. Diese Erfolge sind wieder verspielt, die Bezirke sind wieder schwarz.

In Graz-Umgebung, wo bis vor Kurzem noch FPÖSpitzen­kandidat Mario Kunasek zu Hause war, verloren die Blauen fast 10 Prozentpun­kte, sie liegen nun mit 19,7 Prozent sogar nur auf dem dritten Platz hinter ÖVP (35,5 Prozent) und SPÖ (20,4 Prozent).

In Deutschlan­dsberg ist das blaue Minus mit 9,5 Prozentpun­kten ähnlich wie auf Landeseben­e ausgefalle­n. Die Freiheitli­chen sie sind damit ebenfalls auf den dritten Platz abgerutsch­t.

In Voitsberg mussten sie gar ein Minus von 11,5 Prozentpun­kten hinnehmen, sie erreichten 21 statt wie zuletzt 33,3 Prozent. In Voitsberg und Deutschlan­dsberg war noch auffällig: Die SPÖ hatte ein geringeres Minus als landesweit, minus 3,9 bzw. 2,9 Prozentpun­kte.

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Auch das immer wieder von der FPÖ hochgespie­lte Flüchtling­s- und Migrations­thema reicht der blauen Wählerscha­ft offensicht­lich nicht mehr. Auch wenn FPÖ-Klubchef Herbert Kickl im Grenzort Spielfeld auftrat, das Ergebnis wird den Blauen kaum gefallen: 25,5 Prozent reichten zwar noch für Platz zwei hinter der ÖVP in Straß in Steiermark (Spielfeld ist ein Teil davon). Doch das Minus von 10,5 Prozentpun­kte verdrängte sie von Platz eins.

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Die SPÖ hat nicht nur in Graz ein massives Problem, sondern auch in ihren früheren Hochburgen, den obersteiri­schen Städten. Die rot regierten Bruck an der Mur, Kapfenberg und Leoben wiesen − wieder einmal − ein Minus zwischen vier und acht Prozentpun­kten aus, auch wenn die Partei dort noch stimmenstä­rkste Kraft ist. Die Sozialdemo­kratie kämpft dort schon seit vielen Jahren und mehreren Wahlgängen mit Wählerschw­und, Rezepte dagegen fand sie bisher offensicht­lich keine.

Im südlichen Leibnitz, ebenfalls eine von der SPÖgeführt­e Stadt, fällt die Bilanz dieser Landtagswa­hl nicht besser aus: Mit einem Ergebnis von 24,1 Prozent (minus 7,6 Prozentpun­kte) verlor sie dort sogar den ersten Platz an die ÖVP, die um 11,4 Prozentpun­kte auf 34,3 Prozent zulegen konnte.

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Platz eins verloren: Kickls Auftritt an der Grenze in Spielfeld brachte keinen Umschwung
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