Am Küniglberg wird rotiert
Brunhofer-Vergleich, neuer „Schauplatz“-Chef, Spekulation um GIS- und Player-Chefs
Es hätte der Öffentlichkeit einen Einblick in den ORFJob-Poker in politisch turbulenten Zeiten bringen können. Aber der Showdown zwischen dem früheren Salzburger ORF-Landesdirektor Roland Brunhofer und dem von Alexander Wrabetz geführten ORF wurde abgesagt.
Kurz vor der für Montag terminierten mehrstündigen finalen Verhandlung am Arbeitsund Sozialgericht Steyr einigte man sich in der fast drei Jahre dauernden Auseinandersetzung. „Im Zusammenhang mit den von Herrn Roland Brunhofer gegen den ORF angestrengten Verfahren wurde ein Gesamtvergleich zwischen den beteiligten Parteien geschlossen. Mit diesem Vergleich werden sämtliche dienstrechtlichen Fragen geregelt und damit alle Verfahren beendet,“teilte der ORF auf KURIER-Anfrage mit.
Im Kern drehte es sich darum, dass Brunhofer nicht ein „weißer Elefant“werden wollte. Es ging also um (versprochene) Jobs und entsprechende Bezahlung nach dessen parteipolitisch motivierter Abberufung in Salzburg, als dort die ÖVP ans Ruder kam – dazu lag eine von Wrabetz unterzeichnete Punktation vor. Umgekehrt wurde Brunhofer sein mitunter robuster Umgang mit Mitarbeitern vorgeworfen.
Unter all dem ist ein Schlussstrich gezogen. Denn auch über „die berufliche Tätigkeit von Herrn Brunhofer bis Ende 2021 wurde Einvernehmen hergestellt. Er wird mit der Projektleitung ,‚Innovationsund Regionalisierungsprojekte‘ beauftragt.“Da könnte der Erfinder von „9 Plätze – 9 Schätze“was beitragen, wenn es gewollt ist. Aber über alles Weitere „wurde Stillschweigen vereinbart“, Weihnachtsfriede also.
Schauplatz-Wechsel
Personalrochaden und Spekulationen um solche gibt es im ORF auch an anderer Stelle. An der Spitze des ORF-Reportage-Formats „Am Schauplatz“übernimmt etwa Klaus Dutzler die Sendungsverantwortung per 1. Jänner 2020 von Heidi Lackner. Sie verlässt nach 20 Jahren den ORF – davon neun Jahre in der „Am Schauplatz“-Leitung – und wird freischaffende Künstlerin. Dutzler, davor Journalist bei profil und Format und seit 2003 beim ORF, hatte seit 2013 schon wiederholt als stv. Sendungsverantwortlicher gewerkt.
In den eigenen Reihen fündig wird der ORF, heißt es, auch bei zwei Geschäftsführer-Posten: Bei der Gebührentochter GIS wurde jemand für die Bereiche Finanzen, Administration und Technik gesucht. Gefunden hat man ihn am kurzen Weg mit Christian Kerschbaumsteiner. Der ORF-Chefcontroller war schon seit dem Frühjahr interimistisch neben Harald Kräuter im Amt.
Mehr Zund liegt in der laufenden Chefsuche beim Zukunftsthema ORF-Player. Die „Person mit fundierten Kenntnissen und Erfahrungen im Bereich der digitalen Medien, Finanzen und Unternehmenssteuerung in leitender Funktion, idealerweise in einem elektronischen Medienunternehmen“soll Roland Weißmann sein, heißt’s am Küniglberg. Er ist seit 2012 Chefproducer Fernsehen, stv. kaufmännischer Direktor und im Landesstudio Niederösterreich ORF-mäßig sozialisiert, was politisch kein Fehler ist. Bemerkenswert: Die Player-Entwicklung soll als Hauptabteilung direkt bei ORF-General Wrabetz angesiedelt werden, liegt dann quasi im Vorhof der Macht.