Kurier

Ein wissender Altmeister der Wiener Klangkultu­r

Kritik. Philharmon­iker und Christoph von Dohnányi

- PETER JAROLIN

Er war sehr lange (ja, viel zu lange) nicht mehr in Wien zu erleben. Doch im zarten Alter von 90 Jahren gab er am Wochenende doch sein umjubeltes Comeback: Dirigent Christoph von Dohnányi stand im Musikverei­n wieder am Pult der Wiener Philharmon­iker und erwies sich als wahrer Meister der alten Schule.

Denn Dohnányi braucht im Gegensatz zu dem einen oder anderen jüngeren Kollegen keine große Show; ihm geht es um den inneren Gehalt der Musik. Und das war vor allem im ersten Teil des Abonnement­skonzerts mehr als deutlich hörbar.

Ein hinreißend flirrender, klangfarbl­ich intensiver, auch eruptiver Auftakt war mit György Ligetis „Atmosphére­s für großes Orchester“schnell gesetzt. Könnte man bitte übrigens mehr Ligeti spielen? Danach – ein toller Kunstgriff – ging das von den Philharmon­ikern

feinsinnig realisiert­e Vorspiel zu Richard Wagners „Lohengrin“nahtlos in Alban Bergs „Konzert für Violine und Orchester“über. Wobei bei diesem, dem „Andenken eines Engels“(gemeint ist die im Alter von 18 Jahren verstorben­e Manon Gropius) gewidmeten Werk, vor allem Konzertmei­ster Rainer Honeck brillieren konnte.

Da braucht es natürlich keinen orchesterf­remden Solisten, denn Honeck ist ein so virtuoser Interpret. Extrem berührend gestaltete er seinen Solopart. Alles, was Berg hier intendiert hatte, wurde in aller Virtuositä­t fühlbar!

Nach der Pause konnten Dirigent Dohnányi und die akkurat aufspielen­den Philharmon­iker mit der dritten Symphonie (F-Dur) von Johannes Brahms nochmals ein Zeichen der Wiener Klangkultu­r setzen. Jubel! KURIER-Wertung:

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