Zart, flirrend und verträumt
BA Kunstforum Wien. „Pierre Bonnard – Die Farbe der Erinnerung“(bis 12. 1.)
Er ist international längst ein Star, „ein Säulenheiliger der Kunst des 20. Jahrhunderts“, sagt Ingried Brugger, die Direktorin vom Bank Austria Kunstforum Wien. „Nur in Österreich muss er erst noch ein bisschen ans Licht geholt werden.“
Der Maler Pierre Bonnard (1867-1947) steht in einer Reihe mit Matisse, Picasso und den Impressionisten. Die aktuelle Ausstellung auf der Freyung – in Kooperation mit der Tate London und der Ny Calsberg Glyptotek Kopenhagen – konzentriert sich „auf das reife und vielschichtige Werk eines Künstlers, der zu sich gefunden hat, zwischen Impressionismus und einem ganz großen wegweisenden Schritt in die Zukunft“.
Die Kuratorin Evelyn Benesch ergänzt: „Bonnard baut über der sparsamen eleganten Formensprache, die er in der Auseinandersetzung mit den japanischen Holzschnitten gelernt hat, seine ganz eigene Ästhetik auf.“Und entwickelt – lebenslang fast unberührt von den avantgardistischen Strömungen seiner Zeit – eine unverkennbar eigene Form- und Farbsprache. Mit seinen oft verträumt anmutenden Bildern und zarten, flirrenden Farbschattierungen gilt er lange Zeit als eine Art „verspäteter Impressionist“.
„Ihn interessiert das Verhältnis von innen und außen, er beschneidet gern seine Figuren, spielt mit Perspektiven, die nicht eindeutig zuzuordnen sind“, erklärt Benesch. „Er versucht wiederzugeben, was passiert, wenn man einen Raum betritt, und alles in diesem Raum auf einmal gleichzeitig sieht. Der Künstler fordert uns quasi auf, mit dem Blick im Bild auch herumzuwandern. Und dieses Prinzip behält Bonnard Zeit seines Lebens bei.“
Bezeichnenderweise malte er grundsätzlich nicht vor dem Motiv. Stattdessen entstanden seine Gemälde aus der Erinnerung und Einbildungskraft, in einem komplett leeren Atelier. Lediglich kleinformatige Skizzen auf Papier dienten ihm als Gedächtnisstützen. Dieses Vorgehen erklärt die oft irritierend traumartige Wirkung seiner Werke.
Die auch seinen Freund Matisse beeindruckt. Ein Jahr nach Bonnards Tod prophezeit er: „Ja! Ich bezeuge, dass Pierre Bonnard ein großer Maler ist, für heute und bestimmt auch für die Zukunft.“
Bis 12. 1. im Bank Austria Kunstforum Wien, 1., Freyung 8, tgl. 10-19 und Fr. 10-21 Uhr. Buch zur Ausstellung, Hirmer Verlag, München, 32 €