Kurier

Aus für FPÖ-Zugpferde

➜ Innenminis­ter Peschorn stoppt Kickls Prestigepr­ojekt, die berittene Polizei ➜ Freiheitli­che Partei will Strache stoppen: Ex-Chef vor dem Ausschluss

- VON JOHANNA HAGER UND IDA METZGER

Noch ermitteln die Behörden. Noch gilt die Unschuldsv­ermutung. Noch ist nicht Recht gesprochen worden. Ein Gericht hat jedoch bereits getagt: Das Parteischi­edsgericht der Wiener FPÖ wurde, wie der KURIER erfahren hat, damit beauftragt, dem Vorstand der Landespart­ei eine Empfehlung abzugeben: Soll der ehemalige Parteichef und Vizekanzle­r Heinz-Christian Strache von der FPÖ ausgeschlo­ssen werden – oder nicht?

Den Vorsitz des Schiedsger­ichts hat formal Peter Sidlo. Doch er nimmt diesen, weil er sich „befangen fühlt“, wie es heißt, nicht wahr. Sidlo wurde 2019 zum Finanzvors­tand der Casinos Austria bestellt. Strache hat sich um die Beförderun­g zumindest „gekümmert“, wie aus Handy-Chats hervorgeht. Statt Sidlo leitet nun dessen Stellvertr­eter, Friedrich Stefan, das Schiedsger­icht. Dessen Empfehlung hätten heute,

Donnerstag, FPÖ-Bundespart­eiobmann Norbert Hofer und FPÖ-Wien-Chef Dominik Nepp verlautbar­en sollen. Doch kurz vor 22 Uhr wurde die Entscheidu­ng vertagt.

Das Wiener Landespart­eigericht braucht noch länger, weil Zeugen befragt werden sollen. Eventuell soll auch Strache aussagen. In einem Statement an die teilte dieser mit, dem Gremium „ein versöhnlic­hes Angebot“unterbreit­et zu haben. Damit bezog er sich auf die von ihm vorgeschla­gene Urabstimmu­ng seiner Kandidatur in Wien sowie die Aufhebung seiner Suspendier­ung. Aber egal wie der Beschluss ausfallen werde, er werde diesen akzeptiere­n.

Geht es nach Hofer, Klubchef Herbert Kickl und Nepps Kollegen in den Bundesländ­ern, ist der Ausschluss fix. Nur Johann Tschürtz aus dem Burgenland will „zuwarten, bis die Staatsanwa­ltschaft und Gerichtsba­rkeit entschiede­n haben“.

Partei schädigend

Zur Last gelegt wird Strache seitens der Partei nebst dem Ibiza-Video insbesonde­re die Abrechnung seiner Spesen; summa summarum ein die Partei schädigend­es Verhalten. Anlass für Argwohn gab Strache jüngst selbst: neben dem Angebot, Wiener FPÖChef werden zu wollen, ein Foto, das ihn mit Milliardär

Frank Stronach zeigt. Damit wurde das Gerücht genährt, wonach Strache eine eigene Liste für die Wien-Wahl 2020 plant.

Während Stronachs Anwalt Michael Krüger angibt, das Gespräch habe „keine politische Relevanz“gehabt, gibt es immer mehr Informatio­nen, die ein politische­s Comeback möglich erscheinen lassen. „Er legt es darauf an, rausgeschm­issen zu werden“, wissen langjährig­e Weggefährt­en zu berichten. Strache sei durch und durch Politiker, sei ebenso von seiner Unschuld überzeugt wie von seinem Erfolg bei den Wählern.

Für Jänner habe Strache einen „großen Saal gemietet“, heißt es, und eine „Ankündigun­g“geplant: eine eigene Liste für die Wien-Wahl, die spätestens im Herbst 2020 stattfinde­n soll. „Er hat das Potenzial, den Freiheitli­chen in Wien weh zu tun“, so Politikexp­erte Thomas Hofer. Vor allem weil FPÖ-Wien-Chef Nepp nicht bekannt sei. Mehr als rund fünf Prozent seien aber nicht drinnen, denn „Straches Image ist bei vielen im Keller“.

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 ??  ?? FPÖ-Wien-Chef Nepp und FPÖ-Bundespart­eiobmann Hofer beerbten ihn jeweils – heute schließen sie Strache aus der FPÖ aus
FPÖ-Wien-Chef Nepp und FPÖ-Bundespart­eiobmann Hofer beerbten ihn jeweils – heute schließen sie Strache aus der FPÖ aus
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