Diamanten fürs Luxushandtascherl
Wie Frankreichs Magnat Bernard Arnault dem US-Juwelier neuen Glanz verleihen möchte
Er hat schon fast alles, nur der teuerste Schmuck fehlte in der Sammlung noch: Bernard Arnault, laut Forbes mit Abstand reichster Europäer, brachte den größten Luxusgüter-Deal aller Zeiten unter Dach und Fach. Sein französisches Luxusimperium LVMH (Louis Vuitton, Moët, Hennessy) übernimmt für umgerechnet 14,7 Mrd. Euro den legendären US-Juwelier Tiffany.
Vorausgesetzt die Aktionäre stimmen dem zuletzt noch einmal erhöhten Preis von 135 Dollar je Aktie zu, wird die Luxus-Ehe Mitte 2020 vollzogen. Zuletzt lag der Aktienkurs bei rund 100 Dollar. Arnault hat vor, die „amerikanische Ikone wieder glänzen zu lassen“, teilte er den Aktionären mit. Dies ist angesichts des zuletzt schwächelnden Geschäfts auch nötig. Wegen des Handelskonflikts zwischen USA und China kommen weniger chinesische Touristen nach New York und bei den Jüngeren gilt Tiffany als verstaubt.
Die Franzosen wollen mit dem Edel-Juwelier, der durch den Filmklassiker „Frühstück bei Tiffany“Kultstatus erlangte (siehe Artikel unten), vor allem ihr eigenes Schmuck-Geschäft ausbauen. Hier ist LVMH (noch) nicht Weltmarktführer, was den Machtmenschen Arnault sichtlich wurmt. Mit Tiffany und den eigenen LVMH-Marken Bulgari und Hublot versucht er daher, den Schweizer Luxuskonzern Richemont vom Weltthron zu stoßen. Die Schweizer setzten zuletzt mit den Marken Cartier oder Van Cleef & Arpels rund 7 Mrd. Euro pro Jahr um. LVMH kam auf 4,1 Mrd. Euro. Dank Tiffany dehnt LVMH jetzt sein Schmuck-Filialnetz um rund 320 Boutiquen auf 750 aus und stärkt gleichzeitig die Präsenz in den USA und Asien. Dass sich der Deal auch für die Amerikaner lohnen könnte, zeigt das Beispiel Bulgari, dessen Umsatz sich seit der Übernahme durch die Franzosen 2011 verdoppelte.
Milliardärs-Duelle
Durch den zuletzt kräftig gestiegenen Aktienkurs löste der 70-jährige Arnault zuletzt sogar Bill Gates als zweitreichsten Manager der Welt hinter Jeff Bezos ab. Forbes schätzt sein Vermögen auf aktuell 105 Milliarden Dollar. In Paris liefert sich der Kunstsammler und „Big Spender“zuweilen skurrile MilliardärsDuelle mit dem 83-jährigen François Pinault, Eigentümer des zweiten großen Luxuskonzerns Kering (Gucci, Yves Saint-Laurent, Boucheron). Als Pinault nach dem Brand der Pariser Notre-Dame-Kathedrale 100 Millionen Euro für den Wiederaufbau spendete, übertrumpfte ihn Arnault am nächsten Tag mit einer Spende von 200 Millionen Euro.