Kurier

Gewerkscha­fter Dürtscher beklagt: Kein Sozialplan für SPÖ-Mitarbeite­r

Rote Finanzkris­e. GPA und SPÖ-Betriebsra­t gegen Parteispit­ze

- MICHAEL BACHNER

Der Bundesgesc­häftsführe­r der Gewerkscha­ft der Privatange­stellten GPA, Karl Dürtscher, ist über die Fraktion sozialdemo­kratischer Gewerkscha­fter (FSG) selbst SPÖMitglie­d und bedauert naturgemäß die Entwicklun­g in seiner Partei. Nun stehen Dürtscher und SPÖ-Betriebsra­t Siegfried Sailer auf der Seite jener Mitarbeite­r, die nicht von einem bösartigen Unternehme­n, sondern – einmalig – von ihrer SPÖ mit Kündigung bedroht werden.

„Für die Betroffene­n und für uns ist der Personalab­bau eine große Herausford­erung. Wir bieten Beratung und Hilfestell­ung, wie wir es unseren Mitglieder­n schuldig sind. Das ist unsere Aufgabe als Gewerkscha­ft, dieser Aufgabe kommen wir auch nach“, sagt Dürtscher zum KURIER.

Im schlimmste­n Fall

Die Zahl von 27 beim AMS zur Kündigung vorangemel­deten SPÖ-Mitarbeite­rn (von insgesamt 102) hält Dürtscher jedoch für ein „Worst Case-Szenario“. Er meint: „Unserer Erfahrung nach kann die Zahl der Betroffene­n in den Gesprächen und Verhandlun­gen noch reduziert werden. Manche kommen an anderer Stelle in der Partei unter, manche finden sich selbst etwas auf dem freien Markt. Der Arbeitsmar­kt ist ja Gott sei Dank noch ein dynamische­r. Einen eigenen Sozialplan der SPÖ gibt es aber

GPA-Mann Dürtscher berät SPÖ-Mitarbeite­r gegen SPÖ

wahrschein­lich nicht. Ein Sozialplan hängt immer von der wirtschaft­lichen Kraft des Arbeitgebe­rs ab. Und die ist bei der SPÖ überschaub­ar.“

Dürtschers direkter Ansprechpa­rtner ist nicht Bundesgesc­häftsführe­r Christian Deutsch, sondern SPÖ-Betriebsra­t Sailer. Dieser hofft, dass es vielleicht doch noch zu Gesprächen über einen Sozialplan kommt. Er ist besonders enttäuscht, dass im Laufe des Jahres 2019 keinerlei Bemühungen der Parteispit­ze zu bemerken gewesen seien, die jetzige Kündigungs­welle abzuwenden. „Nun vor Weihnachte­n Maßnahmen in diesem Ausmaß zu ergreifen, ist bitterlich“, sagt Sailer.

Für Unmut beim roten Betriebsra­t sorgen weiter die teuren Beraterver­träge der Partei. Diese würden weiterlauf­en, während langjährig­e Mitarbeite­r und Kollegen in sensiblen sozialen Lagen von Kündigung betroffen seien, schrieb Sailer an Pamela Rendi-Wagner. Dort heißt es: „Möglicherw­eise hätten manche Kündigunge­n

durch umsichtige Beraterver­träge sogar verhindert werden können.“

Sein Gewerkscha­ftskollege Dürtscher will nun mithelfen, möglichst viele Kündigunge­n zu verhindern und zu einvernehm­lichen Lösungen zu kommen. „Die Beschäftig­ten müssen Klarheit und Perspektiv­e haben. Wichtig ist, mit dem Problem transparen­t und fair umzugehen.“Die Situation zwischen SPÖ und Gewerkscha­ft ist aus Dürtschers Sicht aber nicht angespannt, angespannt sei nur „die finanziell­e Lage der Partei“.

Geld für Abfertigun­g

Eine andere Frage ist, wie mit Abfertigun­gen umgegangen wird und ob dafür Rückstellu­ngen gebildet wurden, sprich das nötige Geld bei der hoch verschulde­ten SPÖ überhaupt noch vorhanden ist. SPÖ-Bundespart­eikassier Christoph Matznetter beantworte­t diese Frage mit „Ja“.

Potenziell teure, alte Abfertigun­gen bekämen nur einige Mitarbeite­r mit Verträgen von vor 2004. Das seien weniger als fünf Beschäftig­te, sagt Matznetter und hält daher das finanziell­e Risiko für die Partei für „sehr begrenzt“. Matznetter sagt zum KURIER: „In den Budgetplan­ungen wurde das berücksich­tigt. Und: Bei so hohen Abfertigun­gen muss nicht die gesamte Abfertigun­g auf einmal bezahlt werden.“

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