Der Gossip-Effekt: Was beim Klatschen im Gehirn passiert
Gefühle. Das Beziehungsleben der Kollegen, der Garten der Nachbarin, der Kleidungsstil des Chefs: Menschen lieben es, hinter dem Rücken anderer zu plaudern. Was dabei im Gehirn passiert, haben Neurowissenschafter erforscht. In ihrer Studie beschrieben Experten der chinesischen Shenzhen Universität und des US-amerikanischen Bridgewater College 2015 im Fachblatt Social Neuroscience, dass Gossip die Großhirnrinde anregt.
Interessante Einblicke
Für die Erhebung analysierten sie mit bildgebenden Verfahren die Gehirnaktivität männlicher und weiblicher Probanden – während diese positivem und negativem Gossip über sich selbst, enge Freunde und prominente Persönlichkeiten lauschten. Bei Teilnehmerinnen und Teilnehmern, die (wohlwollenden wie abwertenden) Klatsch über sich selbst sowie allgemein unschönen Gossip hörten, zeigte sich eine verstärkte Aktivität im präfrontalen Cortex. Ohne funktionierenden präfrontalen Cortex ist der Mensch nicht der, der er ist: Er ist maßgeblich an der Steuerung unseres Verhaltens beteiligt – etwa, wie wir uns in Gesellschaft richtig benehmen, uns sozial adäquat verhalten und organisieren. Die Forscher interpretierten die Aktivität in dieser Hirnregion dahingehend, dass die Probandinnen und Probanden ihr Verhalten am Klatsch orientieren. Den Autoren zufolge könnte dies mit dem menschlichen Bestreben zusammenhängen, von anderen positiv gesehen zu werden und sozial angepasst zu agieren. Unabhängig davon, ob dies widerspiegelt, was wir tatsächlich fühlen.
Neben dem Hirn interessierte die Forscher auch die Gefühlswelt der Teilnehmer. Wenig überraschend gaben diese in einer Befragung an, erfreut über positives Geschwätz über ihre Person zu sein – und verärgert, wenn sie Negatives über sich selbst hörten. Spannendes zeigte sich in puncto Promi-Klatsch: Vor allem klassische Celebrity-Skandale ließen Dopamin ins Belohnungszentrum schießen – die Männer und Frauen empfanden den Gossip als befriedigend und beglückend.