Kurier

Am Küniglberg wird rotiert

Brunhofer-Vergleich, neuer „Schauplatz“-Chef, Spekulatio­n um GIS- und Player-Chefs

- VON CHRISTOPH SILBER

Es hätte der Öffentlich­keit einen Einblick in den ORFJob-Poker in politisch turbulente­n Zeiten bringen können. Aber der Showdown zwischen dem früheren Salzburger ORF-Landesdire­ktor Roland Brunhofer und dem von Alexander Wrabetz geführten ORF wurde abgesagt.

Kurz vor der für Montag terminiert­en mehrstündi­gen finalen Verhandlun­g am Arbeitsund Sozialgeri­cht Steyr einigte man sich in der fast drei Jahre dauernden Auseinande­rsetzung. „Im Zusammenha­ng mit den von Herrn Roland Brunhofer gegen den ORF angestreng­ten Verfahren wurde ein Gesamtverg­leich zwischen den beteiligte­n Parteien geschlosse­n. Mit diesem Vergleich werden sämtliche dienstrech­tlichen Fragen geregelt und damit alle Verfahren beendet,“teilte der ORF auf KURIER-Anfrage mit.

Im Kern drehte es sich darum, dass Brunhofer nicht ein „weißer Elefant“werden wollte. Es ging also um (versproche­ne) Jobs und entspreche­nde Bezahlung nach dessen parteipoli­tisch motivierte­r Abberufung in Salzburg, als dort die ÖVP ans Ruder kam – dazu lag eine von Wrabetz unterzeich­nete Punktation vor. Umgekehrt wurde Brunhofer sein mitunter robuster Umgang mit Mitarbeite­rn vorgeworfe­n.

Unter all dem ist ein Schlussstr­ich gezogen. Denn auch über „die berufliche Tätigkeit von Herrn Brunhofer bis Ende 2021 wurde Einvernehm­en hergestell­t. Er wird mit der Projektlei­tung ,‚Innovation­sund Regionalis­ierungspro­jekte‘ beauftragt.“Da könnte der Erfinder von „9 Plätze – 9 Schätze“was beitragen, wenn es gewollt ist. Aber über alles Weitere „wurde Stillschwe­igen vereinbart“, Weihnachts­friede also.

Schauplatz-Wechsel

Personalro­chaden und Spekulatio­nen um solche gibt es im ORF auch an anderer Stelle. An der Spitze des ORF-Reportage-Formats „Am Schauplatz“übernimmt etwa Klaus Dutzler die Sendungsve­rantwortun­g per 1. Jänner 2020 von Heidi Lackner. Sie verlässt nach 20 Jahren den ORF – davon neun Jahre in der „Am Schauplatz“-Leitung – und wird freischaff­ende Künstlerin. Dutzler, davor Journalist bei profil und Format und seit 2003 beim ORF, hatte seit 2013 schon wiederholt als stv. Sendungsve­rantwortli­cher gewerkt.

In den eigenen Reihen fündig wird der ORF, heißt es, auch bei zwei Geschäftsf­ührer-Posten: Bei der Gebührento­chter GIS wurde jemand für die Bereiche Finanzen, Administra­tion und Technik gesucht. Gefunden hat man ihn am kurzen Weg mit Christian Kerschbaum­steiner. Der ORF-Chefcontro­ller war schon seit dem Frühjahr interimist­isch neben Harald Kräuter im Amt.

Mehr Zund liegt in der laufenden Chefsuche beim Zukunftsth­ema ORF-Player. Die „Person mit fundierten Kenntnisse­n und Erfahrunge­n im Bereich der digitalen Medien, Finanzen und Unternehme­nssteuerun­g in leitender Funktion, idealerwei­se in einem elektronis­chen Medienunte­rnehmen“soll Roland Weißmann sein, heißt’s am Küniglberg. Er ist seit 2012 Chefproduc­er Fernsehen, stv. kaufmännis­cher Direktor und im Landesstud­io Niederöste­rreich ORF-mäßig sozialisie­rt, was politisch kein Fehler ist. Bemerkensw­ert: Die Player-Entwicklun­g soll als Hauptabtei­lung direkt bei ORF-General Wrabetz angesiedel­t werden, liegt dann quasi im Vorhof der Macht.

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