Kurier

Vorarbeite­n für Heumarkt-Turm

Antrag. Beschlüsse trotz Nachdenkpa­use

- STEFANIE RACHBAUER

Antrag. In die Debatte um das Heumarkt-Hochhaus von Michael Tojner kommt wieder Bewegung. Im Wohnbau-Ausschuss sollen trotz Nachdenkpa­use Beschlüsse gefasst werden.

Um das Hochhaus-Projekt am Wiener Heumarkt ist es zuletzt still geworden. Allerdings nur außerhalb des Rathauses, wie der KURIER erfahren hat. In dem Amtsräumen beschäftig­t das geplante 66-Meter-Hochhaus von Immobilien­entwickler Michael Tojner zur Zeit Beamten und Politiker – trotz zweijährig­er „Nachdenkpa­use“, die die Wiener SPÖ im Frühling verkündet hat.

Zur Erinnerung: Im März beteuerte der rote Landtagspr­äsident Ernst Woller, dass sich am Heumarkt in den nächsten zwei Jahren „gar nichts“ändern werde. Dem war Druck von der damaligen türkis-blauen Bundesregi­erung und ein vernichten­der Bericht des Denkmalrat­s ICOMOS vorangegan­gen. Der Tenor: Wien könnte seinen Status als UNESCO-Weltkultur­erbe-Stätte verlieren, sollte das Projekt wie geplant umgesetzt werden.

Antrag an Ausschuss

Doch nun hat die zuständige MA 69 (Immobilien­management) die „Baureifges­taltung“mehrerer Grundstück­e am Heumarkt-Areal beantragt. Und zwar zum Zweck der „Einbeziehu­ng in den Bauplatz“. Das geht aus einem Antrag an den Gemeindera­tsausschus­s für Wohnen hervor, der dem KURIER vorliegt. Er wird am Montag abgestimmt.

Für die Wiener ÖVP ist diese Vorgehensw­eise völlig unverständ­lich. „Obwohl das Projekt Heumarkt laut Aussagen der Stadt Wien angeblich ruht, wird seelenruhi­g weiter daran gearbeitet“, kritisiert Elisabeth Olischar, türkise Klubobfrau im Gemeindera­t. „Das ist eine Missachtun­g der Verhandlun­gen mit ICOMOS und UNESCO.“

Die MA 69 verlangt im Antrag, dass der Ausschuss die „Baureifges­taltung“mehrerer Liegenscha­ften“genehmigt. Dafür erforderli­ch: Der Verkauf von stadteigen­en Flächen im Ausmaß von 82 Quadratmet­ern an Tojners Firma Wertinvest. Konkret geht es um die Adressen Lothringer­straße 22 und 24, Heumarkt 2 und 4 sowie Johannesga­sse 28. Kaufpreis: 516.600 Euro – basierend auf dem „ortsüblich­en Preisnivea­u“, wie in dem zweiseitig­en Papier zu lesen ist.

Stadt unter Zugzwang

Die Sache sei völlig anders, heißt es vonseiten der Stadt. Der Antrag der MA 69 sei eine „zwingende Konsequenz der geltenden Rechtslage“, teilt ein Sprecher der zuständige­n Stadträtin Kathrin Gaal (SPÖ) mit.

Seitens der Wertinvest bestehe ein „Rechtsansp­ruch auf diese Form der Bauplatzbe­schaffung. Die Stadt Wien ist folglich verpflicht­et, die Flächen gegen Entschädig­ung abzutreten, anderenfal­ls könnten diese durch Enteignung in Anspruch genommen werden.“

Auf das Baubewilli­gungsverfa­hren wirke sich die beantragte Bauplatzsc­haffung nicht aus, betont der Sprecher. Man nehme „keinerlei Entscheidu­ng vorweg“.

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Der umstritten­e Turm beschäftig­t wieder Politik und Beamte

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