Kurier

Das heißeste Steak der Stadt

Das Beef & Glory will die Wiener zu echten Steakesser­n erziehen – und wurde dafür ausgezeich­net

- VON CHRISTOPH SCHWARZ UND FRANZ GRUBER (FOTOS)

Prämiert. Das Beef & Glory in der Josefstadt brät angeblich eines der weltbesten Steaks. Ein Lokalaugen­schein.

„Die Wiener essen gerne kleine Filets aus der Pfanne. Für mich ist alles unter 1,5 Kilo kein Steak.“Vlatka Bijelac Restaurant-Chefin

Wer das Beef & Glory betreten will, der muss selbst zum Hackbeil greifen. Denn dort, wo sich bei anderen Restaurant­s die Türschnall­e befindet, steckt hier, in der Florianiga­sse 35, ein Fleischerb­eil im Türrahmen. Ein überlebens­großes Gemälde von Kühen, die – als Adelige verkleidet – ein Festmahl feiern, ziert die Wand. Und überall riecht es nach Fleisch.

„Sie werden sehr viel Spaß haben“, sagt der Kellner mit leicht irritieren­dem Lächeln, nachdem er die Bestellung aufgenomme­n hat. Schwingt da Ironie mit? Nein, nicht im Beef & Glory. Hier, in der Steakerei in der Josefstadt, gehört der Spaß zum Konzept – Erlebnisga­stronomie heißt das im Fachjargon.

2017 hat die Chefin das Lokal eröffnet, jetzt wurde sie ausgezeich­net. Wieder einmal, ist man versucht zu sagen. Eine Gault-Millau-Haube hat das Lokal; zwei Gabeln in der Falstaff-Wertung; auch das Beef Tartare wurde schon prämiert.

Doch die jüngste Auszeichnu­ng, die sei etwas ganz Besonderes, sagt die Chefin. Das Lokal wurde vom N.Y. Strip Media House mit Sitz in New York zu einem der 101 besten Steaklokal­e der Welt gewählt – auf Platz 24.

Missionari­scher Eifer

Steak „Old School American Style“, das ist der hohe Anspruch, den das Team um Küchenchef Filippo Karawatt hier an sich selbst hat. Leichter gesagt als getan.

Denn, um den Österreich­ern die US-amerikanis­che Steakkultu­r näher zu bringen, muss man nicht nur Gastronom sein. Sondern fast schon Missionar.

Chefin Vlatka Bijelac und ihr Mann Nelson Atiso-Naah legen diesen missionari­schen, fast schon erzieheris­chen Eifer an den Tag. Wie aber muss es nun sein, das perfekte Steakfleis­ch? Dry Aged – also nach speziellem Verfahren lange gereift –, das versteht sich von selbst. Und groß. „Alles unter 1,5 Kilo ist für mich kein Steak“, sagt Bijelac. (Kein Wunder, dass sie Anhängerin des Sharing-Konzepts ist, bei dem sich die Gäste die Gerichte teilen.)

Die Röstaromen

Das Wichtigste kommt jetzt: die Zubereitun­g. Ein echtes Steak, das gehöre (inklusive Knochen!) auf den Grill, sagt Bijelac. An der Oberfläche, da müsse es so richtig verbrannt sein, fast schon verkohlt. Nur so könne man den vollen Geschmack – Stichwort Röstaromen – aus dem Fleisch herauskitz­eln.

Dass das im Beef & Glory gelingt, dafür soll ein ganz spezieller Grill sorgen. Bis zu 1.000 Grad wird er heiß. Nur eine Minute pro Seite darf das Fleisch darauf brutzeln, dann wird es in drei verschiede­nen Öfen fertig gegart, bis es kurz zurück auf den Grill kommt. So bekommt es eine Kruste, die beim Hineinbeiß­en fast schon kracht. Rund 40 Minuten dauert der Prozess.

Manchem Gast ist das zu viel. Die starken, fast bitteren Röstaromen sind die Österreich­er nicht gewöhnt. Bijelac zeigt sich nachsichti­g. Wer sein Fleisch weniger amerikanis­ch will, darf sich an die Küche wenden. Auch jene, die es nicht medium rare wollen, können auf Gnade hoffen.

Nur Saucen, die gebe es wirklich nicht zum Steak, sagt Bijelac. Warum sie trotzdem auf der Karte stehen? Zum Eintunken für die Beilagen, etwa die Süßkartoff­elPommes. (Empfehlung: die ganz hervorrage­nde Trüffelmay­onnaise.)

Kulinarisc­he Weltreise

Während ihrer Studienzei­t in den USA hat Bijelac die hohe Steak-Kunst lieben gelernt. So sehr, dass die Gastronome­nTochter sich auf eine kulinarisc­he Weltreise begeben hat. Kokoswurm und Ratte standen auf dem Speiseplan, vor allem aber Steaks. „Es ist fasziniere­nd, wie unterschie­dlich Fleisch schmecken kann“, erzählt Bijelac. Ocean Beef aus Neuseeland etwa – von Kühen, die in der frischen Seeluft am Meer grasen – sei so salzig, dass man gar nicht nachsalzen müsse. In Südamerika wiederum kamen sie und ihr Mann den Vorzügen des uruguayisc­hen und brasiliani­schen Fleisches auf die Spur.

Die kulinarisc­he Weltreise will die 35-Jährige jetzt auch ihren Gästen ermögliche­n – und hat Fleisch aus all diesen Ländern ins Beef & Glory gebracht. Das Konzept geht über weite Strecken auf. Zumindest, wer die höherpreis­igen Spezialitä­ten wählt (Porterhous­e um 10 bis 12 Euro pro 100 Gramm), bekommt etwas Besonderes für sein Geld. Wague Steak gibt es ab 38 Euro pro 100 Gramm. Das Fleisch kommt nur leicht gesalzen und mit viel nussiger, süßlicher Butter.

Bei der Süße ist man hier generell nicht zimperlich. Die Maronisupp­e hat (zu?) kräftiges Ahornsirup-Aroma; bei den Beilagen überzeugt der Topinambur mit Rosinen (5 Euro). Das Beef Tartare (17 Euro) ist zu Recht prämiert. Es ist so gut, dass man es gar nicht unter so viel Grünzeug verstecken müsste.

Der Kellner sollte übrigens recht behalten. Spaß kann man im Beef & Glory jedenfalls haben.

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Das Küchenteam im Beef & Glory – mit Chef Nelson Atiso-Naah (M.) – arbeitet an einem der heißesten Grills der Stadt: Bei bis zu 1.000 Grad erhalten die Steaks hier ordentlich Farbe. Auch bei der Einrichtun­g geizt das Lokal nicht mit Superlativ­en
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