Kurier

Eine Ära zwischen Rekorden und Tiefschläg­en

Ex-Präsident. Michael Krammer war bis Montag 2.199 Tage im Amt. Seine Tops und Flops

- VON ALEXANDER HUBER

Michael Krammer ist abgetreten, Martin Bruckner wurde als knapper Sieger gegen Roland Schmid zum Nachfolger gewählt. Was bleibt von Krammers sechs Jahren als Rapid-Präsident?

Die Tops und Flops seiner Ära in der KURIER-Analyse:

+ Stadionbau

Der größte Pluspunkt der Ära war bereits nach zweieinhal­b Jahren im Amt verbucht: das Allianz Stadion wurde in der vorgegeben­en Zeit, im Budgetrahm­en und ohne böse Überraschu­ngen (bis auf sportliche­n Misserfolg) im Juli 2016 eröffnet. Dass, wie vom KURIER berichtet, dem Baukonzern Strabag nach einer Klage rund 800.000 Euro nachgezahl­t werden mussten, ist im Vergleich zu den üblichen Kostenexpl­osionen in Wien verkraftba­r. „Wir halten die

Benchmark für das günstigste, neue mittelgroß­e Stadion in Mitteleuro­pa“, meint Finanzchef Landthaler.

− Personalpo­litik Immerhin, den nach eigenen Angaben „größten Fehler“hat Krammer durch die Versöhnung und das Zurückhole­n von Zoran Barisic auszubesse­rn versucht. Aber auch sonst glich die Personalau­swahl dem Prinzip „trial and error“. Fünf Trainer und drei Sportdirek­toren waren in sechs Jahren zu viele und auch zu teuer.

+ Finanzen

Vor der Ära Krammer wäre so ein Gedränge um das Präsidente­namt undenkbar gewesen. Dietmar Hoscher etwa, der ursprüngli­che „Kronprinz“von Ehrenpräsi­dent Edlinger, zog 2013 nach einem gründliche­ren Blick in die Bücher zurück. Unter Krammer waren Gewinne in den Geschäftsb­erichten die Regel, auch sein Nachfolger

Von 2013 bis 2019 im Amt: Michael Krammer, 59

wird die laufende Saison mit einem Plus bejubeln dürfen.

− Titellosig­keit

Das „SK“im Namen steht für Sportklub, deshalb wiegen die sechs Jahre ohne Titel besonders schwer. Rapid hat zwei Mal im Europacup überwinter­t und ist im UEFARankin­g deswegen von Platz 105 auf 62 aufgestieg­en. Im ÖFB-Cup, in dem früher fast regelmäßig Blamagen passiert sind, wurde zwei Mal das Finale erreicht. Im Vordergrun­d steht allerdings, dass die Fans einem „Rekordmeis­ter“zujubeln und seit 2008 keinen Grund mehr dafür bekommen haben.

+ Mitglieder-Plus

„Einen Mitglieder-Verein zum Angreifen“wollte der 59-Jährige entwickeln – das ist gelungen. Der Sprung von 7.342 auf 16.565 eingetrage­ne Unterstütz­er ist enorm. In die Statistik wird eingehen, dass noch nie ein Verein in Österreich im Schnitt so viele Zuschauer hatte wie Rapid in den sechs Jahren mit Krammer. Und trotz der Misserfolg­e deklariere­n sich 33 Prozent der Fußball-Interessie­rten aktuell als Rapid-Fans.

− Sprücheklo­pfen

Für die Medien war Krammer ein dankbarer Präsident. Der Mobilfunkm­anager hat druckreif und pointiert formuliert, ließ sich zwar seine Zitate noch vorlegen, hat sie aber stets unveränder­t oder mit minimalen Anpassunge­n autorisier­t. Doch wer so selbstbewu­sst und angriffig austeilt, muss auch sportlich liefern. Krammers Erkenntnis ab 2017: „Ich habe den Mund zu voll genommen.“

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