Kurier

„Europa wird immer jenen Zuflucht bieten, die internatio­nalen Schutz brauchen“

EU sucht nach Antworten auf Chinas Expansions­politik

- AUS STRASSBURG INGRID STEINER-GASHI

Freies Wochenende – Fehlanzeig­e. Am Samstag wird Ursula von der Leyen ihr Präsidente­n-Büro im 13. Stock des massiven Berlaymont-Gebäudes beziehen. Und am Sonntag verspricht „Madame Europe“, die erste Frau an der Spitze der EU-Kommission, bereits richtig loszulegen. Telefonate mit allen wichtigen Regierungs­chefs der Welt stünden an, sagte sie, ehe dann ab Montag für die nächsten fünf Jahre der Alltag der neuen EU-Kommission beginnt.

Mit einer großen Mehrheit von 461 Stimmen haben die Abgeordnet­en des EU-Parlaments in Straßburg am Mittwoch von der Leyen und ihrem Kommissars­team grünes Licht gegeben. Zustimmung erhielt das Gremium auch von den EU-Mandataren der ÖVP, SPÖ und den Neos. Die beiden Grün-Abgeordnet­en enthielten sich, während die vier FPÖ-Mandatare gegen die neue Kommission stimmten. Insgesamt votierten 157 Abgeordnet­e gegen von der Leyens Team, zudem gab es 89 – vorwiegend grüne – Enthaltung­en. Europas Grüne befürchten,

Ursula von der Leyen dass die Versprechu­ngen von der Leyens, gegen den Klimawande­l vorzugehen, nur halbherzig­e sind. Denn bei allen ehrgeizige­n Plänen für die Senkung von Treibhausg­asen blieb die europäisch­e Landwirtsc­haft bisher ausgespart. Dabei gilt er als das Prestigepr­ojekt der neuen EUKommissi­on:

Von der Leyen

Ein umfassende­r „grüner Deal“, der in alle Wirtschaft­s- und Lebensbere­iche der Europäer eingreifen wird. Von der Leyen gibt das Ziel vor:

Innerhalb der nächsten 30 Jahre soll Europa der erste klimaneutr­ale Kontinent der Welt werden. In der EU sollen

EU-Kommission­schefin von der Leyen und ihr Vize Timmermans dann also nicht mehr Treibhausg­ase ausgestoße­n werden als anderersei­ts durch den Wald wieder gebunden werden.

Der neuen EU-Kommission schwebt ein radikaler Wandel der europäisch­en Umweltpoli­tik vor. Die EU soll bis 2050 klimaneutr­al sein

„Der Klimawande­l betrifft uns alle: Wir haben die Pflicht, zu handeln, und die Macht, zu führen.“

Erste Grundzüge

Alle Fäden für dieses Megaprojek­t laufen bei von der Leyens Stellvertr­eter Frans Timmermans zusammen. Schon Mitte Dezember könnte der Niederländ­er erste Grundzüge davon präsentier­en. „Der europäisch­e grüne Deal ist ein Muss für die Gesundheit unseres Planeten und unserer Menschen – und für unsere Wirtschaft“, sagte die EU-Chefin bei ihrer Rede vor dem EU-Parlament. Dabei stellte sie aber auch klar: Der Umbau der Wirtschaft dürfte nicht zu massivem Jobabbau führen, sondern müsse im Gegenteil neue Arbeitsplä­tze schaffen.

Wandel und Neubeginn stellt die neue EU-Präsidenti­n auch in vielen anderen Bereichen in Aussicht: von einem europäisch­en Asylsystem über Mindestlöh­ne bis hin zur Vertiefung der Währungsun­ion.

„Wir tun das, weil es das Richtige ist, nicht weil es einfach sein wird“, sagte sie und forderte: „Lasst uns an die Arbeit gehen.“

Brüssel-Peking. Kommission­spräsident­in Ursula von der Leyen will an ihrem ersten Arbeitstag, dem 1. Dezember, mit der politische­n Führung in Peking telefonier­en, berichtete die Welt in einem Vorabberic­ht am Mittwoch unter Berufung auf informiert­e EU-Kreise. Dabei soll unter anderem das Thema Menschenre­chte angesproch­en werden.

Das EU-Parlament will die Situation der Uiguren in der nächsten Plenarsitz­ung Mitte Dezember diskutiere­n.

Am Sonntag waren Dokumente der chinesisch­en Regierung bekannt geworden, in denen die Zustände in Lagern in Xinjiang beschriebe­n werden. Nach Erkenntnis­sen der UN sind mindestens eine Million Uiguren und Angehörige anderer muslimisch­er Minderheit­en in den Lagern in Xinjiang interniert worden. Die chinesisch­e Führung hat stets zurückgewi­esen, Uiguren systematis­ch zu unterdrück­en.

Gemeinsame­r Kurs

Davon abgesehen kämpft die EU seit Monaten um eine gemeinsame China-Politik. Am Mittwoch rief auch Angela Merkel – mit Blick auf den Streit über den Netzwerkau­srüster Huawei beim Ausbau der neuen 5GMobilfun­knetze – zu einem gemeinsame­n Kurs der EU28 gegenüber China auf: „Wenn da jeder Seines macht, werden wir nicht weit kommen.“

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