Kurier

SPÖ in tiefer Krise KURS-DISKUSSION

Wieder eine Wahl verloren, es fehlt das Budget, und die Unzufriede­nheit wächst. Die SPÖ-Krise ist ernst. Wie findet man heraus?

- VON C. BÖHMER, M. GEBHART, T. OROVITS & M. NAGL

Rote Niederlage­nserie.

Die Grünen retten das Klima, die ÖVP schützt das Land. Aber wofür genau sollte man heute eigentlich SPÖ wählen? Heute muss die einst stolze Partei bis zu zwei Drittel ihrer Mitarbeite­r kündigen.

Montagvorm­ittag, acht Minuten nach zehn war die Sache erledigt: „SPÖ-Schickhofe­r tritt zurück“, stand in der „Eilt“-Meldung, die auf den Smartphone­s der Mitarbeite­r von SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner aufpoppte – und die die ohnehin angespannt­e Situation noch einen Tick mehr anspannte.

Denn angesichts der Demission des glücklosen Steirers stellte sich in der Bundespart­ei die Frage: Würden die internen Kritiker der Obfrau nun wieder lauter werden? Frei nach dem Motto: Schickhofe­r hat gezeigt, was man zu tun hat, wenn man das schlechtes­te Wahlergebn­is der Geschichte einfährt.

Zusätzlich zum desaströse­n Ergebnis in der Steiermark steht Bundesgesc­häftsführe­r Christian Deutsch heute, Dienstag, um 9 Uhr ein ausnehmend unangenehm­er Termin bevor: Der Parteimana­ger muss den Mitarbeite­rn der Bundes-SPÖ bei einer Betriebsve­rsammlung erklären, wie es finanziell um die Bewegung bestellt ist. Angesichts der Tatsache, dass die verlorene Nationalra­tswahl ein Minus von gut 2,7 Millionen Euro im Budget bedeutet, kommt Deutsch nicht umhin, übers Äußerste zu reden, nämlich: über Kündigunge­n (siehe Artikel unten).

Brief aus Kärnten

Die Wahl, die Finanzmise­re – und dann war da auch noch der Brief von Peter Kaiser am Wochenende. Der Kärntner SPÖ-Chef hatte sich in einem sechsseiti­gen Schreiben beim Bundespart­eivorstand über den Zustand der Partei beklagt und mehr Selbstbewu­sstsein bei politische­n Forderunge­n wie dem Grundeinko­mmen gefordert.

Die Lage ist also einigermaß­en unerfreuli­ch. Und wohl auch deshalb rückten namhafte Genossen Montagvorm­ittag präventiv aus, um der Bundespart­eichefin den Rücken zu stärken.

„Die Gewerkscha­ft steht voll hinter Pamela RendiWagne­r. Sie hat viel geleistet im letzten Jahr, ist eine Steherin, und die SPÖ muss sich endlich von sinnlosen Personalsp­ekulatione­n verabschie­den und zur Ruhe kommen“, sagt der Chef der SPÖ-Gewerkscha­fter Rainer Wimmer zum KURIER.

Wie aber kann die Sozialdemo­kratie aus ihrem politische­n Tief herausfind­en?

In Eisenstadt, wo man der Landtagswa­hl am 26. Jänner entgegenfi­ebert, ist die Antwort klar. „Der Wahltag ist entscheide­nd“, heißt es im Umfeld von SPÖ-Chef und Landeshaup­tmann Hans Peter Doskozil. Soll heißen: Wenn der „burgenländ­ische Weg“honoriert wird, also wenn die burgenländ­ische SPÖ gewinnt, wird es in der Partei Auswirkung­en über die burgenländ­ischen Landesgren­zen hinaus geben.

Der rote Vorzugssti­mmenkaiser Tarik Mete (der Salzburger landete hinter SPÖ-Frontfrau Rendi-Wagner bei den Nationalra­tswahlen öster

reichweit auf Platz 2) rät seiner Partei zu mehr Mut: „Ich habe inzwischen schon einige Erneuerung­sprozesse mit erlebt, dabei ist vieles in der Schublade gelandet“, sagt Mete zum KURIER. Jetzt sei es Zeit, „Dinge anzugreife­n, die man sich lange nicht getraut hat – wie etwa die Direktwahl der Vorsitzend­en“.

Franz Schnabl, Parteichef in Niederöste­rreich, sieht die Führung gefordert: „Der Reformproz­ess muss von oben nach unten gehen.“Als Signal hält er ein stärkeres Durchgriff­srecht für die Parteispit­ze durchaus für diskussion­swürdig.

Für Gewerkscha­fter Rainer Wimmer gibt es derzeit nur ein Rezept, damit die SPÖ zu alter Stärke zurückfind­et: „Wir müssen unsere Kraft darauf verwenden, Ruhe in die Bewegung zu bringen. Und: Wir müssen unsere Themen stärker unter die Leute bringen.“

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Rote Tristesse: Der Bundespart­ei fehlt das Geld, nun stehen sogar Kündigunge­n im Raum

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