Der Mann, der nicht nur Trump finanziell in die Tasche steckt
Der Plan des US-Milliardärs. Wie New Yorks langjähriger Bürgermeister Michael Bloomberg für die Demokraten Donald Trump ausschalten will.
Sieht man von Donald Trump ab, dann ist der Griff Superreicher nach der politischen Macht in Amerika bisher selten geglückt. 1992 versuchte es der Texaner Ross Perot gegen Bill Clinton und Georg H. W. Bush als Unabhängiger – und verlor. Steve Forbes, der Verleger des gleichnamigen Magazins für die oberen Zehntausend, spielte in den republikanischen Vorwahlen 1996 und 2000 keine Rolle.
Zieht man dann noch in Betracht, dass die Bewunderung Amerikas für die Ultra-Reichen immens abgeflacht ist (mehr als 50 Prozent misstrauen heute den Milliardären), müsste die Personalie Michael Bloomberg schon bald wieder aus den Schlagzeilen verschwinden. Wird sie aber nicht. Seit der 77-jährige Gründer des gleichnamigen Finanzinformationsdienstes offiziell seinen Eintritt ins Rennen um das demokratische Präsidentschaftsticket erklärt hat, um Amerika vor, wie er sagt, irreparablem Schaden durch weitere vier Jahre Donald Trump zu bewahren, geht eine latente Verunsicherung um.
Zu links oder zu schwach
Das liegt weniger an der politischen Vita des in einer Familie russisch-jüdischer Herkunft geborenen Unternehmers, der die bisherigen Favoriten Bernie Sanders und Elizabeth Warren für zu weit links und die Zentristen Joe Biden und Pete Buttigieg für zu schwach hält, um eine Wiederwahl Trumps zu verhindern. Bloomberg hat es in New York zu drei Bürgermeister-Amtszeiten gebracht, kann also auf reichlich Exekutiv-Erfahrung verweisen.
Entscheidender ist aber sein Kontostand. 55 Milliarden Dollar Privatvermögen könnten den sündhaft teuren Wahlkämpfen in den USA eine neue Superlative bescheren. Zur Einordnung: Donald Trump gehört mit geschätzten drei Milliarden nur zum Prekariat der Wohlhabenden. Wie beispiellos Bloomberg aus dem Vollen schöpft, zeigt ein Vergleich: Mit knapp 25 Millionen Dollar hat die Galionsfigur der Linken, der Sozialist Bernie Sanders, unter allen 18 demokratischen Bewerbern bisher das größte Spendenaufkommen generiert. Bloomberg gibt seit Montag allein 30 Millionen für eine TV-Werbekampagne aus. Weitere 100 Millionen steckt er in Internet-Botschaften gegen Trump in umkämpften Bundesstaaten.
Und das alles aus der eigenen Schatulle. Bloomberg will keinen Penny von privaten Spendern annehmen. Was nach den Regeln der Demokraten zur Folge hat, dass er an keiner TV-Debatte teilnehmen kann – Spender gelten gleichsam als „Nominierer“jedes Kandidaten (laut Statuten
sind 200.000 Spender erforderlich) Bloomberg will das durch direkte Wähleransprachen im TV und in sozialen Medien kompensieren.
Die Verfügbarkeit nahezu unbegrenzter Finanzmittel und ein unorthodoxer Zugang zur Kandidatur sprechen für Bloomberg – trotz vieler Nachteile: Er ist alt, hat keinen Zugang zu afro-amerikanischen Wählern und ist sozialpolitisch und mit seinem Reichtum die personifizierte Anti-These zum LinksSchwenk bei den Demokraten. Im Wahlkampf will sich Bloomberg früh an die Spitze setzen. Sein Kalkül: Wer die größere finanzielle Ausdauer besitzt, bezwingt Donald Trump. Der hat bisher rund 100 Millionen in der Wahlkampf kasse.
Ein kleines Scherzchen unter Feinden: Trump und Michael Bloomberg in New York