Kündigungen in der SPÖ-Zentrale
Finanzproblem. Unter den knapp 100 Mitarbeitern geht Job-Angst um
Trifft es das parteiinterne Telefonservice? Trifft es die Mitarbeiter der Poststelle oder die angestellten Reinigungskräfte?
Seit Tagen herrscht Unruhe in der Bundesparteizentrale der SPÖ in der Wiener Löwelstraße. Heute, Dienstag, steht eine Betriebsversammlung an. Bei dieser wird Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch nicht nur die finanziell prekäre Lage der Partei erläutern, sondern etwas tun, was für sozialdemokratisch geprägte Arbeitgeber besonders bitter ist: Er wird über Kündigungen sprechen, ja sprechen müssen.
Offiziell will Deutsch zu Details nichts sagen – das gebietet der Anstand, die Betroffenen sollen es von ihm zuerst erfahren. Inoffiziell ist aber zu hören, dass von den knapp unter 100 (nicht alle in Vollzeit) angestellten Menschen in der Löwelstraße je nach Lesart ein bis zwei Drittel damit rechnen müssen, noch vor Weihnachten beim AMS anzudocken. Schuld an der finanziellen Misere und den damit verbundenen Kündigungen ist insbesondere das Ergebnis der Nationalratswahl, das die SPÖ im Jahr mehr als 2,6 Millionen Euro an Parteiförderung kostet.
Betrieb gefährdet
„Abgesehen davon, dass die Partei Schulden tilgen muss, kannst du mit so viel weniger Geld den laufenden Betrieb nicht aufrecht erhalten“, sagt ein Mitarbeiter.
Vor der Nationalratswahl hatte ein führender SPÖFunktionär gegenüber dem KURIER den Schuldenstand der Partei mit zwölf Mio. Euro angegeben, und das, obwohl die SPÖ kurz zuvor den Sitz ihrer Akademie in einem Anwesen in Wien-Altmannsdorf verkauft hatte. Den aktuellen Schuldenstand nach der Wahl will die SPÖ nicht nennen.
Auf dem Prüfstand stehen nun auch die Beraterverträge. Wie der KURIER berichtete, erhält ein persönlicher Berater der Parteichefin ein Selbstständigenhonorar von 24.000 Euro im Monat. Auch mit der Leykam Medien AG, deren Geschäftsführer Max Lercher ist, hat die SPÖ einen 20.000-Euro-Beratervertrag.