Kurier

„Ihr wollt nicht sein wie sie“

Die Schauspiel­erin über ihre ikonische Rolle der Sarah Connor in den „Terminator“-Filmen

- VON ELISABETH SEREDA

Sie wurde mit einer einzigen Rolle zur Action-Ikone und weltberühm­t. Mit 63 zeigte Linda Hamilton noch einmal dem „Terminator“und Arnold Schwarzene­gger, wo es langgeht. Privat lebt sie ein sehr stilles Leben abseits von Hollywood in einer Stadt, die dafür nicht bekannt ist: New Orleans. Ausflüge nach Hollywood meidet sie, und steigt nur ins Flugzeug, wenn das Studio darauf beharrt, dass sie einen Film wie „Terminator: Dark Fate“promoten muss. Beim Interview war sie sichtlich stolz auf ihre Leistung und sprach auch offen über die Herausford­erungen, die für Frauen in den letzten 30 Jahren nicht weniger wurden.

KURIER: Was hat Sie dazu gebracht, nach all den Jahren das Angebot anzunehmen? Linda Hamilton: Sie war nicht mehr dieselbe Frau mit derselben Mission, denn das wäre für mich als Schauspiel­erin extrem langweilig gewesen. Und mit Sicherheit auch für das Publikum. Aber nach all der Zeit, die seit dem letzten „Terminator“vergangen ist, hatte ich sehr viel kreative Freiheiten.

Wie war die Vorbereitu­ng, insbesonde­re der physische Aspekt?

Physisch war Sarah Connor immer sehr schwierig zu spielen. Aber diesmal kam auch noch dazu, dass ich älter bin und entgegen meiner Erwartunge­n wesentlich länger trainieren musste, um dieselben Resultate zu bekommen. Ich musste mich auch von der Idee verabschie­den, dass ich jemals wieder so aussehen würde wie vor 30 Jahren. Man baut in meinem Alter nicht mehr so schnell solche Muskeln auf. Ich habe es meinem Trainer zu verdanken, dass ich kapiert habe, worum es geht: nicht darum, wie ich aussehe, sondern, wie ich mich bewege. Ich habe wirklich hart trainiert, physisch, emotional, mental.

Wie war es, wieder mit Arnold vor der Kamera zu stehen?

Es war wunderbar, wir hatten so viel Spaß!

In Filmen dieser Art geht es immer um eine apokalypti­sche Zukunft. Was uns auch immer daran erinnert, dass wir im Moment leben und präsent sein sollten. Wie leben Sie?

Ich habe bei „Terminator 2“– situations­bedingt, weil das Drehen so anstrengen­d war – verstanden, dass ich lernen muss, im Moment zu sein. Da hat die Crew jeden Tag gesagt, „Oh, zum Glück sind wir mit der Fabrik endlich fertig“, und am darauffolg­enden Tag drehten wir im Irrenhaus, und das war mindestens genauso schwierig. Und es waren diese Erfahrunge­n, die mich gelehrt haben, nie zurück- und nie vorwärts zu schauen, sondern jeden Tag so zu nehmen, wie er ist. Das habe ich die letzten 25 Jahre ziemlich gut geschafft. Voll präsent zu sein, ist, wie in der Mitte des Flusses zu treiben. Das ist wahre Balance.

Stimmt es, dass Sie gar nicht James Camerons erste Wahl für die Rolle waren?

Oh, ich war seine erste Wahl, aber ich habe mir den Knöchel gebrochen und die Sehne gerissen, und jung und dumm wie ich war, es niemandem gesagt. Ich konnte auch nach drei Wochen kaum auftreten. Er wollte mich austausche­n, und ich habe ihn angefleht, es nicht zu tun. Sonst säßen Sie jetzt mit Jennifer Jason Leigh hier!

James Cameron war der erste Actionregi­sseur, der eine starke weibliche Rolle kreierte. War Ihnen das bewusst, als sie den ersten „Terminator“drehten?

Ja, es kam mir schon damals komisch vor, dass das etwas Besonderes ist, dass wir die Leute darüber aufklären müssen, dass Frauen Probleme lösen können. Aber so ist die Welt, und so ist sie leider immer noch. Ich bin ganz froh, dass ich meinen Teil dazu beitragen kann, die Menschheit aufzuwecke­n. Ich sehe meinen Job nicht als Lehrerin für die gesellscha­ftlich Zurückgebl­iebenen, wenn ich ein Filmangebo­t annehme. Und ich war ziemlich schockiert über die Reaktion des Publikums nach „Judgement Day“, weil die Leute so begeistert von Sarah Connor waren, ihr Aussehen bewundert haben. Und ich ständig korrigiere­n musste: Nein, nein, Sarah Connor geht durch die Hölle, ihr wollt nicht wie sie sein.

Glauben Sie an den Slogan „die Zukunft ist weiblich“?

Irgendwie verschwind­et das Y-Chromosom, nicht wahr? Aber werden wir eine Welt von Frauen werden? Ich glaube nicht, aber wovon ich überzeugt bin, ist, dass wir Frauen diejenigen sind, die Leben geben, und wir diejenigen sein werden, die diese Erde erhalten oder retten, wenn all das Böse und Zerstöreri­sche, das ihr angetan wurde, endlich ein Ende nimmt.

Wo leben Sie?

In New Orleans, und ich führe ein sehr zurückgezo­genes Leben. Ich gehe spazieren, radfahren und treffe mich mit meinen Freunden zum Lunch. Ich passe gar nicht nach New Orleans, aber ich liebe es dort. Ich habe ein Haus mit Garten und einem Pool, weil es dort oft sehr heiß ist. Mein Leben ist sehr gut. Ich gehe mit dem großen Hund spazieren, der kleine will nicht mehr, weil er schon so alt ist. Ich plaudere mit jedem Menschen, der mir auf der Straße begegnet, denn das macht man in New Orleans. Diese Stadt versteht noch, was Nachbarsch­aft bedeutet. Ich habe derzeit ein paar Nähte am Hinterkopf und ein Peitschens­chlagsyndr­om, weil mein großer Hund – er ist ein Anatolisch­er Schäferhun­d – mich beim Spielen vor Freude so angesprung­en ist, dass ich nach hinten in den Tisch gefallen bin. Und meine Nachbarn waren sofort da, brachten mir Spaghetti, Gumbo (Eintopf, Anm. d. Red.) und einen Polster für meine Steißbeinv­erletzung. In New Orleans ist das Leben authentisc­h und die Leute sind echt.

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Linda Hamilton über den neuen Film: „Ich habe wirklich hart trainiert, physisch, emotional, mental“

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