„Zellentwicklung ist wie Kuchen backen“
Warum BMW dort eigene Wege geht. Was das Kompetenzzentrum Batteriezelle damit zu tun hat
Anlässlich der Eröffnung des neuen Batteriezentrums in München wollte BMW auch seine Kompetenz und Erfahrung rund um E-Mobilität zeigen.
· Erfahrung Derzeit können BMW-Kunden unter zwölf elektrifizierten Autos wählen, das sind Hybrid- wie batterieelektrische Modelle. Rund 500.000 elektrifizierte Autos hat BMW bereits verkauft. Der i3 mit Kevlar-Karosserie und E-Antrieb war lange Zeit das meistverkaufte EAuto aus Deutschland.
Seit der Entwicklung des i3, der 2008 auf den Markt kam, „war uns klar, dass Batteriezellen kein Schüttgut sind“, so ein BMW-Manager. Vielmehr ist es ein Differenzierungsmerkmal, da die Zellen ganz wesentlich Leistung, Lebensdauer, thermisches und Lade-Verhalten der Batterie in elektrifizierten Autos bestimmen.
BMW will auch künftig keine Batteriezellen in Großserie produzieren, so Konzernchef Oliver Zipse, sehr wohl aber genau wissen, was man brauche und so den derzeit zwei Batterielieferanten CATL und Samsung eine genaue Spezifikation liefern.
Dafür entwickelt BMW selbst Zellen in Kleinserien, untersucht die verschiedenen Inhaltsstoffe und bedenkt bereits in der Entwicklung das künftige Recycling.
Der BMW i4 soll 2021 auf den Markt kommen. Er soll dank der Vorzüge der 5. Generation des E-Drive-Antriebssystems 600 km Reichweite mit 80-kWh-Akkus schaffen
„Zellentwicklung ist wie Kuchenbacken“, so ein Manager. „Es geht nicht nur um die Zutaten, sondern auch um das Mischungsverhältnis sowie den Ofen, wo alles gebacken wird.“Um dieses Wissen zu bündeln, entstand in den vergangenen zwei Jahren ein neues Batteriezentrum um 200 Mio. € und mit 200 Mitarbeitern in München.
· Versorgungssicherheit BMW hat beschlossen, Lithium und Kobalt selbst zu kaufen und es an die Zellfabrikanten weiterzuleiten. Unser Kobalt ist „kongofrei“, betonten die Manager stolz. Kobalt, ein wichtiger Rohstoff für leistungsfähige Lithium-Batterien, bezieht BMW künftig ausschließlich aus Marokko sowie Australien. In Australien kauft BMW auch Lithium ein.
· Recycling Mit großseriellen Recyclingmethoden rechnen BMW-Experten bis 2025. Heute fehle vielfach auch das Material dafür (siehe Artikel unten). Grundsätzlich lassen sich Metalle wie Kobalt, Kupfer, Mangan oder Nickel sehr gut zurückgewinnen. Die Recyclingrate beträgt mehr als 90 %. Diese „Sekundärrohstoffe“sind laut BMW sehr wichtig für die Versorgungssicherheit, sie werden jedoch bis auf Weiteres teurer sein als der frisch abgebaute Rohstoff (siehe Motor-KURIER 17.10.’19).
Lithium wird derzeit nicht zurückgewonnen, weil es sich wirtschaftlich nicht rechnet. Recyceltes Lithium sei „um ein Vielfaches teurer“als neues.
· Neue Technologien Anders als Mitbewerber wie Porsche oder Kia will BMW vorerst keine 800V-Technologie in E-Autos einsetzen. Das Kosten-Nutzen-Verhältnis spreche derzeit dagegen.
Gleich argumentiert BMW auch auf die Frage nach Feststoffbatterien, die ohne flüssigen Elektrolyt auskommen und so weniger brandgefährlich sind als aktuelle Lithium-Batterien. Auch von der Kombination verschiedener Zelltypen (Leistungsbzw. Speicherzellen) hält BMW derzeit wenig.
· Brennstoffzelle BMW rechnet damit, dass die aktuell anlaufende großserielle Produktion von Brennstoffzellen mit der aktuellen Technologie erfolgen wird. Die Großserie werde auch die Preise purzeln lassen. Derzeit kostet eine Brennstoffzelle im
Vergleich zu einer Lithium-Batterie, so BMW, das Drei- bis Vierfache. Bis 2025 sollen beide ungefähr gleich viel kosten.
· E-Motor Mit der nächsten, der fünften Generation des E-Antriebs ab 2020 werden die E-Motoren bei BMW ohne Permanentmagnete und seltene Erden auskommen, so Oliver Zipse.
· E-Plattform Anders als VW will BMW keine modellübergreifenden Plattformen für ausschließlich E-Fahrzeuge entwickeln.
· Antriebsvielfalt Auch wenn die E-Mobilität bei BMW laut Zipse „die am schnellsten wachsende Antriebsart“mit Steigerungsraten von 30 % ist – „die E-Mobilität wird auf lange Sicht nicht die einzige bleiben.“Sprich, es wird weiterhin auch Verbrennungsmotoren geben.
Das E-Mobilitätsziel von BMW lautet: Bis 2021 soll ein Viertel der verkauften Modelle elektrifiziert sein. Bis 2025 soll es ein Drittel sein und ab 2030 die Hälfte. Erreicht werden soll dies mit 25 elektrifizierten Modellen ab 2023, wovon mehr als 50 % batterieelektrisch unterwegs sein sollen. Den Bericht in voller Länge lesen Sie auf motor.at
Eine Batteriezelle besteht aus 300-400 Einzellagen