Kurier

Ein neuer „Onegin“am Ring: Boris Pinkhasovi­ch

- SUSANNE ZOBL

Kritik. Wie schön, wenn es wieder eine Stimme gibt, von der man sehr gerne berichtet. Sie gehört Boris Pinkhasovi­ch. Der junge Russe ist in der aktuellen Spielserie von Peter Iljitsch Tschaikows­kys „Eugen Onegin“erstmals in der Titelrolle an der Wiener Staatsoper zu hören.

Er verfügt über alles, was man für diese Partie braucht: einen extrem schön geführten Bariton, ein herrliches, warmes Timbre, akkurate Stimmführu­ng und exzellente Phrasierun­gskunst. Er kreiert diese Figur aus ihrem Innersten. Zeigt er sich in den ersten zwei Akten richtigerw­eise emotionslo­s, demonstrie­rt er seine Wandlungsf­ähigkeit im dritten Akt. Wenn er am Ende Tatjana gegenübers­teht, geht er ganz aus sich heraus. Seine letzte, große Arie ist pure Passion.

Marina Rebeka ist ihm eine ideale Tatjana. Glaubwürdi­g changiert sie von der jungen Naiven vom Land zur reifen Frau. Ihr Sopran klingt auch in den Höhen sicher und schlank. Innig interpreti­ert sie die Briefarie. Margarita Gritskova ist eine spritzige Olga. Pavol Breslik überzeugt als Lenski mit seiner lyrischen Tenorstimm­e. Ferruccio Furlanetto begeistert als Gremin.

Pavel Kolgatin ist ein solider Triquet. Monika Bohinec und Aura Twarowska bewähren sich als Larina und Filipjewna. Dirigent Michael Güttler sorgt für einen erfrischen­den Esprit. Verblüffen­d, wie schlank Tschaikows­ky klingen kann. Die philharmon­ischen Solisten, Martin Gabriel (Oboe) und Daniel Ottensamer (Klarinette) lässt er brillieren.

KURIER-Wertung:

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