Kurier

Martin Bruckner ist Rapid-Präsident

Der Finanzexpe­rte setzte sich bei der Wahl mit 53% gegen Roland Schmid durch.

- SCHOENDORF­ER KARL

Nach geschlagen­er Wahl wurde gesungen. Roland Schmid hatte dem knappen Sieger Martin Bruckner fair gratuliert, der neue Präsident stand sichtlich gerührt auf der Bühne und die Fans stimmten die alte RapidHymne an. Das inbrünstig intonierte Lied vom einenden „grün und weißen Band“darf als Geste verstanden werden, dass nach einem harten Wahlkampf wieder das Gemeinsame in Hütteldorf im Vordergrun­d stehen soll.

„Ich habe keine Siegesrede vorbereite­t. Aber mein erstes Verspreche­n an euch ist, dass ich alle Rapidler wieder zusammenfü­hren will“, erklärte Krammer-Nachfolger Bruckner im vollen VIP-Klub des Allianz Stadions, danach folgte die erste Pressekonf­erenz des 53-Jährigen im heftig umkämpften Ehrenamt.

Bis zum Verkünden des Ergebnisse­s durch Herbert Kretz, den Vorsitzend­en des Wahlkomite­es, um genau 22.43 Uhr, war die Stimmung extrem angespannt gewesen. Beide Listen hatten ein enges Ergebnis erwartet – und das gab es nach dem ersten Wahlkampf in 120 Jahren Vereinsges­chichte auch: Martin Bruckner kam nach einer starken Rede auf 1.059 Stimmen (53%), Roland Schmid schaffte 926 und gratuliert­e sofort fair. 133 Stimmen Vorsprung hatte Bruckner, vielleicht auch wegen seiner emotionale­n Reaktion auf den Abschied von Andy Marek? Aber dazu später.

„Ein Tag ohne Stress aufwachen – das wird mir guttun, auch ich bin gezeichnet. Aber mir ist bewusst, wie groß die Aufgabe ist und wie viel Arbeit wartet“, kündigt Bruckner an, der „am liebsten bei einem gemeinsame­n Bier unter Rapidlern“die Gräben zur Liste Schmid zuschütten will.

Kranker Marek hört auf

Noch vor der Präsidente­nwahl hatte es eine Überraschu­ng gegeben. „Ich habe mich am 4. November einer schweren Operation unterzogen, werde hoffentlic­h wieder gesund, aber die für Rapid nötigen 100 Prozent gehen nicht mehr“, verkündete Stadionspr­echer und Klubservic­e-Leiter Andy Marek zu Beginn. Nach 27 Jahren hört die „Stimme von Rapid“im Februar 2020 wegen einer schweren Erkrankung auf.

Von den 2.245 anwesenden Mitglieder­n (2.005 waren wahlberech­tigt) gab es für Marek Standing Ovations und einige Tränen.

Kretz bedauerte dann, dass dem Wunsch nach der Fusion auf eine Liste („Dafür haben wir alles versucht“) nicht gefolgt wurde: „Der folgende Showkampf war einer Rapid nicht würdig und nützlich. Der kommende Präsident muss alle wieder unter dem Rapid-Wappen vereinen.“

Danach ging es um alles. Mitglieder meinen, die Stimmung war angespannt wie noch nie. Je elf Minuten Redezeit hatten die beiden Kandidaten zugestande­n bekommen. Die „Ur-Legende“Alfred Körner zog die Reihenfolg­e, Schmid musste beginnen.

Der Immobilien­unternehme­r baute seine Rede rund um den 20. April 2008 auf, als Rapid gegen Altach (3:0) den bislang letzten Meistertit­el fixierte. „Dieses ScheißGefü­hl, den Meistertel­ler zu holen, ist so lässig. Wir wollen den Teller wieder in Hütteldorf und glauben auch daran“, erklärte der 43-Jährige.

Nach einem Dank an ExPräsiden­t Krammer für den Stadionbau setzte Schmid auf ein modernes Element: ein flott geschnitte­nes Video, in dem Legenden Wahlwerbun­g betrieben. Hans Krankl sagte: „Wir haben keine Lust auf sportliche Kompromiss­e.“Der Applaus war groß.

Schmids finaler Appell: „Wählen Sie das Team, das den Meistertel­ler wieder nach Hütteldorf bringt.“

Finale Rede

Der Unterschie­d zur folgenden Ansprache von Bruckner lag nicht nur daran, dass der Finanzrefe­rent die Mitglieder per Du ansprach. Der Vorstand der Allianz-Investment­bank nutzte die Chance, sich persönlich emotional bei Marek zu bedanken. „Auch wenn mir das Redezeit kostet.“

Im Anschluss hatte der 54-Jährige seinen wohl bislang besten Wahlkampfa­uftritt. Mit einem Aufruf zur Versöhnung („Ich werde Rapid wieder einen“), einem Treuebeken­ntnis zur sportliche­n Führung („Didi und Zoki – ich stehe ohne Wenn und Aber hinter euch“), einem Verspreche­n, zu 100% für Rapid da zu sein und einem finalen Zitat von Mr. Rapid Dionys Schönecker, das an die Vergangenh­eit als Arbeiterve­rein erinnerte, erntete Bruckner ebenso frenetisch­en Applaus im vollen VIP-Klub des Allianz Stadions. Es sollte für Bruckner knapp reichen.

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 ??  ?? Wahlsieger: Präsident Martin Bruckner kam auf 53% des Votums, der Vorsprung auf Roland Schmid betrug nur 133 Stimmen
Wahlsieger: Präsident Martin Bruckner kam auf 53% des Votums, der Vorsprung auf Roland Schmid betrug nur 133 Stimmen

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