Kurier

Weintraube­n im Dämmerlich­t: Lisa Holzer in der Wiener Secession

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Ausstellun­g. Weintraube­n seien etwas sehr Wienerisch­es, findet Lisa Holzer. Die Künstlerin, 1971 geboren, lebt heute zwar in Berlin, ist aber in Wien aufgewachs­en und verbrachte einst gern Zeit beim Heurigen. Die Serie digital verfremdet­er Fotografie­n von Trauben, die Holzer bis 9. Februar 2020 in der Secession präsentier­t, ist aber nur zum Teil als Hommage an jene Tage zu verstehen.

Viel eher ist die Ausstellun­g mit dem Titel „Was trägt Sie?“eine Versuchsan­ordnung. Denn Holzers Trauben existieren in verschiede­nen Welten.

Einige Früchte sind in flüssige weiße Schokolade getaucht. Die Süßigkeit – oder ist es Farbe? – ist in manchen Fotos als triefende Flüssigkei­t sichtbar, bei anderen Werken klebt sie außen am Glas des gerahmten Bilds. Die Fotografie­n bekommen so eine körperlich­e Dimension, wirken fast lebendig. Dass Holzer beschloss, ihre Werke ganz ohne künstliche­s Licht zu zeigen, gibt den Bildern dazu noch eine Tagesverfa­ssung: Sie zeigen oder verkrieche­n sich.

Holzer stellt dazu in einem Audioguide und in einem Künstlerbu­ch einen Text zur Verfügung. Durch

ihn kommt man den vielfältig­en Assoziatio­nsketten der Künstlerin, die bei ihrer fotografis­chen Arbeit stets auch die Malerei im Blick hat, auf die Spur: Die Überlegung, dass analoge Fotografie, die in verschiede­nen Bädern entwickelt werden

musste, „nass“war, während die digitale „trocken“ist, spielt bei Material- und Sujetwahl ebenso eine Rolle wie der Bedeutungs­gehalt von Trauben als Symbol des Begehrens. Es lohnt, sich auf Holzers poetische Erkundunge­n einzulasse­n.

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Blick auf Lisa Holzers Werkserie „Trauben“in der Secession

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