Soldat von Hund getötet: Neue brisante Details
Tiere hatten auch andere Soldaten attackiert
Jagdkommando. Seit ein 31jähriger Soldat in einer Kaserne in Wiener Neustadt von Militärhunden getötet worden ist, sucht eine Bundesheerkommission nach den Ursachen für diese Tragödie. Der Anwalt der Opferfamilie brachte nun brisante Details dazu ans Tageslicht.
So mussten ein Offizier und ein Wachsoldat vor den wild gewordenen Hunden, die nach der Tat frei auf dem Kasernengelände herumliefen, in eine Hütte flüchten. Außerdem war stundenlang nicht bemerkt worden, dass der 31-jährige Soldat von den Hundezwingern nicht mehr zurückgekehrt war.
Der Anwalt will nun für die Opferfamilie herausfinden, warum genau ihr Sohn den Hunden zum Opfer gefallen war.
Mit drei Jahren Verspätung begann am Montag der Prozess gegen die Sportlegende Peter Seisenbacher. Der zweifache Judo-Olympiasieger betritt im weißen Rollkragenpulli und braunen Anzug den Großen Schwurgerichtssaal im Wiener Landesgericht. Ein Zuhörer erhebt sich, applaudiert.
„Die Vorwürfe gegen Seisenbacher sind eine reine Rache-Aktion“, wird der ältere Herr später in einer Verhandlungspause zu Journalisten sagen und eine Visitenkarte zücken, auf der seine Judo-Titel angeführt sind. Er ist nicht der einzige Zuhörer, der dieser Meinung ist. Es sind einige Wegbegleiter von Seisenbacher gekommen, die die Vorwürfe nicht glauben können.
Seisenbacher wird schwerer sexueller Missbrauch von Unmündigen vorgeworfen, zudem Missbrauch eines Autoritätsverhältnisses. Zwei mittlerweile erwachsene Frauen (eine davon lebt jetzt als Mann, Anm.) sagen aus, als Kinder von Seisenbacher sexuell missbraucht worden zu sein. Das jüngste Opfer war neun Jahre alt. Eine weitere Frau berichtet von einem Missbrauchsversuch.
Drei Opfer lügen?
„Ich bin nicht schuldig“, sagt Seisenbacher.
„Wenn Sie nicht schuldig sind, heißt das, dass drei Opfer lügen“, gibt Richter Christoph Bauer zu bedenken.
„Dafür habe ich keine Erklärung. Ich habe Vermutungen“, sagt Seisenbacher. Die drei Opfer seien eng miteinander befreundet. Sie hätten sich gegen ihn verschworen, führt er später seine Theorie aus. Doch diese „Verschwörung“zieht Kreise. Es gibt insgesamt sechs Personen, die Seisenbacher belasten. „Die irren sich“, sagt Seisenbacher.
Doch warum dann die Flucht in die Ukraine kurz vor dem Prozessstart 2016? Sein Sohn kam kurz nach dem
Prozesstermin zur Welt. Das wollte er auf keinen Fall verpassen, sagt sein Anwalt Bernhard Lehofer. Und außerdem: „Er hat mit den stärksten Männern der Welt gekämpft. Er war nie einer, dem es an Frauen gemangelt hat. Er passt in keiner Weise in das Schema von jemandem, der sich an Kindern vergreift. Das passt nicht zu ihm. So einer wie er hatte das nicht notwendig.“
Seisenbacher hatte einige Beziehungen. Auch eine zu einer 16-Jährigen. Diese Beziehung war freiwillig, das bestätigt auch die heute erwachsene Frau. „Es war eine geheime Beziehung“, sagt Staatsanwältin Ursula Schrall-Kropiunig. „Alle meine Beziehungen waren geheim“, erklärt Seisenbacher. Er war damals „um die 40. Aber ich habe mich jung gefühlt.“
Mit Kindern und Jugendlichen hatte er viel zu tun. Er
war Trainer, war mit dem Nachwuchs auf Lagern, begleitete sie auf Wettkämpfe. Die Jungen sahen zu dem erfolgreichen Sportler auf. Die Opfer sagen noch heute, dass Seisenbacher eine Vaterfigur für sie war. Als „einen Vater, den man sich gewünscht hat“, beschreibt ihn eine Frau. „Ich glaube, ich war ein cooler Trainer, aber kein Vater“, entgegnet Seisenbacher.
Kuscheleinheiten
Wie eng der Kontakt bei diesen Lagern war, darüber gehen die Schilderungen deutlich auseinander. Es gibt Aussagen, wonach Mädchen mit ihm in einem Bett geschlafen haben sollen. „Das stimmt nicht“, bestreitet Seisenbacher.
„Wurde in den Ferienlagern gekuschelt?“, fragt eine Opferanwältin. „Im Judoclub ist nicht so die Grundstimmung, dass gekuschelt wird. Aber abseits der Matte habe ich schon versucht, den Kindern
ein lockeres Ferienerlebnis zu bieten mit Schwimmbad und Spielen. Natürlich kommt es da zu Berührungen.“
Fortsetzung am Montag.