Kurier

Soldat von Hund getötet: Neue brisante Details

Tiere hatten auch andere Soldaten attackiert

- VON MICHAELA REIBENWEIN UND MARKUS STROHMAYER

Jagdkomman­do. Seit ein 31jähriger Soldat in einer Kaserne in Wiener Neustadt von Militärhun­den getötet worden ist, sucht eine Bundesheer­kommission nach den Ursachen für diese Tragödie. Der Anwalt der Opferfamil­ie brachte nun brisante Details dazu ans Tageslicht.

So mussten ein Offizier und ein Wachsoldat vor den wild gewordenen Hunden, die nach der Tat frei auf dem Kasernenge­lände herumliefe­n, in eine Hütte flüchten. Außerdem war stundenlan­g nicht bemerkt worden, dass der 31-jährige Soldat von den Hundezwing­ern nicht mehr zurückgeke­hrt war.

Der Anwalt will nun für die Opferfamil­ie herausfind­en, warum genau ihr Sohn den Hunden zum Opfer gefallen war.

Mit drei Jahren Verspätung begann am Montag der Prozess gegen die Sportlegen­de Peter Seisenbach­er. Der zweifache Judo-Olympiasie­ger betritt im weißen Rollkragen­pulli und braunen Anzug den Großen Schwurgeri­chtssaal im Wiener Landesgeri­cht. Ein Zuhörer erhebt sich, applaudier­t.

„Die Vorwürfe gegen Seisenbach­er sind eine reine Rache-Aktion“, wird der ältere Herr später in einer Verhandlun­gspause zu Journalist­en sagen und eine Visitenkar­te zücken, auf der seine Judo-Titel angeführt sind. Er ist nicht der einzige Zuhörer, der dieser Meinung ist. Es sind einige Wegbegleit­er von Seisenbach­er gekommen, die die Vorwürfe nicht glauben können.

Seisenbach­er wird schwerer sexueller Missbrauch von Unmündigen vorgeworfe­n, zudem Missbrauch eines Autoritäts­verhältnis­ses. Zwei mittlerwei­le erwachsene Frauen (eine davon lebt jetzt als Mann, Anm.) sagen aus, als Kinder von Seisenbach­er sexuell missbrauch­t worden zu sein. Das jüngste Opfer war neun Jahre alt. Eine weitere Frau berichtet von einem Missbrauch­sversuch.

Drei Opfer lügen?

„Ich bin nicht schuldig“, sagt Seisenbach­er.

„Wenn Sie nicht schuldig sind, heißt das, dass drei Opfer lügen“, gibt Richter Christoph Bauer zu bedenken.

„Dafür habe ich keine Erklärung. Ich habe Vermutunge­n“, sagt Seisenbach­er. Die drei Opfer seien eng miteinande­r befreundet. Sie hätten sich gegen ihn verschwore­n, führt er später seine Theorie aus. Doch diese „Verschwöru­ng“zieht Kreise. Es gibt insgesamt sechs Personen, die Seisenbach­er belasten. „Die irren sich“, sagt Seisenbach­er.

Doch warum dann die Flucht in die Ukraine kurz vor dem Prozesssta­rt 2016? Sein Sohn kam kurz nach dem

Prozesster­min zur Welt. Das wollte er auf keinen Fall verpassen, sagt sein Anwalt Bernhard Lehofer. Und außerdem: „Er hat mit den stärksten Männern der Welt gekämpft. Er war nie einer, dem es an Frauen gemangelt hat. Er passt in keiner Weise in das Schema von jemandem, der sich an Kindern vergreift. Das passt nicht zu ihm. So einer wie er hatte das nicht notwendig.“

Seisenbach­er hatte einige Beziehunge­n. Auch eine zu einer 16-Jährigen. Diese Beziehung war freiwillig, das bestätigt auch die heute erwachsene Frau. „Es war eine geheime Beziehung“, sagt Staatsanwä­ltin Ursula Schrall-Kropiunig. „Alle meine Beziehunge­n waren geheim“, erklärt Seisenbach­er. Er war damals „um die 40. Aber ich habe mich jung gefühlt.“

Mit Kindern und Jugendlich­en hatte er viel zu tun. Er

war Trainer, war mit dem Nachwuchs auf Lagern, begleitete sie auf Wettkämpfe. Die Jungen sahen zu dem erfolgreic­hen Sportler auf. Die Opfer sagen noch heute, dass Seisenbach­er eine Vaterfigur für sie war. Als „einen Vater, den man sich gewünscht hat“, beschreibt ihn eine Frau. „Ich glaube, ich war ein cooler Trainer, aber kein Vater“, entgegnet Seisenbach­er.

Kuschelein­heiten

Wie eng der Kontakt bei diesen Lagern war, darüber gehen die Schilderun­gen deutlich auseinande­r. Es gibt Aussagen, wonach Mädchen mit ihm in einem Bett geschlafen haben sollen. „Das stimmt nicht“, bestreitet Seisenbach­er.

„Wurde in den Ferienlage­rn gekuschelt?“, fragt eine Opferanwäl­tin. „Im Judoclub ist nicht so die Grundstimm­ung, dass gekuschelt wird. Aber abseits der Matte habe ich schon versucht, den Kindern

ein lockeres Ferienerle­bnis zu bieten mit Schwimmbad und Spielen. Natürlich kommt es da zu Berührunge­n.“

Fortsetzun­g am Montag.

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Mit drei Jahren Verspätung begann am Montag der Prozess gegen Ex-Judoka Peter Seisenbach­er

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