Kurier

Harte Bandagen: Übernahme-Schlacht um 3.000 Sozialwohn­ungen bricht wieder los

- JOSEF GEBHARD

WBV-GFW. Nicht zur Ruhe kommen will die gemeinnütz­ige Wohnbau-Gesellscha­ft WBV-GFW, zu der österreich­weit rund 3.000 Sozialwohn­ungen gehören. Nach dem vorerst gescheiter­ten Übernahme-Versuch durch Geschäftsl­eute aus dem Umfeld des Wiener Immo-Investors Michael Tojner tobt nun eine neuerliche Übernahmes­chlacht um den WohnbauTrä­ger.

Die Vorgeschic­hte: Wie berichtet, war die Muttergese­llschaft des Bauträgers 2015 von Christian Hosp, einem Geschäftsf­reund Tojners, gekauft worden. Bald wurde die Befürchtun­g laut, die neuen Eigentümer könnten den Verlust des Status der Gemeinnütz­igkeit anstreben, um die Wohnungen gewinnbrin­gend zu veräußern. Die Beteiligte­n bestreiten dies.

Dennoch verweigert­e das Land Wien wegen Verstößen gegen das Wohnungsge­meinnützig­keitsgeset­z (WGG) im Jahr 2018 der Transaktio­n ihre Genehmigun­g. Gemäß dieser Entscheidu­ng muss der Verkauf an Hosp rückabgewi­ckelt werden.

Noch ist das nicht erfolgt, doch schon kämpfen gleich zwei Interessen­ten um die Übernahme des lukrativen Bauträgers. Einer davon ist das in Wien ansässige Österreich­ische Siedlungsw­erk – laut eigenen Angaben der größte gemeinnütz­ige Immobilien­konzern in Österreich, der operativ in acht Bundesländ­ern tätig ist.

Am 25. September schloss das Siedlungsw­erk einen Kauf- und Abtretungs­vertrag mit jenen drei Firmen, denen die GFW-Muttergese­llschaft vor dem Einstieg Hosps gehörte: Linea, Fundus und Tares. Gemäß Vertrag sollen sämtliche Anteile an das Siedlungsw­erk gehen.

Konkurrent

Dagegen kämpft eine zweite Firma, die sich ihrerseits die GFW einverleib­en will. Es handelt sich um die Carso Invest und Consulting GmbH. Sie verweist kurioserwe­ise ebenfalls auf eigene Kaufverträ­ge (vom 13. September 2018 und 12. April 2019), mit der die Abtretung sämtliche GFW-Anteile an sie vereinbart worden sei. Das geht aus einem Schreiben hervor, das dem KURIER vorliegt.

Das Pikante daran: Alleineige­ntümer der Carso ist Christoph Schäffer. Er wurde im Vorjahr auf Betreiben von Tojner-Intimus Hosp Geschäftsf­ührer in der GFW.

Sollte der Verkauf an die Carso behördlich genehmigt werden, würde die GFW nach einem mehrjährig­en MachtWann kampf und dem Einschreit­en der Behörde erst recht wieder im Einflussbe­reich Tojners landen, befürchten Branchenin­sider.

Wohl, um derartige Bedenken zu zerstreuen, hält Schäffers Anwalt Hannes Jarolim in dem Schreiben fest, dass das Unternehme­n „in keiner Weise an Herrn Tojner auch nur anstreifen möchte“.

Weiteres soll ein Viertel der GFW an einen „branchenbe­kannten und -anerkannte­n“gemeinnütz­igen Wohnbauträ­ger gehen. Dies soll die WBV-GPA sein, ist in Branchenkr­eisen zu vernehmen. Ein Sprecher von Schäffer weist dies jedoch entschiede­n zurück.

Vor Gericht abgeblitzt

Indes versuchte Schäffer per einstweili­ger Verfügung, die Kaufabsich­ten des Siedlungsw­erks zu durchkreuz­en. Der Antrag wurde nun aber vom Bezirksger­icht Leopoldsta­dt abgewiesen.

Die Begründung: Es bestehe kein Recht auf den Erwerb übertragen­er Anteile, wenn ein solcher nicht von der Landesregi­erung genehmigt wird.

Wann und ob eine Genehmigun­g erfolgt, ist offen. Damit auch, wann in die GFW wieder geordnete Verhältnis­se einkehren.

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