Kurier

Saubereres Fliegen liegt in der Luft

In Zukunft wird nicht weniger, sondern noch viel mehr geflogen. Es soll aber „grüner“werden

- VON THOMAS PRESSBERGE­R

In Zeiten von Klimadebat­ten und Klimaprote­sten hat der Flugverkeh­r als kräftiger CO2Emitten­t keinen guten Stand. Dennoch wird die Zahl der Flüge weiter zu- und nicht abnehmen, sagt Robert Machtlinge­r, Chef des österreich­isch-chinesisch­en Luftfahrtz­ulieferers FACC. Mit Umweltschu­tz und dem Erreichen der Klimaziele soll das trotzdem vereinbar sein.

Mobilität ist zu einem Grundbedür­fnis geworden. Da die Weltbevölk­erung zunehmen wird, wird das Verkehrsau­fkommen steigen, glaubt Machtlinge­r: „Die Frage ist deshalb, wie Mobilität nachhaltig aussehen kann.“Und da habe sich in den vergangene­n Jahren viel verändert. „Wir fliegen heute viermal so viel wie Anfang der 70er-Jahre, der CO2-Ausstoß hat sich aber halbiert.“Die Flugzeuge seien um 70 Prozent leiser als früher, würden um 90 Prozent weniger Ruß produziere­n und um 80 Prozent weniger Treibstoff verbrauche­n. Machtlinge­r zitiert Prognosen, laut denen sich das Reiseaufko­mmen bis

FACC-Chef Machtlinge­r will Flugzeuge intelligen­ter machen 2050 vervierfac­hen wird. Ziel der Luftfahrt ist es, bis dahin den CO2-Ausstoß nochmals zu halbieren.

Derzeit ist der Luftverkeh­r für 2,7 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwort­lich. „Würde man alle Flugzeuge, die älter als fünf Jahre sind, durch neue ersetzen, wäre die Bilanz um 25 Prozent besser“, sagt Machtlinge­r. Das ist hypothetis­ch, da man nicht so rasch eine so große Zahl neuer Flugzeuge herstellen könnte, zeigt aber, dass neue Flugzeuge merkbar umweltfreu­ndlicher sind.

Künstliche Nerven

„Gerade wir als HightechUn­ternehmen können noch mehr zum grünen Fliegen beitragen“, sagt Machtlinge­r. Zum Beispiel noch leichteres Material oder bessere Oberfläche­n entwickeln. Durch künstliche Intelligen­z sollen Designdate­n ausgewerte­t und Formen verbessert werden.

Flugzeuge sollen in Zukunft mit „künstliche­n Nerven“, sprich Sensoren, ausgestatt­et werden. Dadurch könnten einzelne Komponente­n selber Fehler melden, wodurch die Wartung günstiger und schneller vor sich ginge. Bei einer Triebwerks­wartung muss zum Beispiel das Triebwerk vom Flügel abmontiert und großteils zerlegt und wieder zusammenge­baut werden, was mehrere tausend Arbeitsstu­nden benötigt. Das könnte in Zukunft wegfallen. Hier sollen auch „Krabbeldro­hnen“zum Einsatz kommen. Diese werden mit Kameras ausgerüste­t und senden Bilder aus dem Inneren der Turbine an die Ingenieure. Unnötiges Zerlegen wird damit Vergangenh­eit. Die kleinen Drohnen sollen entweder beim ersten Start des Triebwerks verfeuert werden, oder sich vorher in einem kleinen Raum in Sicherheit bringen und beim nächsten Mal wiederverw­endet werden, führt Machtlinge­r aus.

Die Verkehrsmi­ttel der Zukunft werden aus einem Mix von Pkw, Zügen und Flugzeugen bestehen, glaubt der Experte. Dazu werden sich auch Flugtaxis – Drohnen, die Passagiere befördern können – dazugesell­en.

Erste Einsatzgeb­iete sollen in ein bis zwei Jahren Megacities in Asien sein. Denn nicht überall seien die öffentlich­en Verkehrsmi­ttel so gut ausgebaut wie in Wien. Ein Fortkommen von A nach B wird in diesen wachsenden Ballungsze­ntren eine immer größere Herausford­erung. In Europa sollen Lufttaxis frühestens ab 2023 unterwegs sein.

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Neue Formen und Oberfläche­n sowie leichtere Flugzeuge sollen den CO2-Ausstoß von Flugzeugen in Zukunft deutlich senken
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